BYD Deutschland: Neuer Vertriebsleiter, hohe Ziele
BYD will mehr Autos verkaufen: Perspektivisch rechnet man in Deutschland mit 50.000 Neuzulassungen pro Jahr, die man im Idealfall schon 2025 erreichen möchte. 2024 wurde viel umstrukturiert. BYD hat unter anderem Vizepräsidentin Stella Li zur Europa-Chefin ernannt. Sie gilt nach Gründer Wang Chuanfu als zweitwichtigste Person im Unternehmen. Eine von mehreren Anwerbungen war die Spitzenmanagerin Maria Grazia Davino, die zuvor CEO bei Stellantis war. Bei BYD ist sie als Regional Managing Director für Deutschland, die Schweiz, Polen, Österreich und Tschechien zuständig.
Neu an Bord ist seit 1.2.2025 auch Patrick Schulz. Er übernahm das Vertriebsmanagement bei der BYD Deutschland GmbH. Im Zusammenhang mit dem Ausbau und der Verstärkung des BYD Deutschland-Teams wird diese Position erstmals besetzt. Er verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung im Automobilbereich, unter anderem bei MG Motor Deutschland, wo er zuletzt die Vertriebsleitung innehatte und Hyundai Motor Deutschland wo er als Head of Sales Strategy und stellvertretender Verkaufsdirektor maßgeblich für die Weiterentwicklung des Vertriebs verantwortlich war.
Maria Grazia Davino, Regional European Managing Direktorin von BYD, erklärte:
„Wir legen in diesem Jahr wichtige Grundsteine für das strategische Wachstum und den Erfolg unserer Marke in Deutschland: Wir stärken unser Händlernetzes indem wir Vertriebs- und Servicestützpunkte signifikant erweitern, wir bringen interessante neue Modelle auf den Markt, die unser breites Modelportfolio erweitern und wir werden über das Marketing in die qualifizierte Bekanntheit unserer Marke investieren.“
Damit stärkt man den eigenen Vetrieb. Außerdem entsteht in der ungarischen Stadt Szeged das erste Pkw-Werk in Europa, um die EU-Importzölle zu umgehen. Außerdem erweitert man das Händlernetz.
Trotzdem bleiben Händler und Experten weiterhin kritisch, dass die hohen Ziele auf dem deutschen Markt schnell erreicht werden können. Im Gespräch mit Business Insider hat Henrik Lessèl, Deutschland-Chef von Hedin Automotive, wo man einst den BYD-Vertrieb innehatte, erklärt, dass hohe Absatzzahlen Zeit brauchen: Er verglich die Ambitionen mit denen Japans und Koreas, wo man immer mindestens zehn, wenn nicht gar zwanzig Jahre für den Erfolg brauchte. Lessèl findet, dass BYD technisch und produktmäßig gut aufgestellt sei und viele Ingenieure habe, die „mit hoher Geschwindigkeit und Qualität“ die Entwicklung vorantreiben würden. Die Qualität stimme, aber BYD müsse ein Gespür entwickeln, wie die Industrie in Europa, vor allem in Deutschland funktioniert.
Ähnlich äußert sich Beatrix Keim, Director vom Center Automotive Research (CAR) vor allem in Hinblick auf die kulturelle Anpassung des Autoherstellers. Sie erklärte dem Business-Insider:
„In Europa gibt es eine starke eigene Automobilindustrie. Frankreich, Deutschland, Italien, England – das sind Länder, die sehr viel automobile Geschichte haben. Und darum ist dann auch Markenbindung und das gesamte Image rund um Fahrzeuge extrem wichtig.“
Europa-Chefin Li erklärte, dass Deutschland kein leichter Markt sei und begründete die rückläufigen Absatzzahlen mit den hohen Stromkosten, widersprüchlichen politischen Signalen und einer unzureichenden Ladeinfrastruktur.
Damit mag sie zum Teil Recht haben, aber grundsätzlich ist das Problem von BYD die Marke in Verbindung mit nicht zu günstigen Preisen: Warum soll ein Europäer ein Auto einer unbekannten Marke kaufen, wenn es weder qualitativ herausragend besser noch preislich herausragend günstiger ist. Und beides ist bei BYD der Fall: man bietet solide „Me-too“-Produkte. Was gerade in Deutschland zu wenig ist.
Was bedeutet das?
BYD ist global ein Riese, gerade in Deutschland aber immer noch ein Zwerg. Man darf gespannt sein, ob das Nachsteuern Früchte trägt und in wieweit Schulz den Vertrieb stärken kann. Wer in Europa nichts Günstigeres, Besseres oder wenigstens Spannenderes bieten kann als andere, wird sich schwer tun.
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