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Meinungsbeitrag

Denkfallen – Teil 10: Die Online-Falle

Warum unser heutiges digitales Tempo der Kommunikation die Effizienz nicht mehr erhöhen kann

Während seiner Karriere fiel Juice-Gründer und -CEO Christoph Erni immer wieder auf, dass die Ursache für Fehlentscheide in immer gleichen Denkfallen liegen kann. In den folgenden Kolumnen deckt er einige davon auf und unterhält uns mit Einblicken in die Abgründe des Business-Alltags. | Foto: Juice Technology
Während seiner Karriere fiel Juice-Gründer und -CEO Christoph Erni immer wieder auf, dass die Ursache für Fehlentscheide in immer gleichen Denkfallen liegen kann. In den folgenden Kolumnen deckt er einige davon auf und unterhält uns mit Einblicken in die Abgründe des Business-Alltags. | Foto: Juice Technology
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Ein Geschäftsbrief wurde einst innerhalb einer Woche beantwortet. So galt die Netiquette (wenn es den Begriff schon gegeben hätte) des Geschäftslebens vor gut einer Generation, also so ungefähr vor dreißig, vierzig Jahren. Wer etwas mit dem weiteren Ausland zu tun hatte, setzte sich also hin, notierte sich einen Entwurf und tippte dann den Brief auf Luftpostpapier in die Schreibmaschine. Das erforderte schon einige Tastensicherheit, denn Fehler radieren führte zu einem Loch in dem dünnen Papier. Zwanzig Gramm pro Quadratmeter wog es damals, damit der Flieger mehr davon mitnehmen konnte, zum Beispiel in die Vereinigten Staaten von Amerika.

Den Brief sandte man also ab, und schon nach ein, zwei Wochen traf er beim Empfänger ein. Der las, überlegte, schrieb seinerseits ein Aerogramm – eben innert einer Woche. Die Antwort traf dann nach gleicher Reisezeit beim ursprünglichen Schreiber hier ein, so etwa gut einen Monat nach dem Start der Konversation.

Das war das Tempo, das Menschen gewohnt waren. Und es blieb Zeit zum Leben. Und zum Denken. Und es führte zu einer prosperierenden Wirtschaft.

Heute schreiben und beantworten wir alle wohl mindestens fünfzig E-Mails am Tag. Dazu kommen unzählige Textnachrichten auf dem Smartphone. Und die ganz vifen unter uns folgen sich noch gegenseitig auf X und Instagram. Kennen Sie noch jemanden, der sein Telefon nicht auf die Toilette mitnimmt? Kennen Sie noch eine Person, die ihr Handy in der Nacht abschaltet und nicht neben das Bett legt?

Sie ahnen es: Die permanente Verfügbarkeit hat nichts mit dem zu tun, was uns guttut. Sie ist auch nicht nötig und sie macht gar nichts besser. Ironischerweise wurden in unserer Zeit Begriffe geprägt wie Work-Life-Balance. Die hatte man früher ob der langsamen Briefpost per se.

Was bedeutet das?

Die gute Nachricht ist: Wer seine Online-Zeit beschränkt, ist heute nicht ärmer dran. Entfliehen Sie der schlimmsten Falle der Neuzeit und schalten Sie abends ihr Telefon auf lautlos und den PC aus. Nur wer sich über Nacht wirklich erholt, ist am nächsten Tag leistungsfähig und mit neuer Freude einsatzbereit. Ermutigen Sie deshalb Ihr Umfeld (und sich selbst!), Ihr Leben wieder mal im alten Tempo zu genießen. Denn ein paar Stunden offline ist der wahre Luxus. Sie werden staunen, wie viel effizienter sie werden.

 

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