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Meinungsbeitrag

E-Tretroller: Schluss mit Free Floating auf Wegen und Flüssen!

Nachdem Taucher im Rhein bei Köln hunderte E-Tretroller gespottet haben, stellt sich die Frage der Nachhaltigkeit der leichten E-Fahrzeuge verschärft. Die Städte sollten das Free Floating beenden und die LEVs so nutzen, dass sie wirklich zur Entlastung beitragen. Stations- und überhaupt "angebunden", an Säulen und ÖPNV.

Fragwürdige Versammlung: Ein Bild wie hier in der Münchener Innenstadt ist mittlerweile Alltag in deutschen Städten. Gut findet das VM-Redakteur Reichel nicht. Und im Sinne der Verkehrswende auch nicht. | Foto: J. Reichel
Fragwürdige Versammlung: Ein Bild wie hier in der Münchener Innenstadt ist mittlerweile Alltag in deutschen Städten. Gut findet das VM-Redakteur Reichel nicht. Und im Sinne der Verkehrswende auch nicht. | Foto: J. Reichel
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Johannes Reichel

Böse Zungen behaupten ja: Mikromobilität sei ein anderer Ausdruck für "zu faul zum Laufen". Wenn man die wenigen Daten betrachtet, die es bisher dazu gibt, muss man sagen: Da ist was dran. Jedenfalls scheinen eher bisherige Fußwege ersetzt zu werden - und reine Spaßfahrten ergänzt, nicht selten als Ersatz für ein "Fahrgeschäft" auf dem Rummel, zu zweit und auch mal unter Alkohol. In den seltensten Fällen wird eine Autofahrt ersetzt. Und wer ein Fahrrad hat, steigt normalerweise auch eher selten auf einen er "wackeligen" Scooter, einfach auch, weil keine Notwendigkeit besteht, wenn man souverän auf einem Velo pedalieren kann.

Dem offenbar eher begrenzten Nutzen steht also ein nicht ganz unbeträchtlicher "Schaden" für die Allgemeinheit gegenüber: Chaotisch abgestellte Scooter werden zum Ärgernis für Fußgänger und erst recht für sehbehinderte Mitmenschen sind die Roller ein echter Graus.

Nach dem Motto "Was sich bewegt, kann man auch werfen", landen die Leichtelektrovehikel mancherorts kurzerhand im Fluss, verursachen gewaltige Bergungskosten und ökologische Schäden, deren Außmaß schwer zu ermessen ist. So war das mit dem "Free Floating" jedenfalls nicht gemeint.

Statt Entlastung sorgen die neuen E-Mobile für weitere Belastung des ohnehin angespannten Straßenraums in den Städten. Fragwürdig ist auch nach wie vor, wie nachhaltig die Mobile selbst sind: Haltbarkeit, Verteilung, Recycling, da sind erstmal wieder Probleme geschaffen worden, die es vorher nicht gab.

Es ist wie so oft: Die Kommunen haben sich in ein Abenteuer mit offenem Ausgang begeben, getrieben von einem in die Mikromobilität und Flugtaxis vernarrten Bundesverkehrsminister, der damit offenbar seine sonstige Ideenlosigkeit für eine echte Verkehrswende verschleiern und sich einen modernen Anstrich geben wollte. Man hätte es wissen können, nach dem O-Bike-Debakel mit hunderten von versenkten und "zugerichteten" Billig-Rädern. Aber bei denen lief wenigstens kein Lithium-Akku aus.

Was tun? Die Kommunen müssen wieder die Oberhoheit gewinnen und bestimmen, wo die Roller abgestellt werden dürfen und wie sie genutzt werden. Idealerweise reklamieren die Scooter-Anbieter ja, dass sie auch die Wege zum ÖPNV verknüpfen wollen. Ja, dann müssen eben Abstellanlagen an den Öffi-Haltestellen geschaffen werden, an denen die Roller im besten Fall auch gleich aufgeladen werden, statt umständlich zum Akku-Tausch weitere Verkehre mit Transportern oder anderen Fahrzeugen zu induzieren.

Generell sollte man über das "Free Floating" dringend nachdenken: Für den Nutzer selbst mag das ja bequem sein, aber für die Allgemeinheit ist es einfach nur ärgerlich, wenn die Roller da steht, wo es dem Einzelnen gerade gefällt. Feste Abstell- und Anmietzonen für leichte E-Mobile wären doch schon mal ein Ansatz.

Und wer den Roller anmietet, kann ihn dann eben nur da abstellen, am besten gleich gesichert, sodass es zu Vandalismus gar nicht erst kommen kann.

Nur dann könnten die E-Fahrzeuge wirklich einen Beitrag zur Entlastung der Städte leisten, wie es stationäre Radverleihsysteme jetzt schon tun. Und ein paar Meter zu laufen, das hat auch noch niemandem geschadet. Denn das ursprünglichste Transportmittel sind die eigenen zwei Beine.

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