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E-Auto-Markt: Folgt auf den Boom die Bremsung?

Zwar verkaufen sich E-Autos derzeit gut. Doch das ist ein Blick in die Vergangenheit. Erste Anzeichen deuten auf ein Abflauen der Zahlen bei Stromern hin. Die Auftragseingänge sind rückläufig, bei Klein- und Kompaktwagen schlägt die gesunkene Prämie durch, die Zahl der Interessierten stagniert. Und VW Emden streicht Schichten. Zudem sind die Fahrstrompreise zu hoch.

Vom Hoffnungsträger zum Ladenhüter? Der ID.4 war im Mai 2022 in die zweite deutsche VW-E-Auto-Fertigung in Emden gestartet. Jetzt schwächelt der Absatz des E-SUV. | Foto: VW
Vom Hoffnungsträger zum Ladenhüter? Der ID.4 war im Mai 2022 in die zweite deutsche VW-E-Auto-Fertigung in Emden gestartet. Jetzt schwächelt der Absatz des E-SUV. | Foto: VW
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Folgt auf den aktuellen Boom bei den E-Autos die Ernüchterung? Zwar wurden nach der jüngsten Statistik des Kraftfahrtbundesamts im ersten Halbjahr mit 220.000 Exemplaren mehr E-Autos als kaum jemals zuvor verkauft, 31,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Und gebaut wurden laut VDA-Angaben ein Drittel mehr Stromer als im ersten Halbjahr 2022. Doch erste Indikatoren deuten darauf hin, dass der vermeintliche Boom bald vorbei sein könnte, ein verheerendes Signal für die Antriebswende. Der hohe Auftragsbestand aus der Vergangenheit, der sich in den aktuell positiven Zahlen ausdrückt, hält offenbar nicht an, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Nach VDA-Zahlen sind die Auftragseingänge aus dem Inland bei den deutschen Herstellern rückläufig und ließen ganze 20 Prozent nach, auf's gesamte Halbjahr gar um 27 Prozent. VDA-Präsidentin Hildegard Müller konstatierte, dass "die Verbrauchernachfrage in der aktuellen schwierigen konjunkturellen Lage teilweise schwächelt".

Aus dem VW-Elektro-Werk in Emden, wo der ID.4 und bald der neue ID.7 vom Band rollt, meldete sich der Betriebsratschef Manfred Wulff zu Wort und meinte, man spüre die "Kaufzurückhaltung in der Elektrowelt ganz vehement". Viel weniger Menschen als erhofft, würden einen VW-Stromer bestellen, ein sattes Drittel unter den geplanten Produktionszahlen. Man streicht Schichten, verlängert die Werksferien bei den Stromern und lässt die Verträge von 300 der 1.500 Leiharbeiter auslaufen.

Vor allem Klein- und Kompaktwagen macht die gesunkene Prämie zu schaffen

Segmentweise betrachtet sind wohl vor allem Klein- und Mittelklassewagen betroffen. Laut Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer vom Center for Automotive Research (CAR) verkauften etwa die einschlägigen Hersteller Fiat, Renault oder Opel weniger Stromer, was auch mit der gesenkten Umweltprämie zusammenhängen dürfte. Der Preisunterschied werde damit zu groß, meint der Autoexperte. Was mit dem weiteren Sinken der Prämie noch stärker durchschlagen dürfte. Das CAR sieht als Indikator für den rückläufigen Markt auch die größeren Rabatte, die die Hersteller auf E-Autos gewähren. VW räumt auf seine ID.3 oder den flau verkauften ID.4 zwanzig Prozent auf Liste ein, BMW vertreibt den allerdings zur Ablösung anstehenden E-Mini für ein Drittel weniger, Skoda lässt beim vor kurzem noch quasi ausverkauften und schwer lieferbaren SUV Enyaq bis zu 14 Prozent Rabatt zur Umweltprämie drauf. Und Tesla machte schon vorher mit Rabattaktionen von sich reden, wodurch man die hohen Verkaufszahlen stützt. Dudenhöffer sieht aber eine Überproduktion von 91.000 und mehr Fahrzeugen weltweit beim kalifornischen E-Auto-Pionier, trotz kostenlosen Ladeaktionen.

Allensbach-Umfrage: Kreis der Interessierten stagniert

Die Süddeutsche Zeitung sieht mehrere Faktoren für die schwächelnde E-Auto-Nachfrage, darunter auch die Inflation, die den Konsum bremst. Zudem zögerten viele potenzielle Käuferinnen und Käufer noch immer beim Umstieg von einem Verbrenner auf einen Stromer. Und führt eine Allensbach-Umfrage an, die den Kreis der E-Auto-Fans stagnieren sieht, bei mauen 23 Prozent. Noch immer geben die Leute als Gründe den hohen Preis und mangelnde Ladeinfrastruktur an.

Wobei aus eigener jüngster Erfahrung nicht nur der der vor allem in Städten spürbare Mangel an Infrastruktur, sondern vielmehr die hohen Fahrstrompreise eine Rolle spielen dürften. So ergab eine Tour eines Kollegen von München nach Budapest glatte Preisparität zu einem noch nicht mal sonderlich sparsamen Benziner, der gute 8 l/100 km hätte verbrauchen dürfen, weil die HPC-Betreiber pro Kilowattstunde 70 bis 80 ct verlangen. Diesel ist teils schon wieder billiger. Solange Fossilsprit nicht deutlich teurer ist wie Fahrstrom und teils auch noch per Diesel-Privileg subventioniert wird, dürfte sich der Kostenvorteil des Stromers nicht auf das für den energischen Hochlauf erforderliche Maß bewegen. Hier wäre die Politik gefragt, überkommene Steuervorteile abzubauen.

Das Kalkül der Premiumhersteller wiederum könnte aufgehen, wie auch Dudenhöffer analysiert: Hier spielt der Fahrstrompreis wie auch die Prämie eine geringere Rolle in Relation zum Gesamtpreis. Für die unteren Segmente brachte der Wirtschaftsminister des VW-Landes Niedersachsen bereits neue Kaufanreize ins Spiel, etwa eine vergünstigte Mehrwertsteuer. Die reduzierte Prämie sei eine "enorme Herausforderung".

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