Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) begrüßt laut Präsident Ingo Wortmann, dass der Bundestag mit der Änderung des Gesetzes zur Beschaffung sauberer Fahrzeuge keine Verschärfung gegenüber der Clean Vehicles Directive (CVD) der EU fordert.
„Besonders positiv sehen wir die verbesserten Möglichkeiten zur Nutzung von Dieselersatzkraftstoffen. Dies ist ein entscheidender Faktor, um die Luftreinhaltung vor Ort zu verbessern und die Emissionen in unserer Bestandsflotte wirksam zu vermindern. Der große Vorteil dabei: Die positiven Effekte wirken sich auch auf die Bestandsflotten aus. Gleichzeitig ist uns bewusst, dass die ehrgeizige Umstellung auf Elektromobilität – es geht hier immer um Flotten, Infrastruktur und Personal – eine umfassende Finanzierungsunterstützung durch Bund und Länder erfordert.“ (Wortmann
Lobbyarbeit erfolgreich
Die Änderungsanträge der Koalitionsfraktionen zeigten deutliche Unterschiede zu den bisherigen Überlegungen in diesem Jahr. Für den Branchenverband VDV ist es als sachgerechte Wende zu werten, dass kein Verbot für den Einsatz von Ersatzkraftstoffen auf fossiler Basis, letztlich auch Reststoffen aus der Industrie, festgeschrieben wurde. Zudem sei eine Quote von 42,5 % für leichte Nutzfahrzeuge vorgesehen, was der Branchenverband begrüßt. Der VDV hatte sich in intensiven Gesprächen für den Einbezug von Kraftstoffen nach DIN EN 15940 eingesetzt.
„Unser Einsatz hat sich gelohnt. Wir begrüßen die geplante Novellierung des Saubere-Fahrzeuge-Gesetzes, insbesondere die Neuregelung, die unter anderem Gas-to-Liquid-(GtL)-Kraftstoffe weiterhin als ‚sauber‘ einstuft. Dies ist nach Abwägung aller Argumente die sachgerechte Entscheidung und steht im Einklang mit der EU-Richtlinie für saubere Fahrzeuge, denn GtL in Verbindung mit CO2-Kompensationszertifikaten ist eine wichtige Brückentechnologie auf dem Weg zur Klimaneutralität im ÖPNV“, so Wortmann.
Unsere Einschätzung
VISION mobility sieht die Einstufung von GtL-Kraftstoffen als „sauber“ übrigens durchaus anders als der VDV. Denn diese werden vorwiegend aus Erdgas hergestellt – trotz jahrzehntelanger Lobbyarbeit der Gaswirtschaft ist letzteres als wohl noch erheblich klimaschädlicher im Vergleich zu Kohle einzustufen, da bei der Gewinnung zusätzlich Methan mit deutlich höherem Treibhauspotenzial als CO2 anfällt und es überdies beim Transport durch Pipelines weitere Verluste gibt. Zusätzliche Energieverluste entstehen bei der Umwandlung z.B. in der Fischer-Tropsch-Synthese zu GtL-Kraftstoff. Dieser ist aus klimarelevanter Sicht womöglich einer der schädlichsten Treibstoffe überhaupt, lässt sich aber relativ problemlos in Dieselmotoren einsetzen – im Sinne eines „Weiter-so“ also eine praktikable Lösung, im Sinne der Erderwärmung eine äußerst schlechte Wahl.
Unserer Meinung nach passt es nicht zusammen, dass der VDV einerseits eine E-Bus-Konferenz, ab diesen Jahr als mobility move (5. bis 7. März 2024), ausrichtet und anderseits den scheinbar "billigen", aber auf Dauer teuren Weg von GtL-Treibstoffen begrüßt – hinsichtlich Erdklima und späterer Strafzahlungen der EU aufgrund verfehlter Klimaziele Deutschlands gerade durch den Verkehrssektor. Von einem Branchenverband ist eher zu erwarten, Druck auf die Politik auszuüben hinsichtlich einer nachhaltigen, umweltfreundlichen und auf Dauer günstigeren Lösung. Gerade im ÖPNV macht außer vollelektrischen Antrieben nichts anderes wirklich Sinn, vor allem hinsichtlich der Tatsache, dass Strom am Spot-Markt für Verkehrsunternehmen aktuell bereits für rund 9 Cent je Kilowattstunde einzukaufen ist. Wir bei VISION mobility zweifeln übrigens an, dass GtL eine Brückentechnologie darstellen wird, sondern dass eher der Versuch gestartet wird, hier eine Dauerlösung einzurichten, gerade wenn die CCS-Abscheidung, also die Einlagerung von CO2 im Meeresboden weiter dermaßen forciert wird, wie es im Moment der Fall ist – eine technisch äußerst fragwürdige Lösung.
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