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Daimler führt Smart mit Geely weiter

Beide Konzerne gründen ein 50:50-Joint-Venture zwischen Daimler und Geely mit Sitz in China, um die Marke Smart als Hersteller reiner Elektroautos global weiterzuentwickeln und weiterzuführen.

Jetzt ist es amtlich: Smart wird künftig als 50:50 Joint-Venture von Geely und Daimler geführt. | Foto: Daimler
Jetzt ist es amtlich: Smart wird künftig als 50:50 Joint-Venture von Geely und Daimler geführt. | Foto: Daimler
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Gregor Soller

Die Spatzen pfiffen es schon längst von den Dächern, jetzt folgen den Gerüchten Unterschriften: Die Marke Smart wird Daimler mit Geely weiterführen, die Produktion der aktuellen Smart-Generation in der EU dürfte bis 2022 auslaufen. Der Joint-Venture-Vereinbarung zufolge wird die Produktion der nächsten Generation von Smart Elektromodellen in einer neuen, speziell dafür erbauten Elektroautofabrik in China erfolgen.

Im Werk Hambach wird zukünftig ein kompaktes Elektrofahrzeug von Mercedes-Benz produziert, womit die Arbeitsplätze an diesem Standort mit weiteren Investitionen gesichert werden sollen. Bis zur Markteinführung der neuen Modelle ab 2022 wird Daimler die aktuelle Generation von smart Fahrzeugen weiterhin am Standort Hambach in Frankreich (smart EQ fortwo) und am Standort Novo Mesto in Slowenien (smart EQ forfour) produzieren. Das Werk Hambach wird in Zukunft ein Elektrofahrzeug der Kompaktklasse von Mercedes-Benz unter der neuen Produkt- und Technologiemarke EQ produzieren. Mercedes-Benz investiert 500 Millionen Euro in das Werk Hambach.

Der Aufsichtsrat des neuen Smart Joint Venture wird paritätisch mit sechs Führungskräften beider Vertragspartner besetzt. Die Daimler AG wird im Vorstand vertreten durch Hubertus Troska, Vorstandsmitglied der Daimler AG und in dieser Funktion verantwortlich für die China-Aktivitäten, Britta Seeger, Vorstandsmitglied der Daimler AG und in dieser Funktion verantwortlich für Mercedes-Benz Cars Vertrieb, und Markus Schäfer, Bereichsvorstand Produktion und Einkauf Mercedes-Benz Cars und designiertes Vorstandsmitglied der Daimler AG für Forschung und Entwicklung. Geely wird im Vorstand vertreten durch Li Shufu, Chairman der Geely Holding, An Conghui, President der Geely Holding und President und CEO der Geely Auto Group, und Daniel Donghui Li, Executive Vice President und CFO der Geely Holding.

Die Joint-Venture-Partner haben vereinbart, dass die neue Generation von smart Fahrzeugen vom weltweiten Mercedes-Benz Design Netzwerk entworfen und von den globalen Engineering Centers von Geely entwickelt wird. Der Produktionsstandort wird künftig in China sein. Interessanter Nebenaspekt: Einmal mehr soll das Smart-Portfolio nach oben smart in das B-Segment ausgeweitet werden. Das Joint Venture wird laut Daimler voraussichtlich bis Ende des Jahres 2019 gegründet. Die finanziellen Konditionen werden nicht kommuniziert.

Was bedeutet das?

Hätte Daimler doch damals - doch, es war tatsächlich 1998! -  auf den Schweizer Visionär Nicolas Hayek gehört: Der Uhrenmagnat wollte Smart von Anfang an zur reinen Elektroauto-Marke machen. Was wäre das für ein avantgardistisches und wegweisendes Projekt gewesen. Doch nicht mit den verbrennungsmotorisch getriebenen Schwaben, die dem Kleinstwagen Maximalemissionen mit einem thermisch extrem schwierig zu händelnden Heckmotor-Turbo-Benziner mit auf den stets holprigen Lebensweg mitgaben. Regelmäßig fand er sich unter den größten Schmutzfinken in Eco-Rankings wieder, vor allem beim Feinstaub ist das kleine Auto unfreiwillig ganz groß. Aber auch der Verbrauch war für einen Zweisitzer immer zu hoch: Zwei Sterne von fünf attestierte der ADAC in der jüngsten Ausgabe des Ecotest für einen Smart Cabrio, 6,6 l/100 km, für ein Mikrogefährt, irre Werte. Wie viel besser das elektrisch geht, beweist ausgerechnet die dem Vernehmen nach heillos vergriffene elektrische EQ-Variante, die fünf Sterne und fast volle Punktzahl abräumte.

Warum denn nicht gleich so. Was für eine strategische Fehlentscheidung! Jetzt erstarkt der ungeliebte Großaktionär Geely mit Smart weiter und Daimler muss sich der Realität beugen, mit der Marke nie die großen Gewinne eingefahren zu haben, die letzten Jahre munkelt man gar von Verlusten zwischen 500 und 700 Millionen Euro laut einem Analysten von Evercore ISI. Deshalb rücken beide Marken näher zusammen: Denn Smart wird künftig zu 50 Prozent chinesisch sein. Komplett elektrisch sowieso: Das soll der EQ Smart ab 2020 ohnehin sein. Außerdem haben Daimler und Geely auf eine Kooperation bei einem neuen Premium Ride-Hailing-Dienst in China verständigt. Man könnte den Deal aber auch so lesen: Der ungeduldigte Li Shufu macht den Schwaben Beine. Die sollten Smart nicht ganz aufgeben, schließlich braucht man sparsame Kleinwagen bald für die Einhaltung der Flottengrenzwerte dringend. (gs/jr)

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