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Daimler vollzieht die Energiewende in den Werken

Mit der Beteiligung an Bürgerwindparks will der Hersteller den Anfang für die Energieautarkie und CO2-Neutralität seiner Werke machen. Neben Bremen auch das Akku-Werk in Kamenz.

Der Windpark Bassum ist einer der sechs Bürgerwindparks aus denen der norwegische Energieversorger Statkraft zukünftig erneuerbaren Strom für Mercedes-Benz Standorte liefert. | Foto: Mark Mühlhaus|attenzione
Der Windpark Bassum ist einer der sechs Bürgerwindparks aus denen der norwegische Energieversorger Statkraft zukünftig erneuerbaren Strom für Mercedes-Benz Standorte liefert. | Foto: Mark Mühlhaus|attenzione
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Johannes Reichel

Der Automobilhersteller Daimler hat angekündigt, mit der Beteiligung an Windkraftanlagen des norwegischen Anbieters Statkraft einen Teil der Energie für die Produktion in Werken abdecken zu wollen. Der sogenannte Stromabnahmevertrag ermöglicht der Marke Mercedes-Benz Cars den direkten Bezug von Strom aus Anlagen in Deutschland, deren Förderung aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) nach 2020 ausläuft. Damit sichere man den wirtschaftlichen Betrieb von Bestandsanlagen, die so weiter ihren Beitrag zum Erreichen der Klimaziele in Deutschland leisten könnten, begründete der Hersteller den Schritt. Man sieht sich damit als erster industrieller Großabnehmer, der aus solchen Anlagen Strom bezieht.

So wird ein Schuh draus: Klimaneutrale Batteriefertigung

Der norwegische Energieversorger Statkraft, der größte Erzeuger erneuerbarer Energie in Europa, liefert den regenerativ erzeugten Strom aus insgesamt sechs Bürgerwindparks. Dieser wird für die Energieversorgung des Mercedes-Benz Werks in Bremen sowie für die deutschen Batteriestandorte wie beispielsweise Kamenz und Stuttgart-Untertürkheim eingesetzt werden. Bis 2022 will der Hersteller alle Werke mit klimaneutraler Energie versorgen. "Damit gehen wir einen wichtigen Schritt in der Umsetzung unserer CO2-neutralen Produktion und unterstreichen unsere gesellschaftliche Verantwortung“, findet Markus Schäfer, Mitglied des Bereichsvorstands Mercedes-Benz Cars, Produktion und Supply Chain.

Zentraler Faktor: Nicht geförderte Anlagen werden wirtschaftlich

"Wenn marktorientiertes Handeln, eine gezielte Vermarktung und ein effizienter Anlagenbetrieb zusammenkommen, ist in vielen Fällen ein Betrieb ohne Förderung möglich", meint Carsten Poppinga, Geschäftsführer von Statkraft in Deutschland dazu.

Die Integration der nicht EEG-geförderten erneuerbaren Energien in klassische Energieliefermodelle ist aus Sicht des Versorgers Enovos Energie Deutschland GmbH zukünftig von zentraler Bedeutung. "Vor diesem Hintergrund ist die erfolgreiche Abwicklung der Grünstrombelieferung unseres langjährigen Energiekunden Daimler gemeinsam mit Statkraft ein wichtiger Schritt“, erläutert Andreas Loh, Geschäftsführer von Enovos Energie Deutschland GmbH.

Neue Werke sollen immer CO2-neutral sein

In Deutschland verfügt Mercedes-Benz Cars über acht Fahrzeug- und Powertrain-Werke, die Strom zukaufen oder eigene Kraftwerke betreiben. "Künftig stammt der zugekaufte Strom zu nachweisbar 100 Prozent aus regenerativen Quellen, wie beispielsweise aus Wind- und Wasserkraft", versichert der Hersteller. Dies entspreche etwa drei Vierteln des benötigten Strombedarfs in den deutschen Werken. Der Rest des Strombedarfs werde in eigenen hocheffizienten Gas-KWK Anlagen (Kraft-Wärme-Kopplung) erzeugt. Die dabei entstehenden CO2-Emissionen würden durch qualifizierte Kompensationsprojekte ausgeglichen, erklärt der Anbieter weiter.

Neue Fabriken in Deutschland und Europa sollen von Beginn an über eine CO2‑neutrale Energieversorgung verfügen. So werde derzeit in Jawor (Polen) ein neues, CO2-neutrales Motorenwerk gebaut. Das Werk wird 2019 den Betrieb aufnehmen und bezieht Windstrom über einen langfristigen Liefervertrag aus dem rund zehn Kilometer entfernten Windpark Taczalin, wie der Hersteller mitteilt.

Was bedeutet das?

Ein Fahrzeug verbraucht nicht nur im Betrieb Energie, sondern schon davor - und zwar nicht zu knapp. Viel zu häufig wird dieser Faktor vernachlässigt bei der Beurteilung der Umweltbilanz von Automobilen. Alle schielen auf den Verbrauch, aber wenn die Erzeugung Unmengen von Strom, womöglich aus Kohlekraft verschlungen hat, nützt ein noch so asketischer Motor im Betrieb nichts mehr. Das fährt man so gut wie nicht mehr "herein". Umso verwerflicher sind aus dieser Sicht übrigens auch die gerade mal wieder grassierenden "Abwrackprämien" für noch bestens fahrbare Automobile, eine gewaltige Ressourcenverschwendung.

Der Energieaufwand für die Produktion von Elektroautos mit der hohen Intensität bei den Akkus dürfte das Problem noch vergrößern. Insofern ist es sehr zu begrüßen, dass Daimler die Energiewende vollzieht und bis 2022 klimaneutral produzieren will. Auch Wettbewerber VW hat hier übrigens ehrgeizige Pläne. Denn nur so wird ein Schuh draus, nur so werden Autos künftig wirklich umweltfreundlicher, nicht nur beim Fahren. Mal sehen, ob auch die koreanischen und die aufstrebenden chinesischen Hersteller diese hohen Standards mitgehen können.

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