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Chefsache Metaverse: Julia Finkeissen und Thomas Köhler geben Einblicke in die zweite Welt

„Wir stehen an der Schwelle der nächsten Internetrevolution“ erklären die Autoren und gaben dazu im Münchner Cafe Luitpold ein paar Einblicke und interessante Hintergründe. Wir waren vor Ort.

Im Cafe Luitpold erklärten Julia Finkeissen (2.v.l.) und Thomas R. Köhler (3.v.l.) in einer Diskussionsrunde das Metaverse von Grund auf. | Foto: Jonathan Soller
Im Cafe Luitpold erklärten Julia Finkeissen (2.v.l.) und Thomas R. Köhler (3.v.l.) in einer Diskussionsrunde das Metaverse von Grund auf. | Foto: Jonathan Soller
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Gregor Soller

Was ist eigentlich das Metaverse? Viele reden darüber, nur wenige wissen, worum es wirklich geht. Thomas R. Köhler und Julia Finkeissen haben mit »Chefsache Metaverse« ein Praxisbuch geschrieben, mit dem Unternehmer:innen das Metaverse nicht nur kennenlernen, sondern die eigenen Chancen darin sondieren können.

Das Metaverse ist in aller Munde, seit der Facebook Konzern im Oktober 2021 die Umbenennung von WhatsApp, Instagram und Facebook in Meta verkündet hat. Verbunden mit einer Milliardeninvestition Was es tatsächlich für Unternehmen bedeutet, welche Chancen und es birgt und was jetzt bereits zu tun ist, davon haben nur Wenige eine konkrete Vorstellung. Im Cafe Luitpold in München gaben die Autoren dezidierte Einblicke und Praxisbeispiele, die im wahrsten Sinne des Wortes von Kunst bis Kommerz reichten.

So lässt sich im Metaverse eine Galerie erstellen, die Besucher aus aller Welt rund um die Uhr besichtigen können. Die Kunstwerke können dort digital als NFT (Non-fungible Token) hängen und einmalig erworben werden. Aber auch Konzerne können dort NFTs als Sammlergegenstände anbieten, Wartungshistorien von Fahrzeugen hinterlegen oder zu virtuellen Events einladen. Denn mit dem Metaverse lässt sich neben der realen Welt, welche die Digitalprofis als „Realverse“ beschreiben eine zweite Welt erschaffen -  die allerdings verantwortliches Handeln braucht. Der Campus-Verlag richtete bereits einige Fragen an die Autoren, die auch die Leitlinie des Abends bildeten.

Die Unternehmen sollten sich mit dem Thema befassen

So wurde gefragt, ob und wann es für Unternehmer:innen Zeit wird, sich mit dem Metaverse zu befassen. Julia Finkeissen erklärte darauf hin, dass man „an der Schwelle der nächsten Internetrevolution“ stehe – bei der es wieder Gewinner, aber auch Verlierer geben werde. Sie sagte: „Wer diesmal die Gewinner sein werden steht noch nicht fest, daher ist es aber jetzt an der Zeit, den Überblick und ein Verständnis für die dort zu findenden Geschäftschancen aber auch die Risiken zu gewinnen.“

Noch nicht ganz klar ist vielen auch der aktuelle Ist-Stand und ob es dafür überhaupt schon Anwendungen gibt oder das ganze Metaverse nur hypothetisch existiert. Finkeissen lachte und bestätigte:

„Das Metaverse längst da".

Millionen Nutzerinnen und Nutzer verbrächten auf großen Videospielplattformen viele Stunden und tauchen in dabei virtuelle Welten ab. Daneben gäbe es bereits virtuelle Welten zum Selbstgestalten, wie etwa Roblox. Daebi sei oft gar nicht die darstellerische Qualität, sondern vielmehr der Inhalt entscheidend. Eine Entwicklung, die auch Autor Thomas Köhler beobachtet hat. Womit er zu Profianwendungen überleitete, zum Beispiel virtuelle Fabriken als »Digitale Zwillinge« echten Fabrik in der Industrie. Diese erleichterten die Planung enorm. Der Vorteil: dazu braucht es nur wenig neue Technik, denn Genauso sind Basistechnologien, wie etwa Virtual Reality Brillen oder leistungsfähige Graphikrechner seien bereits verfügbar.

Es fehlt noch das EINE GROSSE Metaverse, in dem alle agieren

Was laut Finkeissen aber noch fehle, sei DAS EINE Metaverse, in dem sich alle „individuell aufgebauten einzelnen Metaversen“ treffen. Daran arbeiten laut Finkeiss aber weite Teile der Technologiebranche und es sieht aktuell danach aus, als ob diese Entwicklung richtig Fahrt aufnimmt. Umso wichtiger sei es, sich hier jetzt einzubringen und auch ethische Verhaltensregeln zu definieren.

"Metaverse light": All unsere Videokonferenzen

 Aktuell seien einfache Anwendungen etwa Videokonferenzen, die man in der Pandemie kennengelernt hab. Finkeiss verspricht: „Hier wird es einen Technologiesprung mit Virtuellen Realitäten geben. Denn noch sind die Konferenzen ja ehr unpersönlich. Aber einen virtuellen Besprechungsraum zum Hineingehen mit einem eigenen Avatar, der auch „zwischen den Zeilen kommunizieren kann und darf“ – das sei so eine Anwendung, die über das aktuelle Maß hinausgeht.

Laut Thomas Köhler wird sich auch der Kundenkontakt (B2C) verändern. Die Ansprache potenzieller Kunden sei heute schon sehr viel interaktiver und vielseitiger werden dank der Möglichkeit, Produkte im Metaverse erst einmal zu visualisieren und vom Kunden selbst zu individualisieren zu lassen, bevor sie dann tatsächlich und real produziert werden.

Finkeissen ergänzt, dass sich Reisen und Begegnungen zwischen Menschen in den virtuellen Raum verlagern und verändern könnten, was auch der persönlichen CO2-Bilanzn helfe.

Komplexe Abläufe lassen sich vorab simulieren

Diesen Vorteil sieht Köhler auch für Industrieunternehmen – im Metaverse lassen sich komplexe Produktionsabläufe bis in Details simulieren, bevor sie real tatsächlich umgesetzt werden. Dies spare Kosten wie Ressourcen und sorge so für mehr Klimaschutz.

Im Buch Anwendungsfälle aus den unterschiedlichsten Branchen auf und zeigen zudem Einsatzmöglichkeiten, die alle Unternehmen angehen, etwa wenn es um die Zukunft virtueller Meetings geht. Am ehesten werden Unternehmen, die Endverbraucher adressieren im Metaverse sein, viele davon sind längst da und in ihren Segmenten erfolgreich. Wir sehen aber auch bereits heute Metaverse-Anwendungen in Fabriken, etwa wenn es um virtuelle Fabrikanlagen oder Prüfprozesse geht. Hier gibt es bisher nur wenige Unternehmen, die derartiges bisher bereits einsetzen, aber es werden täglich mehr.  
 

Die Details haben die beiden Autoren mit konkreten Hinweise und in einem 7-Schritte-Modell ins Buch gepackt, um die Potentiale des Metaverse aufzuzeigen. Nach eigenen Angaben „ohne unnötiges Fachkauderwelsch“ und auch für Nicht-Profis verständlich. Was man den beiden, wie sie da im Cafe Luitpold sitzen und erklären, auch sofort abnimmt.


Laut Köhler möchte man auch vermeiden, dass sich Unternehmen wie in der ersten Internetwelle wieder das Heft aus der Hand nehmen lassen, weil sie zunächst zu zögerlich waren. Finkeissen bringt das Beispiel der Plattform booking.com, welche sich zwischen die Kunden und die Anbieter von Feriendomizilen schob. Denn die Hotel- und Gastro-Branche zauderte lange mit Online-Buchungsangeboten. Köhler erklärt: So konnten Internetriesen überhaupt erst entstehen und den etablierten Unternehmen traditioneller Branchen Marktanteile und oder auch Profite wegnehmen. Denn für jede Buchung über die Portale müssen die Anbieter jetzt Geld ans Portal entrichten. Mit dem Metaverse und dem Web3 stehe man vor einem ähnlichen Umbruch. Finkeissen schließt:

„Noch sind die Claims nicht abgesteckt. Mit dem Buch wollen wir allen Interessierten helfen, ihre Chance zu nutzen oder für sich zu eruieren, wo diese konkret liegen könnte.“

Zu den Autoren: 

Thomas R. Köhler ist einer der profiliertesten Vordenker zum Thema Cybersicherheit und Verfasser mehrerer Bücher zur Sicherheit im Netz. Er bringt Erfahrung aus universitärer Forschung und Lehre, Unternehmensberatung und eigenen Unternehmen mit. Als Geschäftsführer der Münchner Technologieberatung CE21 berät er Unternehmen und öffentliche Einrichtungen bei der Bewertung von Cyberrisiken und dem Aufbau und Betrieb sicherer Infrastrukturen. Köhler ist seit 2019 Research Professor am Center for International Innovation der Hankou University (China).

Julia Finkeissen ist Unternehmerin, Investorin, Beirätin und Beraterin für digitale Start-ups. Mit ihrer Firma Vioventi Art berät sie Unternehmen im NFT-Markt und dem Metaverse.

Was bedeutet das?

Das Metaverse bietet Unternehmen tatsächlich unendlich viele Optionen. Unternehmen können auf die Art Menschen erreichen, mit denen sie real nie in Kontakt gekommen wären. Das Hautproblem ist: Wie kommt man rein und wie geht man verantwortungsvoll damit um? Auch das wurde adressiert. Wichtig wäre statt vieler teils nicht miteinander kompatiblen „Metversen“ das EINE große Metaverse, in dem man sich ähnlich nahtlos wie im echten Leben bewegen kann. Eine ganz große Frage bleibt trotzdem: Wenn man wegen der unendlich vielen digitalen Plattformen schon im echten Leben kaum noch Zeit für sich findet, wie soll man diese dann noch für ein „zweites Leben“ im Metaverse übrig haben? So oder so ein interessantes Buch von zwei Auskennern – und in Printform auch noch im „Realverse“ zu erstehen.

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