DIW-Studie: Umweltzonen verbessern Luft, Gesundheit und Hirnleistung
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat als Resultat einer Studie auf die positiven Effekte für die physische und mentale Gesundheit durch Einführung von Umweltzonen hingewiesen und die Politik aufgefordert, diese Aspekte bei Umweltmaßnahmen stärker zu berücksichtigen. Trotz erheblicher Verbesserungen der Luftqualität in den vergangenen Jahrzehnten führten Luftschadstoffe nach wie vor weltweit zu etwa sieben Millionen vorzeitigen Todesfällen pro Jahr, konstatieren die Wissenschafter.
Zahlreiche Studien belegten, so das DIW, dass Luftverschmutzung in der Bevölkerung gesundheitliche Beschwerden verursacht, insbesondere im Bereich der Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen. Jüngere Studien deuten darauf hin, dass auch das menschliche Gehirn unter der Schadstoffbelastung leidet, was sich unter anderem an einem Abfall der kognitiven Leistunginfo und Produktivitätinfo, wie auch an Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern äußert.
„Umweltzonen sorgen nicht nur für bessere Luft und damit eine bessere körperliche Gesundheit der Anwohner*innen. Sie wirken sich auch positiv auf die Bildung und die mentale Gesundheit aus", erklärt Laura Schmitz, Studienleiterin vom DIW.
Diese neuen Erkenntnisse rücken laut DIW die Frage in den Vordergrund, inwieweit Umweltmaßnahmen nicht nur dem Umweltschutz und der körperlichen Gesundheit dienen, sondern auch andere Lebensbereiche wie Bildungschancen und Lebensqualität fördern können, skizzieren die Wissenschaftler. Zwar habe sich die Luftqualität in den vergangenen Jahrzehnten dank technologischer Fortschritte in der Fahrzeug- und Industrieproduktion deutlich verbessert, doch in vielen Ballungsgebieten würden nach wie vor die von der Europäischen Union (EU) festgelegten und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Richtwerte für Luftqualität verfehlt.
Umweltzonen stießen häufig auf Kritik
Um diese Belastungen zu reduzieren und die EU-Grenzwerte einzuhalten, führten viele Städte gebietsbezogene Fahrbeschränkungen wie Umweltzonen ein, in denen nur Fahrzeuge mit bestimmten Emissionsstandards erlaubt sind. Auch in Deutschland wurden ab 2008 in mehreren Städten Umweltzonen eingerichtet, um die Luftverschmutzung durch den Straßenverkehr zu verringern. Dieser politische Schritt stieß aufgrund der potenziellen Kosten für Autofahrer*innen sowie möglicher wirtschaftlicher Nachteile für den innerstädtischen Handel vielerorts auf Kritik, stellt das DIW fest.
"Für eine umfassende Bewertung solcher Maßnahmen ist es entscheidend, nicht nur die direkten Effekte auf die Luftqualität, sondern auch die indirekten sozialen Auswirkungen zu berücksichtigen", appelliert das Institut.
In einem sogenannten Wochenbericht untersuchte das DIW erstmals die Effekte von Umweltzonen auf zwei gesellschaftlich besonders relevante Bereiche: Bildung und psychische Gesundheit. Anhand administrativer Schul- und Krankenkassendaten und mittels ökonometrischer Analysen wrude untersucht, wie sich die Einführung von Umweltzonen auf Schulerfolg und mentale Gesundheit auswirkt – beides zentrale Faktoren für den sozialen und wirtschaftlichen Fortschritt einer Gesellschaft, so das DIW.
Umweltmaßnahmen haben auch positive soziale Effekte
Die Ergebnisse dieser Studie verdeutlichen laut DIW die weitreichenden gesellschaftlichen Vorteile solcher Maßnahmen. Umweltzonen, die ursprünglich zur Reduzierung der Luftverschmutzung und zum Schutz der physischen Gesundheit eingeführt wurden, zeigen signifikant positive Effekte auf den Bildungserfolg von Grundschüler*innen und die mentale Gesundheit der Bevölkerung, so die Forscher.
"Die Verringerung von Feinstaub und anderen Luftschadstoffen führt nicht nur zu einem Rückgang von Atemwegs- und Herz-Kreislauferkrankungen, sondern auch zu verbesserten kognitiven Fähigkeiten und einem geringeren Risiko für psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen", konstatieren die DIW-Wissenschaftler.
Ein zentraler Befund der Studie ist, dass besonders Kinder und junge Menschen von der besseren Luftqualität profitieren. Diese Ergebnisse seien damit relevant für die aktuellen Debatten in der Bildungs- und Gesundheitspolitik sowie für eine nachhaltige städtische Umweltpolitik.
Im Hinblick auf die schlechten PISA-Resultate relevant
Deutschland stehe hier vor großen Herausforderungen: So schnitten deutsche Schüler*innen in der PISA-Studie 2022 schlechter ab als jemals zuvor und insbesondere bei Kindern und Jugendlichen wird zunehmend häufiger eine Depression diagnostiziert. Gleichzeitig wohnten immer mehr Menschen und vor allem junge Menschen in Städten.
"Besonders in sozioökonomisch benachteiligten Gebieten, die überproportional unter hoher Schadstoffbelastung leiden, könnte eine bessere Luftqualität Ungleichheiten im Bildungs- und Gesundheitswesen reduzieren", merken die Wissenschaftler an.
Höheres Risiko für Depressionen
Kinder aus diesen Familien hätten bekanntermaßen geringere Bildungschanceninfo und ein höheres Risiko, an Depressionen zu erkranken. Politische Entscheidungsträger*innen können aus diesen Erkenntnissen wichtige Schlüsse ziehen. So sollten Umweltmaßnahmen nicht nur aus einer Umwelt- und Gesundheitsperspektive betrachtet werden, sondern auch hinsichtlich ihrer Vorteile für das gesellschaftliche Wohl und die Bildungschancen.
"Dies ist besonders relevant angesichts der jüngsten Entwicklungen in Baden-Württemberg, wo bereits Umweltzonen aufgehoben wurden. Da die überarbeitete EU-Luftqualitätsrichtlinie strengere Grenzwerte für Feinstaub und Stickoxide vorsieht, sind weitere ambitionierte Maßnahmen zur Luftreinhaltung zu erwarten", so das DIW.
In diesem Zusammenhang könnte die Reduzierung von Emissionen des Verkehrssektors neben dem Klimaschutz erhebliche gesundheitliche und soziale Vorteile bringen. Politische Entscheidungsträger*innen sollten nicht nur kurzfristige wirtschaftliche Aspekte abwägen, sondern auch die langfristigen sozialen und gesundheitlichen Vorteile einer nachhaltigen Verkehrspolitik einbeziehen – da diese letztlich auch den wirtschaftlichen Interessen des Landes zugutekommen, appelliert das Institut abschließend.
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