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Deloitte-Studie: Ökosystem um E-Mobilität verspricht Milliarden-Gewinne

Der Markt für automobile Mobilität wird sich bis 2035 in Europa und den USA verdoppeln. Gewinnchancen räumt die Studie allerdings nur Unternehmen ein, die die sich verändernde Branchendynamik für sich zu nutzen wissen.

Immer mehr Autofahrer wollen kein eigenes Fahrzeug besitzen und nutzen stattdessen Sharing- oder Abomodelle.| Foto: Share now/unsplash
Immer mehr Autofahrer wollen kein eigenes Fahrzeug besitzen und nutzen stattdessen Sharing- oder Abomodelle.| Foto: Share now/unsplash
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Thomas Kanzler

Die Zukunft der automobilen Mobilität wird von einer Vielzahl tektonischer Kräfte geprägt, die die Stimmung und das Verhalten der Verbraucher verändern. Einer von drei Verbrauchern in den USA und fast die Hälfte in der Region Europa5 (die zusammengefasste Region, die folgende Länder umfasst: Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und das Vereinigte Königreich) würden als nächstes Fahrzeug ein Elektroauto wählen. Die Hälfte der Verbraucher in den USA und 61 Prozent in der Region Europe5 gaben laut der Studie an, die Elektromarke danach auszuwählen, ob das Unternehmen einen gut ausgearbeiteten Plan für das Batterierecycling hat.

Gerade junge Fahrer präferieren zu Abo-Modellen

Mehr als die Hälfte der Befragten in den USA und in Europa5 sind besorgt über das Restwertrisiko, das der Besitz eines traditionellen, mit fossilen Brennstoffen betriebenen Fahrzeugs mit sich bringt. Vor allem jüngere Autofahrer bezweifeln, ein eigenes Auto besitzen zu müssen. Fast 40 Prozent der US-Verbraucher und die Hälfte der Verbraucher in der Region Europa5 im Alter von 18 bis 34 Jahren haben bereits Erfahrungen mit Sharing-Angeboten gemacht.

Ein Drittel der Verbraucher in beiden Regionen im Alter von 18 bis 34 Jahren würde aus dem Wunsch nach größtmöglichem Komfort, Transparenz und Flexibilität auf ein Abonnementmodell umsteigen. Zudem gab die Hälfte der Umfrageteilnehmer an, an einer monatlichen Zahlung interessiert zu sein, die alle fahrzeugbezogenen Kosten, einschließlich Versicherung und Wartung, abdeckt.

Umbruch im Automobilmarkt

Die Akteure im Bereich der automobilen Mobilität, einschließlich konzerneigener und konzernunabhängiger Finanzierungsgesellschaften, Vermietungsunternehmen und Flottenmanagementfirmen, stehen in den nächsten 10 bis 15 Jahren wahrscheinlich an der Schwelle zu einem Generationswechsel. Der Druck, betriebliche und produktionstechnische Effizienz zu erreichen, ist enorm.

Das traditionelle Geschäftsmodell, das im Verkauf von Fahrzeugen an Endverbraucher verankert ist, wird durch mehrere konvergierende Kräfte in Frage gestellt. Dazu gehören inflationserschöpfte Verbraucher, die sich Sorgen um ihre finanzielle Leistungsfähigkeit machen, die Umstellung auf langlebigere Elektrofahrzeuge, die längere Besitzzeiten ermöglichen, und das Wiederaufleben des gemeinsamen Transports in wachsenden städtischen Ballungszentren. Infolgedessen suchen sowohl etablierte Unternehmen als auch neue Marktteilnehmer dringend nach neuen Möglichkeiten, das Mobilitätserlebnis zu monetarisieren.

„Unter den bedeutenden Makrotrends, die die Zukunft des automobilen Mobilitätssektors prägen, wird es wahrscheinlich einen besonders starken Schwerpunkt auf die Sicherung der richtigen technologischen Kompetenz und die Entwicklung einer effizienten Architektur geben, um Daten effektiv zu monetarisieren“, erläutert Jeff Paul, Geschäftsführer und Leiter der US-Automobil-Captive-Finanzierung, Deloitte Services LP. „Die Entwicklung der automobilen Mobilität wird wahrscheinlich auch ein neues Maß an Koordination und Abstimmung zwischen den Akteuren der Branche erfordern. Strategische Partnerschaften und M&A-Integrationen werden entscheidend sein, wenn es darum geht, die entstehenden Gewinnquellen zu nutzen.“

Simulation zeigt Gewinner der neuen Mobilität

Wenn neue Mobilitätsdienste in einem sich schnell entwickelnden Ökosystem Gestalt annehmen, kann es von entscheidender Bedeutung sein, welchen Profitpool man verfolgt. Um das Potenzial zu veranschaulichen, hat Deloitte einen stellvertretenden Mobilitätsanbieter als Grundlage für das Profit-Pool-Simulationstool entwickelt und für den amerikanischen Markt durchgespielt.

Mit Vehicle-on-Demand- (VOD) und Mobility-on-Demand- (MOD) Dienstleistungen werden in den USA jährliche Wachstumsraten von 8 bis 10 Prozent erwartet, da sich die Mobilitätsanforderungen der Verbraucher und die Urbanisierungstrends ändern. Für In-Life-Dienste wird in den USA ein jährliches Wachstum von 12 Prozent prognostiziert, da nutzungsbasierte Produkte in diesem Bereich weiter eingeführt werden. So stellen beispielsweise Versicherungen in Zukunft eine bedeutende Möglichkeit für Mobilitätsanbieter dar, mit einem relativen Gewinnbeitrag von bis zu 13 Prozent sowohl in den USA als auch in Europa5.

Umstieg auf Stromer verändert Wertschöpfungskette

Unterstützt durch die allgemeine Umstellung auf Elektrofahrzeuge in beiden Märkten wird erwartet, dass das Batteriemanagement für Elektrofahrzeuge sowohl in den USA als auch in der Region Europa5 jährlich um 12 Prozent wachsen wird. Auch wenn der Gesamtgewinnbeitrag infrastrukturbezogener Dienstleistungen in den USA und Europa5 relativ gering bleibt, ergänzen diese Angebote die gesamte Wertschöpfungskette, indem sie ein ganzheitliches Mobilitätsangebot rund um das Laden, Parken und damit verbundene Komfortleistungen schaffen.

Auch das Recycling wird laut Deloitte bis 2035 eine bedeutende Rolle in der Zukunft der automobilen Mobilität in den USA und Europa spielen und möglicherweise allein in den Vereinigten Staaten zu einem Markt von 2 Milliarden Dollar anwachsen.

„In den nächsten 10 Jahren werden wir wahrscheinlich ein historisches Tempo des Wandels im Bereich der automobilen Mobilität erleben. Langjährige und stabile Unternehmen von heute werden entweder radikale Veränderungen durchlaufen oder obsolet werden, da neue Mobilitätsstrukturen und die damit verbundenen Profitpools die Kerngeschäftsmodelle von morgen prägen“, verdeutlicht Sebastian Pfeifle, Partner, Global Automotive Mobility Lead, Deloitte Deutschland. „Die Fähigkeit, Fahrzeuge über mehrere Lebenszyklen hinweg zu managen, wird über den Erfolg oder gar das Überleben am Markt entscheiden, denn sie ist der Schlüssel zur Erschließung und Sicherung künftiger Gewinnquellen. Diejenigen, die sich entlang der Wertschöpfungskette klar positionieren und diese mit den erforderlichen Fähigkeiten untermauern, werden in der Lage sein zu wachsen."

Gewinne mit optionalen Funktionen

Die Automobilhersteller setzen verstärkt auf Abonnementfunktionen, um ihre Gewinne zu steigern. Insbesondere bei E-Fahrzeugen nutzen Hersteller wie BMW oder Mercedes die Möglichkeit, Funktionen erst per Abo freizuschalten. Mercedes bietet zum Beispiel eine "Beschleunigungssteigerung" gegen eine jährliche Gebühr an. Der Münchner Autobauer BMW hatte zuletzt viel Kritik für eine im Abo freischaltbare Sitzheizung einstecken müssen. Und der schwedisch-chinesische E-Fahrzeug Hersteller Polestar bietet ein Leistungs-Update gegen eine einmalige Gebühr von etwa 1.200 Euro an.

„Für die Autohersteller liegt der größere Gewinn darin, Monat für Monat Einnahmen von diesem Kunden zu generieren, da Elektroautos nicht von vornherein so profitabel sind", erklärt Alex Oyler, Direktor für Nordamerika beim Beratungsunternehmen SBD Automotive.

Mithilfe von „Over-the-Air“-Updates können die Hersteller stets neue Funktionen anbieten und – gegen Gebühr – in die Fahrzeug-Software integrieren. Während sich die Verbraucher an diese Idee erst noch gewöhnen müssen, hat die Autoindustrie in Zukunft laut der Deloitte-Studie kaum eine andere Wahl. Das Beratungsunternehmen schätzt, dass 50 bis 60 Prozent der künftigen Gewinne auf dem Spiel stehen könnten, wenn die Auto-Konzerne so weitermachen wie bisher.

Was bedeutet das?

Alles ist im Umbruch. Die E-Mobilität wird Opfer und Gewinner haben. Immer mehr neue Hersteller drängen auf den Markt, man hat das Gefühl, dass viele etablierte Autokonzerne diesem Tempo nicht gewachsen sind. Und auch der Fahrzeugmarkt steht vor gewaltigen Herausforderungen. Das Käufer-Verhalten ändert sich. Immer mehr Autofahrer sehen keinen Sinn darin, ein Fahrzeug zu kaufen und nutzen verstärkt Abo- oder Sharing-Lösungen.

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