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E-Mobilität: Was tun wenn´s brennt?

Immer wieder wird man mit Bildern von lichterloh brennenden Elektroautos konfrontiert. Häufig wird dann noch vermeldet, die Feuerwehr hätte keine Möglichkeit, den Brand vor Ort zu löschen. Ist dem wirklich so?

Wenn sich der Akku entzündet - Albtraum jedes E-Autofahrers.| Foto: Screenshot Youtube
Wenn sich der Akku entzündet - Albtraum jedes E-Autofahrers.| Foto: Screenshot Youtube
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Thomas Kanzler

Die Brandgefahr von Elektrofahrzeugen ist entgegen der landläufigen Meinung nicht größer als die von Verbrennern. Trotzdem kann es bei der Bergung von Elektrofahrzeugen durch das Risiko eines Batteriebrandes zu gefährlichen Situationen kommen.

Brandschutzmaßnahmen im Elektrofahrzeug

Jedes Elektroauto verfügt über eine sogenannte Eigensicherheit. Sobald es zu irgendeiner Art von Defekt am Fahrzeug kommt wird der Stromfluss unterbrochen. Im Falle eines Unfalls werden also alle am System angeschlossenen Komponenten vom Stromnetz getrennt. Das ist auch deshalb von Bedeutung, um potentielle Retter nicht der lebensgefährlichen Spannung auszusetzen, die sonst bei den Fahrzeugkomponenten eines E-Autos anliegen.

Der Fahrzeugboden wird neuralgische Stellen besonders verstärkt, um die empfindlichen Akkuzellen zu schützen. Das ist deshalb wichtig, weil mit einer Verformung der Zellen das Risiko eines Brandes enorm steigt.

Ersthelfer bei einem Unfall mit E-Fahrzeug

Was beim Verbrenner gilt, gilt auch beim Elektroauto: Unfallstelle absichern und -unter Berücksichtigung des eigenen Risikos- Personen aus dem betroffenen Fahrzeug befreien. Wenn man an ein verunfalltes E-Fahrzeug kommt, sollte man zuerst nachsehen, ob es abschaltet ist. Ist  man sich unsicher, ob das Fahrzeug noch läuft, empfiehlt Berufsfeuerwehrmann Oliver Schweder, auf den Airbag zu achten:

„Wenn man sieht, dass bei dem Auto die Airbags ausgelöst haben, kann man sicher sein oder relativ sicher sein, dass außerhalb der Batterie sonst kein Strom mehr vorhanden ist, auch wenn Blinker und Warnblinker und Licht noch gehen.“

In diesem Fall hat sich der Fahr-Akku automatisch abgeschaltet. Steht das Fahrzeug also noch nicht in Flammen, können sich Ersthelfer vorsichtig dem E-Auto nähern. Hat das Elektroauto bereits Feuer gefangen, sollten man sich unbedingt aus dem Brandrauch entfernen, um eine Rauchvergiftung zu vermeiden.

Unfall mit dem eigenen E-Auto

Es ist wichtig, Elektrofahrzeuge selbst bei kleineren Unfällen möglichst schnell bei einer Fachwerkstatt kontrollieren zu lassen. Erschütterungen können die Struktur des Akkus beschädigen. Ein schadhafter Stromspeicher kann in seltenen Fällen auch zeitverzögert zu einem Brand führen. Es gibt allerdings keine Hinweise darauf, dass Elektrofahrzeuge im Falle eines Defekts eher zum Brennen neigen würden als Verbrenner.

Hat das Fahrzeug bereits Feuer gefangen, ist es meist nicht möglich, den Brand selbst zu löschen. Trotz der Sicherheitsabschaltung des Stromflusses sollten Teile des Hochvoltsystems (beispielsweise orangefarbene Kabel oder Teile des Antriebs) vorsichtshalber nicht angefasst werden.

Der Schlimmste Fall: Thermal Runaway

Infolge eines schweren Unfalls kann es dazu kommen, dass die Schutzmechanismen der Antriebsbatterie beeinträchtigt worden sind. Im äußersten Fall kann es dann zum sogenannten Thermal Runaway kommen. Dabei brennt der Akku lichterloh und muss durch die Feuerwehr mit viel Wasser gelöscht werden. Um diese Kettenreaktion in den Akkuzellen zu stoppen ist es meist notwendig, das Fahrzeug in einem Wassercontainer zu versenken. Der muss zunächst an den Einsatzort transportiert werden, was durch die Größe der Wanne zum Beispiel mit einem Wechselladerfahrzeug geschieht, wie es unter anderem auch in der Baustoff- oder Abfallwirtschaft verwendet wird. Hinzu kommt die erhöhte Anzahl an Feuerwehrleuten, die für den Löschvorgang benötigt werden. Da das Elektrofahrzeug nach einem Brand 24 Stunden beaufsichtigt werden muss, wird auch hier entsprechend Personal gebraucht.

Neben dem logistischen Aufwand und den immensen Kosten, die das Wasserbad und die nachträgliche Überwachung verursachen, kommt es auch zu umweltschädlichen Konsequenzen durch die in den Stromspeichern enthaltenen Giftstoffe.

Lösch-Container und eine innovative Idee aus Hessen

Fachleute haben vorgeschlagen, Brand-Spezialcontainer an sieben Tagen die Woche, 24 Stunden pro für Tag bereitzuhalten. Diese müssten auf einem überwachten Gelände mit einem exklusiven Zugang der Feuerwehr im Ernstfall jederzeit zur Verfügung stehen. Um Fahrzeugwracks nach einem eventuellen Vollbrand fachgerecht entsorgen zu können fehlen zudem bisher gesicherte Abstellflächen und Altautoannahmestellen für E-Fahrzeuge.

Die Feuerwehr in Hessen erprobt gerade ein vergleichsweise einfaches System, um Elektroautos nach einem Brand zu kühlen. Dabei wird das Fahrzeug bei der Bergung angehoben und eine Art Plane untergelegt. Das Fahrzeug wird wieder abgesetzt, die Plane mit Zurrgurten um das Auto gespannt und mit Wasser gefüllt. So kann auf relativ einfache Weise der Akku des Fahrzeuges gekühlt und eine nochmalige Entzündung vermieden werden. Zudem wäre eine Ausrüstung der Feuerwehren mit diesem System einfach und schnell zu realisieren.

ADAC-Expertenkreis. Brand bei Elektro-Nutzfahrzeugen

Für Elektro-Lkws gibt es noch keine marktreife Lösung. Einen Container zur Unfallstelle zu bringen, der auch das Fassungsvermögen für einen Lkw besitzt, wird logistisch äußerst kompliziert. Der Einsatz ist bei E-Nutzfahrzeugen daher eine besondere Herausforderung. Der ADAC hat nun ein Expertengremium ins Leben gerufen, die Standards zum Umgang mit brennenden Nutzfahrzeugen erarbeiten sollen. Darüber hinaus soll es künftig Vorgaben zu geeignetem Berge- und Löschgerät geben. Der Geschäftsführer des ADAC Truckservice in Laichingen, Dirk Fröhlich, erklärte dazu:

„Wir stehen am Beginn der Elektromobilität und bis zum Ende des Jahrzehnts wird mehr als die Hälfte aller Fahrzeuge einen CO2-neutralen Batterie- oder Brennstoffzellenantrieb haben. Deshalb schaffen wir jetzt die Infrastruktur und die technologischen Standards für eine flächendeckende und sichere Pannenhilfe.“

Was bedeutet das?

Wenn man mal das Gedankenspiel machen möchte: Man stelle sich vor, seit Beginn der Mobilität wären Elektrofahrzeuge das Normale und jetzt käme jemand auf die Idee, Verbrenner zu bauen. Der Aufschrei wäre enorm, schließlich hantiert man mit leicht entzündlichen, explosiven Flüssigkeiten.

Natürlich stellt die E-Mobilität auch die Feuerwehren vor neue Herausforderungen. Ein Akku brennt heißer  als Benzin und kann sich Aufgrund innerer chemischer Reaktionen nach Ablöschen wieder selbst entzünden. Innovative Ideen wie die der Feuerwehr in Hessen zeigen aber auch, wie man auch die Löschmethodik mit relativ einfachen Mitteln an die E-Mobilität anpassen kann.

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