COP28: Ölstaaten wollen CO2-Emissionen bis 2050 "ungefähr" auf null bringen - in der Förderung
Eine Erklärung von 50 Öl- und Gaskonzernen hat auf der Weltklimakonferenz für Empörung gesorgt. Der Präsident der Konferenz aus den Vereinigten Emiraten hatte eine Mitteilung verschickt, der gemäß die Emirate und Saudi-Arabien sich auf eine Charta zur Dekarbonisierung von Öl und Gas geeinigt hätten. Auch 50 Öl- und Gaskonzerne schlossen sich der Vereinbarung an, wie etwa Esson Mobil, Shell, Eni, BB oder Staatskonzerne wie Adnoc (Emirate), Saudi-Aramco oder Equinor (Norwegen). Nach eigenen Angaben streben sie an, ihre Aktivitäten bis spätestens 2050 klimaneutral gestalten. Sie beziehen sich allerdings nicht wie man annehmen könnte etwa auf den generellen Ausstieg aus Öl und Gas, sondern lediglich auf die Neutralisierung des Produktionsprozesses. Die NGO Germanwatch, die in Dubai dabei ist, nannte die Erklärung "Greenwashing in Reinform". Nicht zuletzt würden die Emissionen der Lieferketten völlig außer Acht gelassen, obwohl diese 80 bis 90 Prozent der gesamten Emissionen ausmachten. Berücksichtigt würden nur die Emissionen, die bei der Förderung vön Öl und Gas entstehen - nicht aber die bei dessen Verbrennung.
Das Märchen von der CO2-Abscheidung
Zudem setzen Staaten wie Saudi-Arabien auf das Entfernen von CO2 aus der Atmosphäre und Verpressen unter die Erde mittels CCS- (Carbon Caprute and Storage) oder DAC-Technologie Direct Air Capture). Diese steckt allerdings noch im Pilotstadium fest, wie bei Climeworks auf Island. Dort wird CO2 für 1.000 Dollar pro Tonne gespeichert, immense Kosten also, vor allem in Relation zum aktuellen weltweiten CO2-Preis von 20 Dollar im Mittel aller etablierten Emissionssysteme. Mit den "externen Kosten" inklusive wäre wiederum die Förderung und Verbrennung fossiler Stoffe kaum mehr attraktiv. Insofern erscheint eine massenhafte Anwendung eher unrealistisch. Zudem benötigt die Technologie ihrerseits viel Energie.
In den nächsten Jahre wollen die Staaten 35 Milliarden Dollar in die Technologie stecken, wie COP- und Adnoc-Präsident Sultan Al Jaber ankündigte. Damit solle quasi die Emission limitiert werden, nicht aber die Ölförderung. Bisher sind nach Angaben der Internationalen Energieagentur IEA Kapazitäten für maximal 0,01 Megatonnen CO2 pro Jahr vorhanden. Die Emissionen der Menschheit betragen derzeig 37.000 Megatonnen. Die Kapazitäten müssten um den Faktor 100.000 steigen, rechnet die IEA vor, inklusive der avisierten Emissionsreduktionen, um bei Netto Null zu landen.
Zweifel an der Wissenschaft?
Al Jaber war zuvor aufgefallen mit Äußerungen, die Zweifel am menschengemachten Klimawandel und an der Wissenschaft aufkommen ließen und die die britische Zeitung The Guardian veröffentlicht hatte. Demnach erklärte der Sultan und Ölkonzernchef bei einer Veranstaltung, "es gibt keine Wissenschaft, kein Szenario, das besagt, dass durch den Asusieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe das 1,5-Grad-Ziel erreicht werden könnte". Er forderte auf, ihm den "Fahrplan zu zeigen, "für den Aussieg aus den fossilen Brennstoffen, der eine nachhaltige sozioökonomsiche Entwicklung ermöglicht. Es sei denn, man will die Welt zurück in die Steinzeit werfen". Jetzt fühlte sich Jaber zur Rechfertigung gezwungen und bekannte sich bei einem Auftritt in Dubai zur Wissenschaft und der Forderung, die THG-Emissionen bis 2030 um 43 Prozent zu senken, damit das 1,5-Grad-Ziel überhaupt in Reichweite bleibt. James Skea, Vorsitzender des Weltklimarats, flankierte die Aussage mit den Zahlen des letzten Sachstandsberichts, dem zufolge für das 1,5-Grad-Ziel die Verbrennung aus Kohle ohne CO2-Abscheidung beendet sein müsse, der Ölkonsum um 60 Prozent und der Erdgasverbrauch um 45 Prozent sinken müsse.
"Das Herunterfahren und der Ausstieg aus fossilen Energien sind unvermeidlich. Dafür werde ich die Ärmel hochkrempeln und den Schulterschluss mit anderen suchen", proklamierte Al Jaber.
Was wiederum kaum im Einklang mit den erwähnten Interessen der Ölstaaten und -unternehmen steht. Saudi-Arabien soll sich laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung beschwert haben, dass Al Jaber dem "Herunterfahren" fossiler Brennstoffe das Wort rede. Die Saudis wollen in einer unheiligen Allianz mit Russland oder dem Irak derartige Bekenntnisse im Abschlussdokument verhindern. Der eigene Konzern Adnoc will vor allem seinerseits die Erdgasförderung weiter ausbauen.
IEA: Ausstieg aus den Fossilen notwendige Bedingung für 1,5-Grad-Ziel
Unterdessen haben sich nach einer Mitteilung des BMWK auf der 28. Weltklimakonferenz (COP) in Dubai haben sich erstmals fast 120 Staaten, darunter auch Deutschland, in einer Zusicherung dazu bekannt, kollektiv bis zum Jahr 2030 die weltweit installierte Kapazität erneuerbarer Energien zu verdreifachen und die Verbesserungsrate für Energieeffizienz zu verdoppeln. Diese „globalen Zielen“ seien zentral, um den Ausstieg aus fossilen Energien weltweit zu ermöglichen, den Zugang zu nachhaltiger und sicherer Energie für alle sowie Wohnstand und Wirtschaftswachstum zu erreichen. Die Internationale Energieagentur (IEA) sieht die Ziele als notwendige Bedingung, um das 1,5°C-Ziel einzuhalten. Deutschland hatte sich unter anderem im Rahmen der G7 und G20 für die Etablierung dieser globalen Ziele eingesetzt.
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