"Parkhäuser sind die Tankstellen der Zukunft und Parkzeit ist Ladezeit, das muss uns allen bewusst sein" - mit diesem Appell setzte Stefan Hirzinger, Head of Global Product and Project Management Charging Solutions bei Webastos neuem Bereich den Akzent beim traditionellen Netzwerktreffen e-Monday der eMove360°-Veranstalter. Und weil das immer mehr Parkhausbetreibern, aber auch Hotels oder überhaupt großen Unternehmen mit Firmenparkplätzen bewusst werde, könne man sich derzeit nicht beklagen über mangelnde Aufträge. "Wir kommen kaum hinterher", berichtete der Infrastrukturexperte, dessen Arbeitgeber den 2016 mit reichlich Expertise aus dem Hochvolt-Heizer-Bau (HVH) neu gegründeten Bereich mit einem Investment von 600 Millionen Euro pushte. Entwickelt werden neben Polycarbonat-Panelen für Fahrzeuge, Hochvolt-Wärmepumen und einem modularen 35kWh-Akku für Nutzfahrzeuge zuvorderst AC-Wallboxen, die man mittlerweile auch an einen namhaften OEM vertreibt und bei denen bald ein größeres Update ansteht.
Die smarte Ladesäule als Voraussetzung
Die von Hirzinger zur relativ schlichten Basisversion "Pure" zum Verkauf angekündigte und auch auf der eMove360° gezeigte AC-Webasto-Wallbox "Live" soll all die Anforderungen erfüllen, die Betreiber öffentlicher oder professioneller Ladeinfrastruktur hätten: Konnektivität mit 4G, WiFi, RFID sind selbstverständlich, aber ebenso wichtig, wenn man Parkkunden präzise mit Ladezeiten und Slots bedienen können will oder in Firmen die vielzitierten "Priorisierungen" beim Laden vornehmen will, die laut Hirzinger wirklich gefragt seien, Stichwort "Chef-Laden". Darüber hinaus soll die Wallbox als laut Webasto-Mann erste am Markt die PnC, "Plug-n-Charge"-Iso-Norm erfüllen, die die geschmeidige V2G-Kommunikation normiert und organsiert. Auch die Kommunikation mir den Backendsystemen der großen Ladenetzbetreiber wie Allego, Plugsurfing oder NewMotion soll die Box beherrschen, die zudem zu einem sehr konkurrenzfähigen Preis angeboten werden soll.
Win-Win-Win-Situation: Nachtstrom günstig statt ins Ausland verschenkt
Zeitnah will man zudem, wenn der alle Hersteller betreffende "Stau bei der Genehmigung" bewältigt ist, die Eichrechteskonformität sicherstellen. Für essentiell hält er auch Fähigkeiten wie das Metering, die Messdatenerfassung und Übertragung. "Elektrofahrzeuge werden in Zukunft ein durchaus relevanter Faktor in der Infrastruktur unserer Stromnetze sein", ist der Webasto-Manager sicher. Um die lange Parkzeit auch zum Laden nutzen zu können, brauche es zudem ein dynamisches Lastmanagement. Sonst stoße man schnell an die Grenzen des jeweiligen Ladeanknüpfungspunktes, warnt der Ladeinfrastrukturexperte. Und fügt an: Strom sei ja genug vorhanden in Deutschland.
"Es kann doch nicht sein, dass wir Nachts Strom ins Ausland verschenken, weil unsere Kraftwerke nicht schnell genug runtergeregelt werden können", erklärt Hirzinger.
Stattdessen entwirft er das Konzept eines "tarifoptimierten" Ladens, das er als "Win-Win-Win"-Situation bezeichnet: "Für die Kunden gibt es preiswerteren Ladestrom, der Energieanbieter bekommt noch Geld für seinen Strom und wir als Ladeinfrastrukturanbieter verdienen auch noch ein paar Cent", meint Hirzinger süffisant. Auch die Anbindung an Photovoltaikanlagen mit entsprechend intelligenter Steuerung des Ladestroms hält er für wichtig. Und um all diese Funktionen auch in Zukunft darstellen zu können, müssten Ladesäulen Update-fähig sein.
Walther Werke: Wenn gleichzeitig alle parken und laden wollen ...
Mit intelligentem Lademanagement kennt sich die 1897 gegründete Firma Walther Werke als Pionier der Elektrotechnik natürlich schon lange aus, wie Vertriebsingenieur Felix Burkhard als Vertreter des Erfinders des CEE-Steckers und Baustrom-Spezialisten ausführte. "Intelligent Power Distribution" ist für ihn dabei der Schlüsselbegriff, cloud-basierte Ladelösungen, die klug vernetzt werden. Wobei die Walther Werke da ein Arsenal vom Trafo über die Zentralverteiler, zu Wallboxen und Ladsäulen bis zum Ladeleitungen auffahren, das in seiner Breite, aber auch mit hoher Robustheit und Solidität imponiert.
"Wenn gleichzeitig hunderte Autos im Parkhaus an verschiedenen Orten Laden wollen, können da schnell mal 800 bis 900 Kilowatt Leistung abgefragt werden. Das muss man erst mal stemmen", skizziert der Walther-Experte.
Aus Burkhards Sicht werden Elektrofahrzeuge in den kommenden Jahren insbesondere in Flotten eingesetzt. Hier gehe es darum, möglichst viele Ladepunkte mit unterschiedlichen Ladeleistungen bereitzustellen, so die Maxime. Nach dem Prinzip "Slave-Master" verknüpfe man bei Walther hier bis zu 40 Ladepunkte in einer Systemebene innerhalb eines lokalen Lastmanagements. Zudem müsse den Fuhrparkmanagern eine flexible Infrastruktur zur Verfügung stehen, die mit der Anzahl der eingesetzten Elektroautos wächst.
Prioritäres Laden? Dann müssen alle "früh" wieder weg
Weitere Features der Walther-Werke beim Thema öffentliches Laden im Parkhaus: Die Anbindung von Ladeinfrastruktur an ein Energie-/Gebäudemanagement mittels dynamischem Lastmanagement, das Flottenladen mit Reservierungsfunktion für Fahrzeug oder mobile, temporäre Ladelösungen für Baustellen oder Events. Dabei können unterschiedlichste Identifikations- und Abrechnungsmethoden realisiert werden, etwa im Rahmen von Ladenetz, StromTicket, Hubject bzw. anderen Verfahren im Systemverbund. Für essentiell hält Walther-Ingenieur Burkhard auch die sogenannte Schieflastoptimierung, sodass nicht zu viele Fahrzeuge im gleichen Phasenbereich gleichzeitig laden. Dafür könne man Maximalwerte in der Software Walther.Config festlegen, zeigt der E-Infrastrukturexperte auf.
Als Neuheiten kündigte der Vertiebsmann zeitnah Wallboxen für Privatanwender an sowie eine Wallbox mit Lastmanagement-Funktion, zudem die Ladesäule Ecolectra 250 mit Überspannungsschutz. Die Eichrechtskonformität peile man, so das Genehmigungsverfahren glatt laufe, im Juli an. Eine Ladepriorisierung die von Abfahrzeiten mittels Kundeneingaben abhängt, habe sich als nicht wirklich praktikabel herausgestellt: "Da wollten dann natürlich alle gleich früh ganz dringend wieder weg", meint der Walther-Experte schmunzelnd und verweist auf die in der Praxis hohe "Schummelquote".
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