Conti und Siemens kooperieren für eHighway-Stromabnehmer
Der Entwicklungs- und Produktionsdienstleister Continental Engineering Services (CES) und Siemens Mobility haben eine Kooperation bei der Entwicklung und Fertigung von Stromabnehmern für Lkw geschlossen. Ziel sei es, Schlüsselstrecken im Autobahnnetz mit einem Oberleitungssystem zu elektrifizieren und so den CO2-Ausstoß des Lkw-Verkehrs deutlich zu reduzieren, wie es auch die EU-Regulierung 2019/1242 vorgibt, heißt es vom Automobilzulieferer. Die neue Partnerschaft soll die Expertise aus zwei Technologiewelten vereinen, von Siemens Mobility als Spezialist für Bahnelektrifizierung und von Continental Engineering Services als Entwicklungs- und Produktionsdienstleister für anspruchsvolle Automotive-Technologien. Beide Unternehmen bündeln nun ihr Know-how, um zeitnah eine Serienfertigung von Stromabnehmern zu realisieren und für einen flächendeckenden Einsatz in Europa zur Verfügung zu stellen. Die eHighway-Technologie versorgt Lastwagen mit elektrischen Antrieben, etwa Hybrid-Lkw, Brennstoffzellen-Lkw oder batterieelektrische Lkw, auf stark frequentierten Autobahnabschnitten über eine Oberleitung mit Strom. Die Lkw können dort komplett elektrisch fahren und zugleich ihre Batterien aufladen, ohne Kraftstoff zu verbrauchen.
„Wir übertragen das Prinzip der Bahnelektrifizierung auf die Straße. Die Stromabnehmer werden weiterentwickelt und nach Automotive-Standards gefertigt. Die Partnerschaft von Continental Engineering Services und Siemens Mobility ermöglicht einen großen Schritt hin zu einem klimaneutralen Güterverkehr“, skizziert Christoph Falk-Gierlinger, Geschäftsführer von CES.
Die von Siemens Mobility entwickelte eHighway-Technologie sei schon heute einsatzbereit. Jetzt gehe es darum, insbesondere die Stromabnehmer für Lkw so weiterzuentwickeln, dass sie den Nutzfahrzeugherstellern kosteneffizient und in jeder gewünschten Stückzahl angeboten werden könnten.
„Beim Kampf gegen den Klimawandel spielt der Straßengüterverkehr eine zentrale Rolle“, urteilt Michael Peter, CEO von Siemens Mobility.
In Deutschland verursache er ein Drittel der CO2-Emissionen des Verkehrssektors. Unter den verschiedenen Konzepte zur Reduzierung habe Siemens Mobility mit dem eHighway eine Technologie für einen energieeffizienten, kostengünstigen und emissionsfreien Lkw-Verkehr geschaffen, die sich mit anderen Antrieben kombinieren lässt und zum Rückgrat der Klimawende im Straßengüterverkehr werden könne, wirbt Peter weiter
Prinzip Bahn: Strom aus Oberleitungen auf 4.000 Kilometer Autobahn
Entscheidend beim eHighway ist, dass nicht alle Autobahnkilometer elektrifiziert werden müssen. Die „Nationale Plattform Zukunft der Mobilität“, eine Innovations-Initiative des Bundesverkehrsministeriums, empfiehlt 4.000 Kilometer Autobahn bis 2030 mit der Oberleitungstechnologie auszustatten. Etwa zwei Drittel des Kraftstoffverbrauchs im Lkw-Fernverkehr auf deutschen Autobahnen fielen auf den meistbefahrenen 4.000 Kilometern des 13.000 Kilometer langen Autobahnnetzes an.
"Wenn es gelingt, das Kernnetz zu elektrifizieren und die Lkw mit elektrischem Antrieb - Batterie, Hybrid, Wasserstoff - und integriertem Stromabnehmer dort während der Fahrt auf einfache Weise mit Strom zu versorgen, kann schnell ein hoher Beitrag zum Klimaschutz erzielt werden", glaubt der Anbieter.
Die Lösung mit Strom aus der Oberleitung entspricht dem Prinzip Bahn. Auch dort sind nur etwa 60 Prozent des Schienennetzes mit Oberleitungen ausgerüstet. Dies aber sind die Schlüsselstrecken, sodass mehr als 90 Prozent des Bahnverkehrs in Deutschland mit Strom aus der Oberleitung über die Schienen rollt. Die Elektrifizierung des deutschen Straßengüterverkehrs auf einem Kernnetz von 4.000 Kilometern ermöglicht es laut einer Studie des Bundesverkehrsministeriums, die CO2-Emissionen jährlich um zehn bis zwölf Millionen Tonnen zu reduzieren, wenn der Strom aus regenerativen Quellen gewonnen wird.
Drei öffentliche Teststrecken in Erprobung
In Deutschland wird der eHighway von Siemens Mobility derzeit auf drei öffentlichen Teststrecken erprobt: Auf der Bundesautobahn A5 in Hessen zwischen den Anschlussstellen Zeppelinheim/Cargo City Süd des Frankfurter Flughafens und Darmstadt/Weiterstadt, in Schleswig-Holstein auf der A1 zwischen der Anschlussstelle Reinfeld und dem Autobahnkreuz Lübeck sowie auf der Bundesstraße B462 in Baden-Württemberg zwischen Kuppenheim und Gaggenau. Ziel von CES und Siemens Mobility ist es, das Lkw-Oberleitungssystem flächendeckend in ganz Europa zur Verfügung zu stellen. Das Bundesministerium für Verkehr und Digitale Infrastruktur unterstützt die Skalierung von Oberleitungen für den Fernverkehr in sogenannten Innovationsclustern und beabsichtigt die Realisierung von großen Pilotanlagen bis 2023.
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