Bugatti Tourbillon: Der die Uhren zurückdreht
Um den neuen Tourbillon zu verstehen, muss man vielleicht etwas tiefer in den VW-Konzern und seine Historie einsteigen. Denn die Wiederbelebung der Marke Bugatti war gegen jede Vernunft eine Vorstandsentscheidung von Ferdinand Piëch. Er kaufte 1998 in seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG die Markenrechte an Bugatti, kurze Zeit später das Château und Grundstück im elsässischen Molsheim und brachte zusammen, was zusammengehörte. Und entwickelte das erste Auto für eine Million Euro.
Bugatti als Anti-Rimac: So bleibt Platz für Beide
Mittlerweile hat sich die Marke etabliert, der einstige W16 war mit seinen (einst) vier Turbos ein Mörderaufwand vor allem in Sachen Luftzufuhr und Kühlung - so etwas wirft man nicht einfach weg. Aber: Die Elektromobilität stellt das Ganze natürlich mehr denn je in Frage. Auftritt Mate Rimac, der mit einem nicht ganz schwachen Stapler-Elektromotor in seinem Dreier-BMW bei Beschleunigungsrennen die gesamte Konkurrenz versägte. Im April 2011 stellte der Kroate die ersten drei Mitarbeiter ein und tüftelte weiter an E-Maschinen und deren Umfeld. Und erhielt immer mehr Entwicklungsaufträge auch von OEMs und mit zusätzlichen Geldspritzen ließ er den Nevera mit 1.914 PS wahr erden – und die Bugattis dieser Welt einfach stehen.
Jetzt wurde auch Porsche auf ihn aufmerksam und band ihn über eine Beteiligung etwas enger an sich und schuf gemeinsam mit Bugatti eine Art Hypercar-Division innerhalb des VW-Konzerns. Und nachdem in dieser Klasse doch lieber Verbrennersound als E-Maschinenströmen gehört wird, entschied man sich, Bugatti nun doch ganz anders zu positionieren als Rimac: 2024 klassischer denn je, heißt: Man blieb bei 16 Zylindern jetzt in V-Form (wofür man Cosworth an Bord holte), stockte den Hubraum auf gigantische 8,3 Liter aus und kommt so auf 735 kW oder 1000 PS. Ist jetzt nicht sooo überragend und neu, weshalb man sich dann doch noch drei E-Maschinchen samt 800-Volt-Architektur gönnte, welche weitere 588 kW oder 800 PS an die Räder schicken, sodass 1324 kW oder 1800 PS Systemleistung parat stehen. Dazu kommen 900 Nm des Saugers und 3000 Nm am Rad von en vorderen E-Maschinen. Hinten kommen noch je 240 Nm dazu, allerdings darf man das nicht alles stupf addieren. Trotzdem steigt das Drehmoment so ins Vierstellige.
Und während der 16-Zylinder schon beachtliche 9.000/min. drehen darf, gönnt man den E-Maschinen bis zu 24.000 Umdrehungen in der Minute. Verteilt wird die Kraft über einen Achtgang-Doppelkuppler.
Bis zu 60 km rein elektrische Reichweite
Bescheiden blieb man beim Akku, der nur 24,8 kWh Brutto-Kapazität bietet, dass man bis zu 60 km auch rein elektrisch strömen kann, zum Einkaufen oder in die Boutique oder zur Maniküre….Mit dem V16 sprintet das Monster dann in unter zwei Sekunden auf 100 km/h, in unter fünf Sekunden auf 200 und in unter zehn Sekunden auf 300 km/h – in unter 25 Sekunden – klingt dann fast schon lahm – sollen 400 km/h durchflogen sein, Topspeed ist 445 km/h. Heißt, dass man auch dafür wieder extra Reifen braucht, die in dem Fall Michelin in Form von Pilot Cup Sport 2 extra bäckt: im Format 285 / 35 R 20 vorn und 345 / 30 R 21 hinten. Sollte man nach jedem Topspeed-Einsatz wechseln, kosten ein bisschen mehr als normale Michelins…
Auch beim Gewicht hielt man Maß: „Unter“ 1995 kg gibt Bugatti als Leergewicht an, die Länge bleibt mit 4,67 Meter ebenso im rahmen wie die Höhe mit 1,19 Metern. Nur die Breite trägt mit 2,05 Metern (2.165 mm mit Spiegeln) etwas auf. Radstand? Üppige 2,74 Meter.
Innen (Feinst-)Mechanische Anzeigen statt Screens - na gut, eine Miniscreen blieb
Gut, all das kennt man bisher so ein bisschen und es war auch erwartbar – dass man auch Bugattis elektrifiziert. Aber richtig krass wird es im Interieur: Denn statt Screens hat man maximal mechanische anzeigen im Stil eines Richard-Mille-Chronographen geschaffen – Feinmechanik pur! Und man darf gespannt sein, ob es auch hier wie bei den teuren Chronographen nochmal Sondersonderserien gibt…aktuell plant man von Bugattis ganz großer „Uhr“ 250 Einheiten, die ab 3,8 Millionen Euro netto in der Bugatti-(Uhren-)Manufaktur in Molsheim gebaut werden. In der Hoffnung, dass sie für die Marke keine „Standuhren“ werden. Geliefert werden soll ab 2026…
Was bedeutet das?
Kein Mensch braucht einen 1800-PS-Bugatti-Hybriden. Was uns aber erstaunte, war das knallharte ZURÜCKDREHEN der Uhren! Ein Saugmotor, der seine Gewalt über reichlichst Hubraum generiert und sichtbar mechanische Anzeigen statt Screens innen – das lässt aufhorchen. Weshalb wir weniger auf das Auto als vielmehr auf seine Signalwirkung gespannt sind!
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