Was bitte hat die Energiewende mit der Elektromobilität zu tun? Diese Frage diskutierten Experten unterschiedlicher Couleur auf dem E.ON Drive Summit gestern in München. Dass wir beides auf jeden Fall brauchen, für den Umstieg in eine CO2-freie Welt, ist ebenso eine Binsenweisheit wie die Tatsache, dass ohne eine Wende in der Mobilität ein fossilfreies Wirtschaften nicht gelingen kann. Die deutsche Automobilindustrie ist daher in Sachen Energiewende ein wichtiger Partner an der Seite von E.ON. Das stellte Victoria Ossadnik in ihrem Vortrag heraus. Sie ist im Vorstand des Energiekonzerns verantwortlich für Digitalisierung und Innovation.
In ihrer Keynote betonte sie ihr großes Vertrauen in die Branche, trotz oder gerade wegen der misslichen Erfahrungen auf der Autoshow in Shanghai:
„Wir führen in vielen Dingen, wenn wir uns nur richtig hineinhängen.“
Nur das Fahrzeug zu elektrifizieren reiche nämlich nicht aus, so Ossadnik, wenn die Antriebswende nachhaltig gelingen soll. Die Energiewende gehört zwingend ebenfalls dazu.
„Alles hilft nichts, wenn der Strom, den wir brauchen, nicht ankommt.“
Und spätestens an dieser Stelle hat E.ON seinen Einsatz bei der Elektromobilität.
„Wir ändern gerade das gesamte System“, beschreibt das Vorstandsmitglied.
Was sie damit meint, ist das Wie und das Wo der Energieversorgung. Während bisher alles auf eine zentrale Erzeugung des Stroms in großen Kraftwerken ausgerichtet war und sich der Verbrauch auf die großen Städte und zentrale Industriestandorte konzentriert, wird beides in Zukunft sehr viel dezentraler funktionieren müssen.
An Orten, an denen es bisher keine Leitungen gab, wird jetzt der Strom erzeugt – über Windräder, mit Photovoltaik oder anderen erneuerbaren Quellen. Zugleich muss auch dort leistungsfähige Ladeinfrastruktur entstehen, wo es bisher nur wenig Strombedarf gab. Bei Bedarf kann dort viel Energie auf einmal abgesaugt werden. Ist die Fahrzeugbatterie vollgeladen, fällt der Verbrauch wieder auf Null. Gelingen kann das nur, indem das vorhandene Stromnetz massiv ausgebaut und die daran angeschlossenen Ressourcen deutlich erhöht werden. Ossadnik spricht von vielen und großen Herausforderungen, mit denen sie den Bogen zurück schlägt zur Elektromobilität.
Besonders spannend findet sie nämlich die in den Fahrzeugen verbauten Batterien, deren Potenzial bisher nur wenig genutzt werde. Ossadnik spricht von einem „schwankenden Erzeugungs- und Verbrauchsprofil“, das eine riesige Chance für die Energiewende bietet. Notwendig ist dafür allerdings eine nachhaltige Digitalisierung der Verteilnetze. Diese soll es möglich machen, dass zukünftig die Erzeugung der Energie optimal geleitet und der Ladevorgang des e-Fahrzeugs gemanagt werden kann.
Davon profitieren könnten große Fuhrparks mit vielen E-Fahrzeugen. Abhängig von der vorhandenen Strommenge könnten dann entweder alle Fahrzeuge mit geringerer Leistung oder einzelne Fahrzeuge prioritär mit voller Kraft geladen werden. Wenn der Fuhrpark mit selbst erzeugtem Strom arbeitet, wäre das von besonders großem Vorteil. Schließlich sind regenerative Quellen wie die Photovoltaik besonders volatil. Aber auch in größeren Netzen würde sich das positiv auswirken.
„Ich könnte also so laden, dass ich die Stromerzeugung optimal puffere“, erläutert Ossadnik.
Solche intelligenten Netze wären deswegen auch in Privathäusern denkbar, die möglichst autark sein wollen in Sachen Energie. Der Akku des Fahrzeugs könnte auch hier bei der Pufferung von Produktionsschwankungen helfen. Zumindest beim Pkw wäre das durchaus eine Option, meint Ossadnik. Schließlich steht der im Gegensatz zum Lkw meist mehr in der Garage, als dass er gefahren wird.
Noch einen Schritt weiter geht das bidirektionale Laden. Dabei kann der Akku des e-Autos sogar Strom in das Netz zurückspeisen, wenn dessen Produktion ins Stocken gerät. Das allerdings steht noch sehr am Anfang, berichtet die E.ON-Managerin. Der Energiekonzern testet die Technik gerade in einem Feldversuch mit Herstellern, BMW ist einer davon. Das Gute daran: Bringen sie die Technik zum Laufen, dann könnten die deutschen OEMs – und damit sind wir dann wieder ganz am Anfang angelangt – die chinesische Konkurrenz wieder schlagen.
Elektromobilität , IAA Mobility , SUVs und Geländewagen , Hybrid , Antriebsarten, Kraftstoffe und Emissionen , Oberklasse- und Sportwagen , Carsharing , Autonomes Fahren (Straßenverkehr) , Ladeinfrastruktur , Verkehrspolitik , Formel E , Brennstoffzellen , Fahrzeug-Vernetzung und -Kommunikation , Fahrzeuge & Fuhrpark , Automotive-Messen & Veranstaltungen , Pkw, Kompakt- und Mittelklasse , Minis und Kleinwagen , E-Auto-Datenbank, E-Mobilität-/Automotive-Newsletter, E-Auto-Tests