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Deutschland-Takt 2030: "Autobahnen können wir uns nicht mehr leisten"

Ohne Fahrplan durchs Land: Ein Gutachten, vom Verkehrsministerium diskret publiziert, beziffert erstmals die Kosten des Projekts, auf 48 Mrd. Euro. Damit stünden wohl viele Straßenneubauten infrage.

Takt-Geber: Die Schnellverbindungen zwischen Metropolen sollen mit dem Deutschland-Takt halbstündig werden, der Fahrplan wegfallen. Das kostet massiv Geld, wie ein Gutachten jetzt beziffert. | Foto: DB
Takt-Geber: Die Schnellverbindungen zwischen Metropolen sollen mit dem Deutschland-Takt halbstündig werden, der Fahrplan wegfallen. Das kostet massiv Geld, wie ein Gutachten jetzt beziffert. | Foto: DB
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Ein Gutachten im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums hat jetzt erstmals die Kosten für den sogenannten "Deutschland-Takt" beziffert, mit dem es bis 2030 möglich sein soll, ohne Fahrplan quer durch Deutschland zu reisen und ein Halbstunden-Takt von Fernzügen zwischen größeren Städten und ein 60-Minuten-Takt zwischen anderen Kommunen umgesetzt werden soll. Die Beratungsfirma SMA beziffert die Investitionen der 181 Einzelprojekte auf 48,5 Milliarden Euro. Die Zahl wurde auch diskret auf einer Projektseite veröffentlicht und in einem Schreiben des Ministeriums an die Bundestagsabgeordneten erwähnt. Die Summe überträfe die bisher geplanten Investitionen in die Schiene um ein Vielfaches. So hatte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) bisher zwei Millarden Euro jährlich in Aussicht gestellt, zuletzt auch drei Milliarden oder mehr. Hochgerechnet würde der Deutschland-Takt damit nicht vor 2044 Realität.

Allerdings geht die Prognose von Baukosten des Jahres 2015 aus, worauf die Südddeutsche Zeitung hinweist. Der aktuelle Baupreis könnte Fachleuten gemäß bei 60 Milliarden Euro liegen. Der Plan hat auch entscheidende Bedeutung für die Erreichung der deutschen Klimaziele im Verkehrssektor. Als Ziel sollen die Passagierzahlen der Schiene bis 2030 verdoppelt werden auf 260 Millionen Fahrgäste. Die Bahn will sich zwar nicht auf 2030 festlegen, man werde aber alles dafür tun, dieses Ziel zu erreichen, so ein Sprecher gegenüber der SZ.

Enormer Bedarf an zusätzlichen Zügen

Der Zugbedarf für die Umsetzung wäre enorm: Die Bahn geht bisher schon von 200 weiteren ICEs bis 2024 aus, bei einem 30-Minuten-Takt deutlich mehr. Zudem müsste das Netz massiv ausgebaut werden, vor allem an Knotenpunkten. Strecken wie Berlin-Düsseldorf sollen dann auf dreieinhalb, Stuttgart-Hamburg auf viereinhalb Stunden reduziert werden. Das Gutachten fällt in eine brisante Phase der Verhandlungen über eine Ampel-Koalition in Berlin, bei denen sich vor allem die FDP gegen eine höhere Kreditaufnahme respektive Verschuldung wehrt.

"Zu schaffen ist der Deutschlandtakt nur mit einer radikalen Wende in der Verkehrspolitik. Neue Autobahnen können wir uns künftig weder finanziell noch klimapolitisch leisten", appellierte schon mal der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege.

Schienen-Vertreter Flege mahnte, die Schiene müsse bei den Investitionen des Bundes endlich Priorität erhalten. Die Verkehrswende sei nur mit einem wachsenden Schienennetz und dem Deutschlandtakt zu stemmen.

 

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