E-Fuel-Debatte: Verbrenner könnten rapide an Wert verlieren
In der Debatte um den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor und die Rolle von E-Fuels in diesem Zusammenhang, rechnen Analysten mit einem schnelleren Verfall der Restwerte von konventionellen Modellen sowie einem starken Anstieg der Unterhaltskosten. Jüngst hatte der neue Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) vom Kauf von Verbrennern abgeraten und dem Einsatz von E-Fuels in Pkw allenfalls eine mehr theoretische Nebenrolle zugestanden. Wobei der FDP-Minister zu den angepeilten 15 Millionen E-Autos bis 2030 offenbar auch die ökologisch umstrittenen Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge rechnet und hier vom Wortlaut des Koalitionsvertrags abweicht.
Doch auch deren Anwendung würde sich massiv verteuern, da sich speziell auf weiteren Strecken meist mit Benzinmotor laufen und generell durch hohes Gewicht und Doppelantrieb, meist mit Otto-Motor einen höheren Verbrauch aufweisen als etwa konventionelle Diesel oder auch (Bio)Erdgas-Fahrzeuge, die in der öffentlichen Diskussion als praxistaugliche und verfügbar Brückentechnologie aber so gut wie keine Rolle spielen. Laut Prongos-Institut werde der Benzinpreis bis 2030 auf 2,50 Euro steigen, die Preise für Ökostrom durch den angestrebten Ausbau der erneuerbaren Energien jedoch sinken.
Gemäß Analysen der US-Bank Morgan Stanley, die Spiegel Online vorliegen, werde ein Verbrenner "in nicht allzu ferner Zukunft so teuer in der Anschaffung und im Unterhalt sein", dass seine weitere "Rolle im Ökosystem der Mobilität" nicht zu rechfertigen sei.
Noch deutlich teurer würde es mit den sogenannten E-Fuels, die aufwändig aus regenerativen Quellen hergestellt werden müssen. In einer vom Klimakompensations-Spezialisten Atmosfair im Emsland errichteten Pilotanlage wird etwa E-Fuel hergestellt, dessen Preis pro Liter Rohöl bei fünf Euro liegt. Die Anlage produziert täglich so viel E-Kerosin, wie ein Airbus A350 in zwölf Minuten verbrenne, fasst Spiegel Online zusammen. Der Vertrieb über Tankstellen ergebe keinen Sinn, schiebt Atmosfair-Chef Dietrich Brockhagen etwaigen Hoffnungen einen Riegel vor.
"Es herrscht über alle Studien hinweg Einigkeit, dass das Pkw-Segment von batterieelektrischen Fahrzeugen dominiert wird. Dass E-Fuels in einem Pkw einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz leisten können, ist unwahrscheinlich", erklärte auch Falko Ueckerdt vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung gegenüber dem Online-Medium.
Er rechnet vor, dass ein E-Auto mit der identischen Menge Ökostrom den CO2-Ausstoß fünfmal stärker senken könne als ein mit E-Fuel betriebenes Fahrzeug. Die Energieausbeute ist in der Tat lausig: Während ein E-Auto 100 Kilometer mit etwa 18 kWh zurücklegen könne, brauche ein E-Fuel-betriebener Verbrenner dafür 115 kWh. Mit 18 kWh kommt man also im E-Fuel-Auto nur 16 Kilometer weit, bei einem Fuel-Cell-Modell wären es allerdings auch nur 33 Kilometer. Vom Sonderfall Porsche abgesehen, deren langlebige Fahrzeuge auch künftig per E-Fuel aus eigener Anlage in Chile dann klimaneutral betrieben werden können sollen, sieht es schlecht aus für den Einsatz. Und: Auch Porsche will bis 2030 über 80 Prozent seiner Neufahrzeuge elektrisch anbieten.
Restwerte: E-Autos keine Exoten mehr - Risiko Verbrenner
Zugleich werde das Restwertrisiko für Elektroautos wird gerade kalkulierbarer. Sie seien keine Exoten mehr, dadurch steigt die Nachfrage auch bei all jenen, die sich keinen Neuwagen leisten können, erklärte bereits im vergangenen Herbst der Ernst&Young-Berater Peter Fuß. Er sieht das Zukunftsrisiko beim Verbrenner (ICE, Internal Combustion Engine) und prognostiziert, dass der Wiederverkaufswert vieler Modelle schneller abstürzen könnte, "als wir uns das heute ausmalen". Die Frage sei weniger ob, sondern vielmehr wann der Punkt erreicht sei, ab dem die Preise für Verbrenner nur noch fallen, meint Fuß.
"Der Verbrenner birgt ein hohes Risiko für seine heutigen Käufer, zum wertlosen Auslaufmodell zu werden", gab der vielbefragte Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer jüngst zu Protokoll.
Seine Empfehlung: Entweder gleich ein Elektroauto erwerben oder einen Verbrenner leasen und das Risiko auf die Leasinggesellschaft auslagern.
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