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Elektromobilität: UPS bestellt 125 Tesla-Trucks blind

Auch der US-Paketriese gibt dem E-Mobilitätspionier aus Kalifornien einen Vertrauensvorschuss und ordert die bisher höchste Stückzahl der für 2019 angekündigten Elektro-Sattelzugmaschine. Sie soll mit 110.000 Euro Basispreis auch überraschend günstig sei. Dennoch bleiben viele Fragezeichen.

Vorschuss an Vertrauen: Erste Großkunden bestellen den Tesla Semi-Truck, ohne ihn gefahren zu haben. | Foto: Tesla
Vorschuss an Vertrauen: Erste Großkunden bestellen den Tesla Semi-Truck, ohne ihn gefahren zu haben. | Foto: Tesla
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Johannes Reichel

Nach Fercam, DHL und Pepsico hat mit dem US-Paketdienstleister UPS ein weiterer großer Logistikkunde einen Auftrag für die vollelektrisch angetriebenen Sattelzugmaschinen von Tesla erteilt. Der Logistikdienstleister will gleich mit einer Stückzahl von 125 Exemplaren des sogenannten Tesla „Semi-Trucks“ elektrisch durchstarten und damit seine Bemühungen im die Reduzierung der CO2-Emissionen im Fuhrpark untermauern. Bis 2025 soll der Ausstoß der UPS-Flotte weltweit um zwölf Prozent sinken. „Wir freuen uns, den Aufbau einer Spitzenflotte mit Tesla weiter voranzutreiben“, erklärte Juan Perez, Chief Information and Engineering Officer bei UPS anlässlich des Auftrags. „Die bahnbrechenden Sattelzugmaschinen läuten eine neue Ära ein: Verbesserte Sicherheit, weniger Umwelteinflüsse und verringerte Haltungskosten stehen im Kern der Investition“, gab sich der Logistikmanager überzeugt. Um die zu erwartende Leistung während des Lebenszyklus bei UPS zu ermitteln, hat der Paketdienstleister Tesla Fahrtendaten zur Verfügung gestellt.

Die Sattelzugmaschinen des kalifornischen E-Mobilitäts-Pioniers sollen mit einer Batterieladung eine Reichweite von je nach Akkupaket 480 bis 800 Kilometer erzielen und dem Fahrer besonderen Komfort bieten. Die avisierten Betriebskosten sollen dem Vernehmen nach 20 Prozent niedriger liegen als bei einem konventionellen Truck. Der Anschaffungspreis rangiert mit offiziell angekündigten 110.000 Euro für die 500-km-Version und 150.000 Euro für die 800-km-Variante etwa doppelt so hoch wie bei einer konventionellen Sattelzugmaschine, für einen E-Laster aber vergleichsweise niedrig und deutlich günstiger als erwartet. Tesla will die Produktion 2019 starten. UPS soll die Fahrzeuge dann als eines der ersten Unternehmen in Betrieb nehmen. Der Logistikkonzern forscht und entwickelt selbst an batterieelektrischen und brennstoffzellenbetriebenen Elektro-Lieferfahrzeugen. In Europa arbeitet das Unternehmen seit Jahren mit dem zuletzt von einem chinesischen Investor übernommenen schwäbischen Umrüster EFA-S zusammen und recycled ausgediente 7,5-Tonnen-Zustellfahrzeuge vom Typ Mercedes-Benz Vario und Iveco Daily.
 

Was bedeutet das?

Einmal mehr stellt der geniale Vermarkter Elon Musk seine Talent unter Beweis: Ohne dass die Kunden auch nur einen Meter gefahren wären mit dem bereits jetzt sagenumwobenen Tesla Semi-Truck, bestellen sie blind. Im Vertrauen darauf, dass der charismatische, kalifornische Visionär das schon richten wird. Wären es nicht solche ausgebufften Großkonzerne wie UPS, DHL oder Pepsi, man könnte ihnen Blauäugigkeit vorwerfen. Denn nicht zuletzt die gravierenden Probleme um den Launch des kompakten Massenmodells Tesla 3 zeigen, dass auch ein Musk nicht hexen kann und Autos zu bauen einen Kunst ist, die hohe Komplexitätsbeherrschung voraussetzt. Ganz zu schweigen vom Lkw-Bau, der nicht unbedingt trivialer ist. Schließlich sollen sich die Trucks versprochenermaßen über 1,6 Millionen Kilometer vor allem pannenfrei nützlich machen. Man darf sehr gespannt sein, wie Tesla das binnen zwei Jahren hinbekommen will, woran Großkonzerne seit Jahrzehnten arbeiten: Dem wartungsarmen oder gar wartungsfreien Lastwagen.

Wenig plausibel ist auch Musks Reichweitenstrategie: Will der Tesla-Truck auch nur annähernd auf die markgängige Nutzlast kommen, müssten die Akkus viel kleiner sein als für 500 bis 800 Kilometer. Da besteht der halbe Truck aus Batterien, respektive die Hälfte der Nutzlast rauben die Akkus. Und ob sich damit eine CO2-Reduktion über den gesamten Produktions- und Betriebszyklus erzielen lässt, ist höchst zweifelhaft. Überhaupt: Nicht im Mittel- oder Fernverkehr, sondern vielmehr in der City-Distribution macht die gewerbliche E-Mobilität Sinn. Die Route 66 wird noch lange von Diesel-Trucks bedient werden - hier macht der Diesel-Motor ja auch unbestreitbar Sinn und spielt alle seine Trümpfe aus. Ganz ehrlich: Irgendwie hat Musk eine Antwort auf eine Frage gegeben, die so keiner gestellt hat. Aber wenn der Kunde bestellt, muss wohl was dran sein, am Truck von Tesla.  

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