Conti und ZF beteiligen sich an Software-Start-up Apex.AI
Die beiden deutschen Zulieferer und Technologieunternehmen Continental und ZF haben quasi zeitgleich Anteile am deutsch-amerikanischen Automobilsoftwarespezialisten Apex.AI erworben und unterstreichen damit die Bedeutung der Fahrzeugsoftware für künftige Entwicklungen. Das Unternehmen wurde 2017 von Jan Becker und Dejan Pangercic in Palo Alto ins Leben gerufen, doch die Wurzeln des Start-ups liegen in Deutschland - die beiden Gründer kennen sich noch aus Münchener Studientagen.
Becker und Pangercic arbeiteten dann 15 Jahre bei dem Technologiekonzern Bosch. Becker entwickelte er als führender Ingenieur am Bosch-Standort in Palo Alto die erste Abteilung für autonomes Fahren. 2015 wechselte er in die Start-up-Szene und arbeitete zwei Jahre beim amerikanisch-chinesischen Elektroautobauer Faraday Future. 2017 wagten die beiden Software-Spezialisten dann den Schritt, eine eigene Firma aufzumachen. Um den Standort in Deutschland auszubauen, warben sie zuletzt den Datenkommunikationsexperten Michael Pöhnl von Bosch ab. Derzeit beschäftigt Apex.AI 60 Mitarbeiter, davon 20 in Deutschland. Es unterhält Büros in München und Berlin.
Zweite Finanzierungsrunde holt ZF und Contil ins Boot.
Wieviel Geld Apex.AI bei einer ersten Finanzierungsrunde von Risikokapitalgeber Canaan oder Herstellern wie Volvo und Toyota einsammelte, ist nicht bekannt. Aber nachdem Apex AI auf der digitalen Konsumelektronikmesse CES den Innovationspreis in der Kategorie Fahrzeugintelligenz und Transport beteiligen sich nun auch die Technologiekonzerne Continental und ZF an der Software-Schmiede.
Höchster funktionaler Sicherheitsstandard.
Die Intelligenz von Fahrzeugen der nächsten Generation wandert zunehmend auf wenige zentrale Hochleistungsrechner ab. Die darauf laufende Software soll wie bei einem Smartphone leicht zu aktualisieren und um neue Funktionen zu erweitern sein.
Apex.OS ist ein Meta-Betriebssystem, das ursprünglich für Robotikanwendungen entwickelt wurde. Apex.AI hat dieses Betriebssystem für den Automobilbereich weiterentwickelt und vom TÜV Nord die ASIL D-Zertifizierung nach ISO 26262 für die Funktionale Sicherheit für Fahrzeuge erhalten. Danach darf es zu weniger als zehn Ausfällen in zehn Milliarden Betriebsstunden kommen.
Die Kernsoftware für Hochleistungsrechner im Auto inklusive der dazugehörigen Software Development Kits sofort verfügbar und bietet den Automobilherstellern damit die Möglichkeit, Personalressourcen stärker in anderen Bereichen einzusetzen, die für den Endkunden eine deutliche Differenzierung bieten. Apex.OS kann in allen Fahrzeugtypen wie Pkw, Robotaxis, Shuttles und Nutzfahrzeugen und unabhängig von deren Automatisierungsgrad eingesetzt werden.
ZF beteiligt sich mit fünf Prozent bei Apex.AI
ZF stärkt sein Automotive-Software-Geschäft durch den Erwerb der Anteile am Softwareunternehmen Apex.AI. Neben der finanziellen Unterstützung wird ZF auch Softwarelösungen auf Basis des Meta-Betriebssystems Apex.OS entwickeln.
„Auf Basis von Apex.OS können wir unseren Kunden eine zusätzliche Option der ZF Middleware anbieten“, sagt Nico Hartmann, Leiter des ZF Global Software Center.
ZF Middleware ist eine offene Softwareplattform, die als „Vermittler“ zwischen dem Betriebssystem eines Fahrzeugcomputers und seinen Softwareanwendungen fungiert. Auf dieser Middleware können dann wiederum die eigentlichen Softwarefunktionen, wie zum Beispiel autonome Fahrfunktionen, aufgebaut werden.
Continental gibt die Höhe der Beteiligung an Apex.AI nicht an
Auch Continental beteiligt sich als strategischer Investor am deutsch-amerikanischen Software-Spezialisten Apex.AI. Continental und Apex.AI kooperieren bereits seit 2020 bei der Industrialisierung eines innovativen Betriebssystems für Fahrzeuge. Mit der nun vollzogenen Minderheitsbeteiligung intensivieren beide Unternehmen ihre Zusammenarbeit.
Frank Petznick, Leiter Geschäftseinheit Fahrerassistenzsysteme: „Mithilfe des bereits zertifizierten Meta-Betriebssystems Apex.OS werden wir die Entwicklungszyklen von neuen Mobilitätsfunktionen vor allem für das automatisierte und autonome Fahren im Einklang mit höchsten Sicherheitsstandards signifikant verkürzen.“
Continental beschäftigt bereits rund 17.000 Software- und IT-Spezialisten – damit entwickelt rund ein Drittel aller Ingenieure im Unternehmen Software-Lösungen.
Partnerschaften mit ausgesuchten Technologieunternehmen.
Für entscheidende Evolutionsschritte arbeitet Continental mit ausgesuchten Technologiepartnern zusammen. So kooperiert Continental bei der Entwicklung von Lidar-Sensoren – eine Schlüsseltechnologie für das automatisierte Fahren – mit dem Sensorik-Spezialisten AEye. Mit Horizon Robotics, einem führenden Anbieter von Edge-Computing-Plattformen für Künstliche Intelligenz (KI), gründete Continental jüngst ein Joint Venture. Ziel ist, Algorithmen von Horizon Robotics in smarte Kamerasysteme und Steuergeräte von Continental zu integrieren. Und bei Elektrobit, einem Tochterunternehmen von Continental, werden Embedded-Software-Lösungen für verschiedenste Fahrfunktionen entwickelt.
Was bedeutet das?
Der Apex.AI Gründer Jan Becker zog von Deutschland in die USA – scheinbar beflügelt der Aufbruchsgeist und die Technikbegeisterung in Kalifornien, denn dem Start-up gelingt mit einer Handvoll Mitarbeiter, woran in Deutschland zehntausende Ingenieure und Entwickler bei BMW, Daimler oder Volkswagen arbeiten: ein Betriebssystem für das Auto entwickeln.
Elektromobilität , Newsletter Elektromobilität , IAA Mobility , SUVs und Geländewagen , Hybrid , Antriebsarten, Kraftstoffe und Emissionen , Oberklasse- und Sportwagen , Carsharing , Autonomes Fahren (Straßenverkehr) , Ladeinfrastruktur , Verkehrspolitik , Formel E , Brennstoffzellen , Fahrzeug-Vernetzung und -Kommunikation , Fahrzeuge & Fuhrpark , Automotive-Messen & Veranstaltungen , Pkw, Kompakt- und Mittelklasse , Minis und Kleinwagen , E-Auto-Datenbank, E-Mobilität-/Automotive-Newsletter, E-Auto-Tests