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Conti sortiert sich neu und trägt Transformation Rechnung

Der Technologiekonzern stellt seine Geschäftsbereiche neu auf, Automotive, Tires und ContiTech sind künftig gleichberechtigt. Transformation der Automobilbranche fungiert als Treiber.

Frank Jung leitet bei Continental Reifen Deutschland das Marketing und den Vertrieb des Ersatzgeschäfts D Reifen: "Bis 2030 möchten wir uns zum fortschrittlichsten Reifenhersteller in Bezug auf ökologische und soziale Verantwortung entwickeln." (Foto: Continental)
Frank Jung leitet bei Continental Reifen Deutschland das Marketing und den Vertrieb des Ersatzgeschäfts D Reifen: "Bis 2030 möchten wir uns zum fortschrittlichsten Reifenhersteller in Bezug auf ökologische und soziale Verantwortung entwickeln." (Foto: Continental)
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Johannes Reichel
von Christine Harttmann

Im neuen Jahr will sich Continental mit einer strategischen Neuausrichtung auf die Transformation in der Automobilindustrie einstellen. Continental wird künftig von drei gleichberechtigten und unabhängigen Unternehmensbereichen getragen: Automotive, Tires und ContiTech getragen.

Bei Continental entwickelte sich der Lkw-Reifenmarkt im vergangenen Jahr 2021 stabil. Das Gesamtergebnis wurde dennoch durch überproportionale Rohstoffkosten-Steigerungen belastet. Ursache sei eine „in dieser Größenordnung bislang nicht gekannte Materialknappheit“. So fasst Frank Jung, der bei Continental Reifen Deutschland das Marketing und den Vertrieb des Ersatzgeschäft D Reifen leitet, das Jahr 2021 aus Sicht des Reifenherstellers zusammen. Erschwerend sei die Logistik-Krise hinzugekommen. Der Mangel an professionellen Kraftfahrern habe zu verringerten Fahrzeugkapazitäten geführt, während das Verladevolumen der Wirtschaft zuletzt wieder zulegte. Einzelne Logistiker zogen sich außerdem aus dem Reifengeschäft zurück oder erheben Vorgaben, wie den Versand der Produkte auf Paletten. Jung erwartet daher weitere Preissteigerungen in der Reifen-Logistik.

„Schon jetzt ist die Knappheit der Übersee-Container – die Frachtraten haben sich hier innerhalb eines Jahres vervierfacht – ein massiver Kostentreiber.“

Für nicht weniger besorgniserregend hält Jung die Entwicklung der Kraftstoffpreise sowie den aktuellen Ad-Blue Mangel.

„Und leider müssen wir davon ausgehen, dass sich die Lage im Transportgewerbe kurzfristig nicht bessern wird. Auch deshalb sind valide Prognosen für künftige Marktentwicklungen kaum möglich.“

Nach fast zwei Jahren Pandemie sieht Jung in dieser Situation noch lange keine Normalität. Überproportionale Steigerungen der Rohstoffkosten würde die Branche derzeit zusätzlich belasten, betont er. Der Halbleitermangel belastet die Fahrzeugindustrie.

Das Pkw- und Lkw-Reifenersatzgeschäft in Europa, Nahost und Afrika wurde unter der Führung von Philipp von Hirschheydt neu aufgestellt. Die Bendeling von Lkw- und Pkw-Geschäft zu einer übergreifenden Geschäftseinheit soll Kundennähe und -orientierung verbessern sowie die Effizienz der Organisationen steigern. Statt nach Produktkategorien, will man die Organisation vornehmlich nach Kundengruppen strukturieren – etwa internationale Großkunden, Flottenkunden, OEM Aftersales-Kunden oder Kunden in aufstrebenden Märkten.

Mit dem Jahreswechsel ist Philipp von Hirschheydt in den Automotive-Bereich gewechselt. Seine bisherige Position hat er an Ferdinand Hoyos übergeben, der zuletzt das Reifen-Ersatzgeschäft in der Region Asien Pazifik (APAC) leitete und auch in dieser Position schon Nachfolger von Philipp von Hirschheydt war.

Im deutschen Markt sollen die beiden Geschäftsbereiche für Pkw-Reifen sowie für Bus- und Lkw-Reifen zusammengewachsen. Jung betont, dass gerade der deutsche Markt einer der wichtigsten Märkte für das Unternehmen sei.

„Über alle Reifen Dimensionen hinweg erwirtschaftete der Konzern hier 20 Prozent des weltweiten Gesamtumsatzes.“

Die großen Zukunftsthemen Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Elektromobilität wird der Konzern im Jahr 2022 in den Fokus rücken.

„Bis 2030 möchten wir uns zum fortschrittlichsten Reifenhersteller in Bezug auf ökologische und soziale Verantwortung entwickeln. Wir investieren konsequent in die Forschung und Entwicklung neuer Technologien, alternativer Materialien und umweltschonender Produktionsverfahren, um unsere Reifen zukünftig noch energiesparender und umweltfreundlicher hinsichtlich Herstellung, Einsatz und Recyclebarkeit zu machen“, bekräftigt Jung.  

Auch beim Thema Digitalisierung von Reifen und dem Ausbau neuer Serviceangebote für Flotten- und Endkunden sieht Continental großes Potenzial. Die Anbindung seiner Reifen und Sensoren an die Cloud will das Unternehmen nutzen, um vollkommen neue Geschäftsmodelle anzubieten. So soll es Flottenkunden möglich sein, über eine Vielzahl von Datenpunkten und mittels eigens entwickelter Algorithmen jederzeit den Reifenzustand zu überprüfen. Sie sollen so erhöhter Sicherheit, minimierten Ausfallzeiten durch Reparaturen sowie einem generell effizienteren Betrieb profitieren können.

Um mit der Transformation der Fahrzeugbranche mithalten zu können, muss Continental seine Reifen an die Anforderungen emissionsfreier Logistik anpassen. Reifentests sollen dabei helfen. Einer findet seit geraumer Zeit in Österreich statt. Die Stiegl Brauerei ist eine von acht österreichischen Firmen aus den Bereichen Handel, Logistik und Produktion, mit denen MAN eine intensive Praxiserprobung vollelektrischer Lkw im regulären Logistikbetrieb betreibt. Die Firmen sind Teil des Konsortiums CNL, einer Initiative von 18 österreichischen Firmen, die unter der Leitung der Universität Wien gemeinsam am Zukunftsthema nachhaltige Logistik arbeiten. Dort sind die Reifen Conti Hybrid HS3 und HD3 acht Stunden täglich im innerstädtischen Bereich und im Umkreis von rund 50 Kilometern um Salzburg im Einsatz.

„Elektroantriebe verzeichnen auch im Güterverkehr eine dynamische Nachfrageentwicklung“, sagt Jung.

Er spricht von anspruchsvollen Zielkonflikten in der Reifenforschung, bei denen Entwicklungspartnerschaften mit Fahrzeugherstellern helfen sollen Als Beispiel nennt er die Zusammenarbeit mit Volvo und der Schweizer Designwerk AG.

„Testfahrten auf dem Contidrom, unserem Testgelände in der Nähe von Jeversen, laufen derzeit mit einem Elektro-Lkw des Spezialisten für elektrische Nutzfahrzeuge Futuricum, der für DPD Schweiz seit März dieses Jahres im Regionalverkehr im Einsatz ist.“

Das Futuricum-Fahrzeug basiert auf einem Volvo FH, der vom Futuricum Mutterunternehmen Designwerk Products AG auf Elektro-Antrieb umgerüstet wurde. Der 19-Tonnen-Lkw verfügt über 680 PS und hat mit einer Kapazität von 680 Kilowattstunden eine extrem große Lkw-Batterie an Bord.

Das Fahrzeug ist seit Anfang 2021 im Schweizer Regionalverkehr unterwegs und rollt derzeit auf Reifen der Conti EcoRegional-Produktlinie. Sie ist auf hohe Laufleistung sowie niedrigen Rollwiderstand ausgelegt und soll damit die wesentlichen Eigenschaften zum wirtschaftlichen Betrieb von elektrisch angetriebenen Nutzfahrzeugen ermöglichen.

„In den aktuellen Testreihen geht es darum, die Effizienz noch weiter zu steigern. Dabei liegt der Fokus insbesondere auf der Reichweitenverlängerung durch Rollwiderstandsreduktion.“

Jung sieht den Reifenhersteller damit auf einem guten Weg sind. Als Beleg führt er einen aktuellen Weltrekord an, den der DPD-Futuricum-Lkw mit Continental-Reifen aufgestellt hat. Mit 1.099 Kilometern in 23 Stunden sei es gelungen den Eintrag im offiziellen Guinness World Record für die längste gefahrene Strecke mit einem E-Lkw ohne Zwischenladung zu erhalten. Zum Einsatz kamen dabei die auf besonders niedrigen Rollwiderstand ausgelegten Reifen vom Typ Conti EfficientPro.

Bis 2050 will Continental in seinem gesamten Reifenbereich zu 100 Prozent klimaneutral wirtschaften. Das umfasst die gesamte Wertschöpfungskette – das heißt: sowohl die eigene Produktion als auch ihre Vorstufen und die Verwertung zum Nutzungsende. Die Zweitverwertung von Plastikflaschen, mit denen der Hersteller ab 2022 starten will, ist dabei ein Schritt. Gemeinsam mit dem Faserspezialisten Otiz, Oriental Industries (Suzhou), wurde eine Technologie zum Recycling von PET-Flaschen für den Reifenbau entwickelt. Dadurch kann herkömmliches Polyester zukünftig vollständig ersetzt werden. Die Wiederaufbereitung erfolgt ohne chemische Zwischenschritte.

Ab 2022 sollen außerdem alle Trailer-Reifen der Continental Konzernmarken mit dem 3 Peak Mountain Snowflake-Zeichen auf der Flanke ausgezeichnet werden. Neu in den Markt kommen der Conti EcoRegional HS3+ und HD3+ Reifen. Hier wurde der Fokus auf die Verbesserung des Rollwiderstands gelegt sowie auf eine weitere Optimierung in der Konstruktion.

„Durch die verbesserten Rollwiderstandswerte unserer Reifen gelingt es den Erstausrüstern in einem immer höheren Maße ihre eigenen Ziele und Anforderungen in Bezug auf die Reduktion von CO2-Emissionen zu erreichen“, erklärt Jung.

Die Einführung einer ganz neuen Reifengeneration im nächsten Jahr werde dazu entscheidend beitragen.

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