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Carsharing-Branche: Autoteilen muss Leitbild der Verkehrswende werden

Autoteilen sei ein "unverzichtbarer Baustein für den klimaneutralen Verkehr der Zukunft" findet die Branche und mahnt eine Förderung von Bund und Ländern an, um das Modell auch auf dem Land zu forcieren.

Paradigmenwechsel im Parlament: Der Bundesverband Carsharing fordert von der nächsten Bundesregierung ein anderes Leitbild weg vom eigenen, hin zum geteilten Pkw. | Foto: bcs
Paradigmenwechsel im Parlament: Der Bundesverband Carsharing fordert von der nächsten Bundesregierung ein anderes Leitbild weg vom eigenen, hin zum geteilten Pkw. | Foto: bcs
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Johannes Reichel

Die Carsharing-Branche geht vor der Bundestagswahl in die Offensive und hat jetzt im Rahmen eines Nationalen Entwicklungsplans Carsharing eine Förderung durch den Bund und die Länder in Höhe von 500 Millionen Euro in den nächsten vier Jahren für den Ausbau des Sharing-Angebots gefordert. Carsharing sei ein "unverzichtbarer Baustein für den klimaneutralen Verkehr der Zukunft", befindet der Geschäftsführer des Bundesverbandes Carsharing (bcs) Gunnar Nehrke. Damit das Angebot bundeweit ausgebaut werden könne, seien bis 2045 Investitionen nicht zuletzt in Ladeinfrastruktur für E-Autos sowie zusätzliche Stellplätze in den Kommunen vonnöten. Auch auf dem Land müsse das Modell stärker verbreitet werden, die Zahl der Stationen verdreifacht werden bis 2025.

Ziel: Alle 400 Meter eine Carsharing-Station

Derzeit gibt es deutschlandweit in 855 Städten ein Carsharing-Angebot, das sich über eine Flotte von 26.000 Fahrzeugen erstreckt, die überwiegende Zahl an den 6.200 festen Stationen. Der Verband schlägt eine auf zwei oder drei Jahre befristete Anschubfinanzierung vor. Als Ziel gibt man vor, dass in Stadtzentren und zentrumsnahen Gebieten alle 400 Meter eine Carsharing-Station positioniert sei. Von der nächsten Bundesregierung fordert der bcs, dass im Straßenverkehrsrecht und in ihrer Förderpolitik Sharing als neues Leitbild für Pkw-Mobilität umgesetzt wird.

„Um den Verkehr in Deutschland klimaneutral zu gestalten, muss heutiger Pkw-Verkehr in erheblichem Umfang auf Fahrrad, Bus und Bahn verlagert werden. Wir stärken den Klimaschutz, wenn Pkw-Mobilität für möglichst viele Haushalte von der regelmäßigen Gewohnheit zur gezielt eingesetzten Option im Mix mit anderen weniger umweltschädlichen und ineffizienten Transportmitteln wird", meint Nehrke.

Die Mobilitätswende könne nur zum Teil mit der Elektrifizierung der Antriebe geleistet werden. Um auf Null Emissionen zu kommen, müssten andere Kompontenten helfen, so der Verband. Betrachte man die Emissionen klimaschädlicher Gase pro beförderte Person, dann lande das Auto in der Rangliste der größten Verschmutzer hinter dem Flugzeug auf Platz zwei, plädiert der Verband. Carsharing schaffe dafür das geeignete und unverzichtbare Angebot. Der Verbandschef verweist auf Studien zum Carsharing, nach denen die Nutzer Wege schon heute deutlich öfter mit klimafreundlichen Verkehrsmitteln zurücklegten als Autobesitzer*innen. Man wünsche sich, dass die neue Bundesregierung das Potenzial, das im CarSharing steckt, endlich hebt.

"Wir fordern, dass Sharing generell Vorrang vor der Förderung des privaten Autobesitzes bekommt.“

Die Kosten der Autonutzung würden in den nächsten Jahren wahrscheinlich deutlich ansteigen, Anschaffung und Unterhalt eines privaten Pkw sich für immer weniger Haushalte lohnen. Beim CarSharing verteilten sich die Kosten auf alle teilnehmenden Haushalte, verursachergerecht nach Fahrleistung, wie Nehrke argumentiert.

"Wir sehen das als wichtigen Beitrag, um Auto-Mobilität weiterhin für alle Bürger*innen bezahlbar und verfügbar zu halten.“ Parallel, meint der Verband, ist im ländlichen Raum auch ein massiver Ausbau des ÖPNV notwendig, um eine attraktive Alternative zum privaten Pkw-Besitz anbieten zu können.

Bereits heute nutzten mehrere Millionen Haushalte in Deutschland ihren privaten Pkw so selten, dass Autoteilen für sie günstiger sei, als ein neues Auto anzuschaffen. Diese Zahl werde durch notwendige Klimaschutzmaßnahmen weiter steigen.

„Wir kritisieren, dass die Bundesregierung jedes Jahr durch Fehlanreize und umweltschädliche Subventionen für den Pkw-Verkehr auf Einnahmen in Milliardenhöhe verzichtet", präzisiert Nehrke.

Bereits mit einem kleinen Bruchteil dieses Geldes könnte die Bundesregierung bis 2025 die Pkw-Mobilität auf einen neuen klimaverträglichen Entwicklungspfad bringen, glaubt der bcs. Gemessen an den notwendigen Investitionen in anderen Bereichen sei "Carsharing ein Schnäppchen der Verkehrswende".

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