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Meinungsbeitrag

Denkfallen - Teil 12: Die Traditions-Falle

Diese Falle könnte nicht besser in die Zeit passen: Warum Traditionen schützenswertes Kulturgut und abzuschneidender alter Zopf zugleich sind.

Während seiner Karriere fiel Juice-Gründer und -CEO Christoph Erni immer wieder auf, dass die Ursache für Fehlentscheide in immer gleichen Denkfallen liegen kann. In den folgenden Kolumnen deckt er einige davon auf und unterhält uns mit Einblicken in die Abgründe des Business-Alltags. | Foto: Juice Technology
Während seiner Karriere fiel Juice-Gründer und -CEO Christoph Erni immer wieder auf, dass die Ursache für Fehlentscheide in immer gleichen Denkfallen liegen kann. In den folgenden Kolumnen deckt er einige davon auf und unterhält uns mit Einblicken in die Abgründe des Business-Alltags. | Foto: Juice Technology
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Der Übergang ist fließend: Stufe 1: Etwas hat sich bewährt, man wiederholt es, und es stellt sich eine wohlige Vertrautheit ein. Stufe 2: Man nimmt hin, dass etwas Langeweile einkehrt, aber es läuft ja schon fast automatisch und alle haben sich so schön dran gewöhnt. Stufe 3: Man merkt nicht mehr, dass es immer der gleiche unreflektierte Trott ist. Manchmal weiß man nicht einmal mehr, wo der Ursprung liegt. Und der Sinn. Das ist die Traditions-Falle.

Woran haben Sie jetzt gedacht? An Weihnachten? An Ihre Ehe? An einen bestimmten Autohersteller?

Ja, die Traditions-Falle lauert überall. Aber schon bevor Stufe 2 kommt, sollte man proaktiv ausbrechen. Könige hielten sich früher Hofnarren, um die Gefahr früh genug zu erkennen. Im Geschäftsleben von heute tragen die Hofnarren randlose Brillen für 3000 Euro und auf ihren Kärtchen steht Consultant. Sie sagen bedeutungsschwangere Sätze wie „Jede Tradition hat einmal als Neuheit begonnen.“ Oder „Gutes pflegen und Neues bewegen.“ Gestern meinte hier einer, mit Blick auf die Welt-Wirtschaftslage: „Bräuche füllen selten Bäuche.“

Auch das ist Tradition: Man zahlt für Berater, die leere Sätze aufsagen. Einfach weil es schon immer so war – und auch ein wenig, weil es einen vom unfreundlichen Akt entbindet, es ganz anders zu machen als alle rundherum.

Die Traditions-Falle ist deshalb auch immer ein bisschen eine Harmonie-Falle. Wir sind ja alle geradezu darauf programmiert, Harmonie zu leben. Denken Sie nur an die Weihnachtsfeiern. Hüten Sie sich, unterm Tannenbaum heikle Themen aufzubringen. Sie würden das ganze Jahr als Harmoniestörer geächtet.

Was kann man davon mitnehmen für ein erfolgreiches 2024?

Der polnische Philosoph Stanislaw Brzozowski hat schon vor über hundert Jahren gesagt: „Begreifen wir endlich, dass der emotionale Kult der Tradition nur eine Form unserer geistigen Faulheit ist.“ Deshalb möchte ich Sie ermutigen, die freie Zeit zwischen den Jahren zu nutzen, um einmal die Traditionen in Ihrer Familie, Ihrem Unternehmen und Ihrem Land zu hinterfragen.

Was bedeutet das?

Tragen Sie Sorge zum liebgewonnenen Kulturgut – und schneiden Sie aber die alten spröd gewordenen Zöpfe rigoros ab. So haben Sie Platz für gutes Neues im Jahr 2024, und davon brauchen wir viel!

 

 

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