China will keine US-Autos mehr – außer Tesla
Die zunehmende Fokussierung auf die E-Mobilität macht den traditionellen amerikanischen Autoherstellern das Leben schwer. Der Marktanteil chinesischer Elektroautohersteller in China stieg im Jahr 2022 um 17 Prozent, während der Marktanteil ausländischer Hersteller um 11 Prozent sank. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass chinesische Autohersteller billigere – und zum Teil auch bessere – Elektroautos bauen, die von den Verbrauchern in China gut ankommen.
„Der Markt hat sich völlig verändert", sagt Jim Farley, Vorstandsvorsitzender von Ford in Detroit vor Journalisten. „Wir müssen neu überdenken, was die Marke Ford in einem Land wie China bedeutet.“
GM und Ford – Rückzug aus China?
Farley merkt an, dass Luxusmarken, die nur Elektrofahrzeuge verkaufen, auf den chinesischen Märkten am besten abschneiden. Abgesehen von Tesla haben US-Automarken im vergangenen Jahr in China, dem größten und für die Hersteller wichtigsten Automarkt der Welt, stark an Boden verloren. Laut dem Beratungsunternehmen Automobility Ltd. sank der Absatz von GM dort im Vergleich zu 2021 um 20 Prozent, während der von Ford sogar um 33,5 Prozent zurückging.
„Es ist so ziemlich der Konsens, dass die US-Automobilhersteller in China zunehmend irrelevant sind", sagt Edison Yu, Analyst bei der Deutschen Bank, gegenüber dem amerikanischen Online Portal Insider. „Während wir den Übergang zu Elektrofahrzeugen vollziehen, müssen die GMs und die Fords in China wirklich sehr mutig und aggressiv sein, um Erfolg zu haben. Irgendwann muss man sich entscheiden, ob man weitermacht oder sich zurückzieht. Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem man eine Entscheidung über seine Zukunft treffen muss.“
Politische Situation macht es zusätzlich schwierig
Mit der Verschärfung der politischen Spannungen zwischen China und den USA wird das Engagement in China für US-Unternehmen immer riskanter. Hinzu komm laut Ford CEO Farley, dass chinesische Marken die letzten Jahre damit verbracht hätten, sich das Branchen-Know-how aus Joint Ventures mit US-Marken anzueignen, so dass der chinesische Markt für amerikanische Unternehmen plötzlich sehr viel feindlicher werde.
Nach der Pandemie wurden Lieferketten überdacht
Die Pandemie zwang die Autohersteller, ihre Lieferketten zu verlagerten und sich auf die Märkte konzentrierten, auf denen sie die größten Gewinnspannen erzielen. So hat GM hat den Rückzug aus den Verlustmärkten angeführt und sich 2017 aus Europa und später aus Russland, Indien und Australien zurückgezogen. Das Unternehmen ist weiterhin in China tätig, hat aber Mühe, seinen Marktanteil zu verteidigen. Der Umsatz von GM in China fiel im ersten Quartal 2023 um 25 Prozent, nachdem er im letzten Jahr bereits um 20 Prozent zurückgegangen war.
China-Rückzug könnte riskant sein
Die Verluste in China mit verstärkten Verkäufen in Europa auszugleichen, dürfte für US-Autokonzerne keine Option sein, erklärt Bill Russo von der amerikanischen Online-Plattform Automobility. Europa sei ein Markt, hinter dem chinesische Autohersteller bereits aggressiv her seien, und wo der Wettbewerb immer härter werde. Zwar gebe es derzeit in den USA – im Gegensatz zu Europa – noch keine chinesischen Automarken, die verkauft würden, doch:
„Was in China passiert, wird nicht in China bleiben", sagt Russo.
Was bedeutet das?
Die Amerikanischen Auto-Riesen GM und Ford wollen sich verstärkt dem Heimatmarkt widmen und ihre Anstrengungen im Bereich Elektrofahrzeuge im eigenen Land verdoppeln. Ford Chef Farley betont, dort könne man auf einen zuverlässigeren und loyaleren Kundenstamm zählen. Einen Strich durch die Rechnung könnte ihnen allerdings Elon Musks anhaltender Preiskampf machen. GM und Ford können noch lange nicht so günstig E-Autos produzieren wie Tesla und könnten so auch auf dem Heimatmarkt gewaltig unter Druck geraten.
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