Werbung
Werbung

Corona-Krise: Wie COVID-19 die Mobilität in den USA verändert

Die weltweite Corona-Pandemie hat auch in den USA immense Auswirkungen auf Verkehr, Infrastruktur und alle damit verbunden Unternehmen.

Viele Tote, eine heruntergefahrene Industrie und wenig Verkehr wie hier in Seattle - in den USA traf Covid-19 auch viele Start-ups schwer. | Foto: Infinite Thought/Pixabay
Viele Tote, eine heruntergefahrene Industrie und wenig Verkehr wie hier in Seattle - in den USA traf Covid-19 auch viele Start-ups schwer. | Foto: Infinite Thought/Pixabay
Werbung
Werbung
Christian Eckert

Auch wenn für die meisten Firmen massive Umsatzeinbußen die Folge sind, gibt es - wie in jeder Krise - auch dieses Mal einige wenige Gewinner. Nachfolgend ein Überblick der bedeutendsten Entwicklungen:

Mikromobilität - Konsolidierung in Lichtgeschwindigkeit, Kampf ums Überleben

Im hart umkämpften Markt der Scooter-Anbieter war es bereits vor Covid-19 nicht nur schwer, überhaupt profitabel zu werden - sondern vor allem profitabel zu bleiben. Nachdem in den letzten Jahren unzählige Unternehmen aus dem Boden geschossen sind, sahen wir bereits in den letzten Monaten eine klare Konsolidierung im Markt. Fast alle Firmen hatten stark Personal abgebaut, Konkurrenten übernommen (Bird kaufte Circ in Berlin) oder sich aus vielen Märkten respektive Städten zurückgezogen, um Kosten zu sparen und so profitabler zu werden. 

Lime, Lyft und Bird hatten seit Ende 2019 bereits hunderte Angestellte entlassen - und mit dem massiven Einbruch der Nutzung aller shared mobility services wurden in den letzten Wochen noch radikalere Massnahmen durchgesetzt: Bird (Sitz Santa Monica, Kalifornien) beispielsweise hat Anfang April über 30 Prozent aller Angestellten entlassen - in unrühmlicher Startup-Manier: 406 Personen in zwei Minuten via Zoom-Videokonferenz).

Lime hat vorübergehend das komplette Angebot aller Scooter in Kalifornien eingestellt, nachdem man in den ersten drei Aprilwochen 2020 nur noch knapp 7.000 Fahrten verzeichnete - verglichen zu fast 150.000 im gleichen Vorjahreszeitraum. Vereinzelt werden Scooter übrigens wieder bereitgestellt (auch von Bird und anderen Anbietern), allerdings nur für medizinisches Personal und ähnliche Berufsgruppen, welche derzeit an vorderster Front Covid-19 bekämpfen. Gleichzeitig versuchen Anbieter wie Wheels mit überarbeiteten Produkten ihr Angebot auch in Zeiten einer Pandemie aufrecht zu erhalten. Die Firma hat dazu ihre Elektrofahrräder mit selbst reinigenden Lenkergriffen und Bremshebeln ausgestattet, um die Verbreitung und Übertragung von Viren und Keimen zu verhindern, allerdings mit mäßigem Erfolg. Zur Zeit gehen die Nutzerzahlen weiter nach unten, was massive Einfluss auf die Bewertung der Start-ups hat: Limes Firmenevaluierung ist beispielsweise um 83 Prozent gefallen: Von 2,.4 Milliarden auf unter 400 Millionen US-Dollar.

Ridesharing - nicht die erste Wahl in einer Pandemie 

Ubers Aktienkurs fiel in den letzten Monaten um über 50 Prozent. Kein Wunder, denn: Allein in Seattle gingen die Buchungen um 60 bis 70 Prozent zurück. Um dem rasanten Abstieg entgegenzuwirken, hat Uber nun zwei neue Services gestartet: Uber Connect und Uber Direct. Beides zielt auf den Transport von Gütern und nicht mehr von Personen. Per Uber Direct kann man Bestellungen von kleineren Geschäften abwickeln, sei es eine Lieferung von der Apotheke oder einer Tierhandlung. Im Gegensatz zu großen Playern haben kleinere, lokale Geschäfte oft keine Logistik-Infrastruktur und sind deshalb besonders hart von Pandemie-bedingten Schließungen betroffen. Uber Connect wiederum ist ein neuartiger Kurierdienst, welcher es Uber-Kunden ermöglichen soll, alles Mögliche an jeden zu schicken - und zwar innerhalb eines Tages.

Ob diese Maßnahmen reichen werden, um ausreichend Umsatz zu erzielen, wird sich erst noch zeigen müssen. Hoffnungsschimmer am Horizont: Neueste Zahlen aus New York zeigen allerdings, dass es (sehr) langsam wieder bergauf geht, was übrigens auch daran liegt, dass der öffentliche Nahverkehr weiterhin gemieden wird.

Autonome Mobilität

Auch wenn die Forschung und Entwicklung im Bereich autonomer Fahrzeuge voraussichtlich stark zurückgefahren werden muss, steigt der Bedarf an selbstfahrenden Transportmöglichkeiten – vor allem in Zeiten einer Pandemie. Fahrerlose Delivery-Roboter ermöglichen die sichere Zustellung von Bestellungen und erlauben beispielsweise älteren Personen weiterhin individuelle Mobilität. Voyage, eine Firma aus Florida, hat Mitte April die offizielle Betriebserlaubnis zum Testen ihrer Robotaxi-Flotte auf öffentlichen Straßen erhalten. Damit kann die Firma ihre Passagiere nun überall in ihren selbstfahrenden Fahrzeugen befördern, welches davor nur in wenigen abgeschlossenen Vierteln möglich war. Somit ist Voyage nun Teil des exklusiven Clubs an Firmen mit dieser Sondergenehmigung, mit Aurora, Waymo, Zoox, Pony.ai oder Cruise.

Was bedeutet das?

Dies ist nur ein kleiner Einblick in die massive Umwälzung der amerikanischen Mobilitätswelt. Ich vermute, dass es lange Zeit brauchen wird, bis sich eine tatsächliche Erholung Abzeichnen wird. Manche Firmen wird es nach Covid-19 nicht mehr geben, einige wenige werden gestärkt herauskommen - und gleichzeitig wird es auch eine spannende Fülle an innovativen Firmen und Produkten geben. So herausfordernd die aktuelle Zeit auch ist, so groß sind auch die Möglichkeiten, festgefahrene Strukturen aufzubrechen, Neues zu wagen und den Innovationsdrang zu fördern.

Werbung
Werbung