Ducati V21L –Superbike unter Strom

Der Ducati-Rennstall präsentiert die V21L, das Einheits-Motorrad für die MotoE-Rennserie. Im Dezember begannen die Italiener mit der Produktion der ersten Prototypen. Bis Februar werden 23 Maschinen für den Einsatz auf der Rennstrecke bereitstehen.

E-Bike mit 150 PS und 140 Nm: Ducati V21L.| Foto: Ducati
E-Bike mit 150 PS und 140 Nm: Ducati V21L.| Foto: Ducati
Thomas Kanzler

Bereits im Juni 2022 gewährten die Entwickler einen flüchtigen Blick auf den V21L-Prototypen, jetzt wurde der erste Prototyp vorgestellt. Die technischen Daten sind vielversprechend. Die Spitzenleistung wird mit 110 Kilowatt angegeben, was etwa 150 Pferdestärken entspricht. Das Drehmoment wird mit 140 Nm angegeben.

Einheitsmotorrad für E-Rennserie

Ab 2023 liefert Ducati die Einheitsmotorräder für den „FIM Enel MotoE World Cup“. Dafür stellten die Ausrichter zwei Vorgaben: Das Motorrad darf maximal 237 kg wiegen und muss die gemeinsam definierte Renndistanz (sieben Runden) schaffen. Mit 225 kg blieben die Entwickler rund um Vincenzo De Silvio und Roberto Canè bei dem Prototyp V21L schließlich 12 kg unter der Vorgabe.

„Der größte Kompromiss, den wir bei der E-Mobilität und vor allem bei den Motorrädern finden müssen, betrifft die Reichweite und das dynamische Verhalten des Bikes“, gab Vincenzo De Silvio, Technischer Direktor in der R&D-Abteilung der Ducati Motor Holding, zu bedenken. Für eine größere Reichweite wäre ein schwereres Motorrad nötig gewesen, was sich jedoch negativ auf die Dynamik des Bikes ausgewirkt hätte. „Wir versuchten also, das Motorrad so leicht wie möglich zu machen, und wir wollten damit sehen, wie weit wir es in Sachen Leichtigkeit und Performance bringen können.“

Außergewöhnliches Batterie-Package

Bei der Batterie arbeitete Ducati mit dem „Center of Excellence“ für Batteriezellen von Volkswagen in Salzgitter zusammen. Dort entschied man sich, zylindrische Zellen des Typs 21700 (Tesla Standard) einzusetzen. 1152 dieser Zellen sind in dem Akku verbaut, der Ladeanschluß befindet sich im Heck. In 45 Minuten soll der Energiespeicher wieder auf 80 Prozent geladen sein.

Um die maximale Effizienz zu erreichen, basiert das gesamte System auf einer Spannung von 800 Volt. Motor (21 kg) und Inverter (5 kg) wurden hinter dem Batteriepack platziert. Dabei wurde der Motor von Ducati designt, aktive Komponenten wurden von einem Zulieferer produziert.

„Die Batterie ist bekanntlich der größte und wichtigste Bestandteil eines elektrischen Bikes. Sie ist schwer und nimmt viel Volumen ein. Wir mussten sie also so designen, dass sie den Platz ausfüllt, der leer bleibt, wenn man den Tank und den Motor aus einem Motorrad ausbaut.“, erklärte Canè, Ducatis Emobility- und MotoE-Direktor. „Wir entschieden also, eine unkonventionelle Form zu designen.“

Der Akku als tragendes Teil

Um das Gewicht zu optimieren, ist der Batteriepack tragender Teil des Chassis. Dabei wird der 3,7 kg schwere Monocoque-Frontrahmen aus Aluminium an das Kohlefaser-Gehäuse der Batterie geschraubt, die Aluschwing (4,8 kg) wird mit dem Motor verbunden, der wiederum mit der Batterie verschraubt ist. Das Heckteil aus Carbon ist ebenfalls mit dem Gehäuse verbunden. 

Die zwei separaten Kühlkreisläufe waren laut Canè eine besondere Herausforderung bei der Entwicklung des Super-Bikes. Batteriepack und die Einheit aus Motor und Inverter können so jeweils in unterschiedlichen Temperaturfenstern gehalten werden. Die sorge für mehr Effizienz im Antriebsstrang.

High-End Komponenten

Das Renn-Motorrad verfügt über einige ausgewählte Komponenten. Handling und Bremsen sind optimiert. Eine Öhlins NPX 25/30 Upside-Down-Vorderradgabel ist mit einem voll einstellbaren Öhlins TTX36-Federbein und einem Lenkungsdämpfer kombiniert, die V21L verfügt zudem über spezielle Brembo-Bremsen mit einer eigens entwickelten Kühlung.

„Der Produktionsstart der Ducati MotoE ist ein historischer Moment für unser Unternehmen, das mit diesem Projekt die Technologien der Zukunft für die Welt des Motorrads gründlich erforscht", erklärte Claudio Domenicali, CEO von Ducati, in einem Statement. „Es handelt sich um ein wichtiges Experimentierfeld, in das wir investieren, um Know-how aufzubauen, damit wir bereit sind, wenn die Batterietechnologie die Entwicklung eines aufregenden elektrischen Straßenmotorrads mit dem Gewicht, der Leistung und der Reichweite ermöglicht, die Enthusiasten von einer Ducati erwarten.“

Was bedeutet das?

Die MotoGP-Tests stehen vor der Tür und sollen vom 6. bis 8. März 2023 in Jerez stattfinden. Eine zweite Testrunde für das gesamte Fahrerlager wird einen Monat später, vom 3. bis 5. April, in Barcelona stattfinden. Das erste Rennen der MotoE-Weltmeisterschaft 2023 wird dann am Samstag, den 13. Mai 2023, im Rahmen des Grand Prix von Frankreich sein. Lasset die Motorräder stromern!

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