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Daimler will Smart-Werk Hambach verkaufen

Die Corona-Krise zwingt auch Daimler zu einer Anpassung der Kapazitäten: Eigentlich kündigte man noch 2018 an, im französischen Hambach künftig elektrische EQ-Modelle montieren zu wollen – jetzt soll das Smart-Werk verkauft werden.

Daimler scheint in Frankreich keine Zukunft mehr für das Produktionsnetzwerk zu sehen. Hambach soll verkauft werden. | Foto: Daimler
Daimler scheint in Frankreich keine Zukunft mehr für das Produktionsnetzwerk zu sehen. Hambach soll verkauft werden. | Foto: Daimler
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Gregor Soller

Das Werk in Hambach hat am 27. Oktober 1997 den Betrieb aufgenommen und hat die Fertigung damals revolutionär organisiert: Mit Zuliferern direkt vor Ort und einem „sternförmigen“ Zulauf der Komponenten zu den einzelnen Arbeitsschritten.  Seit 2019 produziert das Werk nur noch die Stromer smart EQ Fortwo als Limousine und Cabrio. Doch deren Nachfolger kommen künftig von Geely aus China und zur Transformation für andere EQ-Modelle eignet sich das einst revolutionär gedachte Werk nun anscheinend doch nicht, weshalb es verkauft werden soll. Bis heute sind in Hambach nach Unternehmensangaben mehr als zwei Millionen Smart fortwo vom Band gelaufen. Vorstandsmitglied Markus Schäfer betont, dass es nun gelte, die Zukunft des Standorts zu sichern und zu gewährleisten, dass die aktuellen Smart-Modelle weiter in Hambach produziert werden können.

Ola Källenius, Vorsitzender des Vorstands der Daimler AG und Mercedes-Benz AG, erklärt dazu:

„Wir treiben die Transformation unseres Unternehmens und unserer Produkte weiter mit Hochdruck voran. Angesichts der hohen Zukunftsinvestitionen, vor allem in die Elektrifizierung und Digitalisierung, setzen wir Maßnahmen zur Effizienzsteigerung konsequent um. Dies betrifft weltweit alle Unternehmensbereiche. Zusätzlich führen die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Wirtschaft zu neuen Rahmenbedingungen im Markt und in diesem Zusammenhang optimieren wir unser globales Produktionsnetzwerk. Deswegen beabsichtigen wir, Gespräche über den Verkauf des Werks Hambach aufzunehmen.“

Damit verbundene Bewertungseffekte des Anlagevermögens führen bei der Mercedes-Benz AG laut eigenen Angaben zu einem negativen Sondereffekt aus Restrukturierungsmaßnahmen von einem mittleren dreistelligen Millionenbetrag im zweiten Quartal. Das Unternehmen erwarte deshalb „keinen Einfluss aus dieser Abwertung auf den Free Cash Flow des Industriegeschäfts. Im weiteren Verlauf von Verhandlungen können weitere Belastungen hinzukommen.“

Damit dürfte Daimler auch die EQ-Fertigung neu auslegen. Ursprünglich plante man, ein EQ-Modell in Hambach zu fertigen. Das könnte jedoch auch an jedem anderen Standort geschehen. Und da sind China oder Ungarn immer die lohntechnisch günstigeren Alternativen als Frankreich.

Was bedeutet das?

Daimler demontiert die Marke Smart jetzt auch in der Fertigung: Obwohl die aktuelle Generation laut Insidern noch bis 2023 laufen dürfte und das Smart-Programm bei Geely erstmal mit anderen Modellen außerhalb des Fortwo und Forfour ergänzt werden soll, will man Hambach aktuell anscheinend so schnell wie möglich los werden – und Smart damit nur noch im Lohnauftrag fertigen. Man darf gespannt sein, er in der aktuellen Situation Interesse an dem französischen Werk haben könnte. Außerdem reduziert Daimler so auch seine Kapazitäten im Hochlohnstandort Westeuropa.

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