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Continental: Negatives Betriebsergebnis und positiver Ausblick

Wie erwartet hat das anhaltend turbulente Marktumfeld deutliche Spuren im Konzernergebnis hinterlassen. Trotzdem blickt Continental zuversichtlich auf das zweite Halbjahr und hält am optimistischen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr fest.

Continental Tires ist speziell bei den Elektrofahrzeugen besonders erfolgreich.| Foto: Continental
Continental Tires ist speziell bei den Elektrofahrzeugen besonders erfolgreich.| Foto: Continental
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Thomas Kanzler

Der Zulieferer hat für das zweite Quartal 2022 einen Rückgang im operativen Ergebnis von 19,8 Prozent präsentiert. Insbesondere die geopolitischen Unsicherheiten infolge des Kriegs gegen die Ukraine, gestörte Lieferketten, massive Preissteigerungen für Rohmaterialien, Vorprodukte, Energie und Logistik, gepaart mit dem Mangel an Elektronikbauteilen und den Folgen der coronabedingten Lockdowns in China, haben das Ergebnis von Continental stark beeinflusst.

Trotzdem konnte Conti beim Konzernumsatz zulegen. Dieser lag im abgelaufenen Quartal bei 9,4 Milliarden Euro (Q2 2021: 8,4 Milliarden Euro, +13,0 Prozent). Das bereinigte operative Ergebnis lag mit 411 Millionen Euro deutlich unter dem des Vorjahres (Q2 2021: 512 Millionen Euro, -19,8 Prozent). Das entspricht einer bereinigten EBIT-Marge von 4,4 Prozent (Q2 2021: 6,2 Prozent).

„Das Marktumfeld war für die Automobilzulieferer im zweiten Quartal weiterhin extrem herausfordernd. Gleichzeitig verzeichnen wir wichtige Fortschritte bei der Entwicklung und Vermarktung unserer Technologien mit einem starken Auftragseingang im Automotivebereich. Das zeigt: Wir haben die richtige Strategie und Aufstellung. Das belegt auch unsere jüngste Mobilitätsstudie“, sagte Nikolai Setzer, Vorstandsvorsitzender von Continental, am Dienstag in Hannover.

Conti-Umfrage belegt reges Interesse an E-Mobilität

Wie die im Juli 2022 veröffentlichte repräsentative Continental-Mobilitätsstudie belegt, spielen für die Mehrheit der befragten Menschen (in China, Deutschland, Frankreich, Japan, Norwegen, den USA) Vernetzung, Automatisierung und Nutzererlebnis bei der Anschaffung eines neuen Fahrzeugs eine entscheidende Rolle. Das Auto samt verbauter Technologie soll zudem intuitiv bedienbar, sicher und bezahlbar bleiben. Continental sieht sich dafür in allen Unternehmensbereichen richtig aufgestellt – von Fahrzeugelektronik über Reifen bis hin zu veganen Oberflächenmaterialien.

Beim Russlandgeschäft muss abgeschrieben werden

Das bereinigte EBIT lag im abgelaufenen Quartal über dem berichteten EBIT in Höhe von -165 Millionen Euro. Dies ist im Wesentlichen auf buchhalterische Effekte von rund 370 Millionen Euro zurückzuführen, die infolge des gestiegenen Zinsniveaus im Unternehmensbereich Automotive zu berücksichtigen waren. Des Weiteren hat Continental im Zusammenhang mit der Geschäftstätigkeit in Russland aufgrund der zusätzlich verhängten Sanktionen Vermögenswerte in Höhe von rund 75 Millionen Euro wertberichtigt. Zudem entstanden im Unternehmensbereich ContiTech im zweiten Quartal 2022 Restrukturierungsaufwendungen in Höhe von 63 Millionen Euro, im Wesentlichen für das Geschäftsfeld Mobile Fluid Systems aufgrund der Ende Juni 2022 kommunizierten Transformation einiger Produktionsstandorte.

Diese Effekte beeinflussten somit auch das erzielte Nettoergebnis. Dies lag im zweiten Quartal 2022 bei -251 Millionen Euro (Q2 2021: 545 Millionen Euro für fortgeführte und nicht fortgeführte Aktivitäten). Der bereinigteFreeCashflow lag bei -687 Millionen Euro (Q2 2021: 302 Millionen Euro für fortgeführte und nicht fortgeführte Aktivitäten).

Continental hält am Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr fest

„Der aktuelle Gegenwind ist orkanartig und wird kurzfristig nicht abflauen. In diesem Umfeld haben wir uns gut behauptet und unsere Widerstandskraft erhöht. Mit dem aktuellen Ergebnis sind wir nicht zufrieden – auch wenn wir es so erwartet hatten. Für das zweite Halbjahr sind wir hingegen zuversichtlich. So rechnen wir mit einer steigenden Automobilproduktion. Zudem greifen unsere Maßnahmen zur Verbesserung des Ergebnisses. Wir halten daher an unserem Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr fest“, sagte Katja Dürrfeld, Finanzvorständin von Continental.

Im zweiten Halbjahr rechnet Continental mit einer Stabilisierung der weltweiten Lieferketten, einer leichten Verbesserung der Verfügbarkeit von Halbleitern sowie weiterhin einer stabilen Energieversorgung in Europa und insbesondere in Deutschland.

Stagnierende Automobilproduktion im zweiten Quartal

In den Monaten April bis Juni 2022 lag die weltweite Automobilproduktion auf dem Niveau des vergleichsweise schwachen zweiten Quartals des Vorjahres. Damals machte sich die Halbleiterknappheit erstmals stark bemerkbar. Im zweiten Quartal 2022 war insbesondere in China die Fertigung von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen infolge der temporären pandemiebedingten Lockdowns in vielen Städten rückläufig (5,4 Millionen Einheiten, -5,8 Prozent). Europa verzeichnete aufgrund gestörter Lieferketten ebenfalls ein schwächeres zweites Quartal (3,8 Millionen Einheiten, -5,4 Prozent). In Nordamerika lag die Produktion von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen dagegen über der des sehr schwachen Vorjahreszeitraums (3,6 Millionen Einheiten, +11,6 Prozent). Nach vorläufigen Zahlen stagnierte die Produktion von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen weltweit im Vergleich zum zweiten Quartal 2021 bei insgesamt 18,8 Millionen Einheiten (Q2 2021: 18,8 Millionen Einheiten).

Automotive besser als der Automobilmarkt

Die weiterhin schwache Automobilproduktion bei gleichzeitig massiv gestiegenen Kosten belastete insbesondere den Unternehmensbereich Automotive. Dennoch schnitt der Unternehmensbereich infolge der anhaltend hohen Nachfrage nach seinen Produkten sowie positiver Effekte aus den ergriffenen Maßnahmen deutlich besser ab als der Markt. Der Umsatz stieg um 13,7 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro (Q2 2021: 3,8 Milliarden Euro). Bereinigt um den Einfluss von Wechselkurseffekten und Konsolidierungskreisveränderungen ergibt sich eine organische Umsatzentwicklung von +7,7 Prozent, während die globale Automobilproduktion stagnierte. Die bereinigte EBIT-Marge lag bei -2,3 Prozent (Q2 2021: -2,3 Prozent). 

Darüber hinaus hat Continental das Auftragsvolumen weiter gesteigert. Dies beläuft sich im zweiten Quartal auf mehr als 6,0 Milliarden Euro und liegt damit rund 40 Prozent über dem Wert des Vorjahreszeitraums

Reifen von Continental bei Elektroautos besonders erfolgreich

Der Unternehmensbereich Tires schloss das zweite Quartal erfolgreich ab. Dabei haben insbesondere die Umsätze im Ersatzgeschäft von Pkw- und Nutzfahrzeugreifen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zugelegt. Bei einem Umsatz von 3,4 Milliarden Euro (Q2 2021: 2,9 Milliarden Euro, +17,1 Prozent) wurde eine bereinigte EBIT-Marge von 13,8 Prozent erreicht (Q2 2021: 17,8 Prozent).

Speziell das Segment der Elektrofahrzeuge bringen Reifen von Continental ins Rollen. Für bereits mehr als 300 verschiedene Fahrzeugmodelle haben Reifen von Continental Freigaben in der Erstausrüstung erhalten: Sieben der zehn weltweit erfolgreichsten Hersteller von Elektrofahrzeugen vertrauen in der Erstausrüstung auf Reifen von Continental. Insgesamt liegt der Marktanteil im Segment der Elektrofahrzeuge über jenem bei Autos mit Verbrennungsmotor.

ContiTech investiert in Nordamerika und Schweden

Der Unternehmensbereich ContiTech spürte im zweiten Quartal ebenso die gestiegenen Kosten sowie die schwächere Automobilproduktion. ContiTech erreichte einen Umsatz von 1,6 Milliarden Euro (Q2 2021: 1,5 Milliarden Euro, +8,2 Prozent) sowie eine bereinigte EBIT-Marge von 4,9 Prozent (Q2 2021: 7,9 Prozent).

Mit dem Bau einer neuen Produktionsstätte in Mexiko mit einem Investitionsvolumen von knapp 40 Millionen Euro und dem Erwerb von WCCO Belting mit Sitz in Wahpeton, North Dakota, USA und von NorrVulk AB mit Sitz in Gällivare, Schweden will ContiTech das Industriegeschäft weiter ausbauen.

Was bedeutet das?

Zulieferer Conti spürt die Krisen. Die Quartalsbilanz zeigt vor allem auch im Automotiv Bereich deutlich: wer liefern konnte, konnte aufgrund der hohen Nachfrage gutes Geld verdienen. Ein Grund mehr, bestehende Lieferketten zu überdenken.

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