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Brexit: Danke, Boris – britische Autoindustrie schmiert weiter ab

Der neue Premierminister Boris Johnson dürfte der britischen Produktion keinen Gefallen tun: Die britische Autoproduktion sinkt im Juni um weitere 15 Prozent.

Die Mini-Produktion in Oxford könnte langfristig auf der Kippe stehen. | Foto: Mini
Die Mini-Produktion in Oxford könnte langfristig auf der Kippe stehen. | Foto: Mini
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Gregor Soller

Rette sich, wer kann: In Großbritannien ist die Autoproduktion jetzt den 13.  Monat in Folge gesunken. Im Juni 2019 fertigten die Briten 15,5 Prozent weniger Autos als im Vorjahr, im ersten Halbjahr verlor die britische Autoindustrie gar gut zwanzig Prozent ihres Volumens. Das geht aus den Halbjahreszahlen des britischen Branchenverbandes SMMT (Society of Motor Manufacturers and Traders) hervor. Nach sechs Monaten liefen 2019 in Großbritannien mit 666.521 Autos vom Band – noch vor einigen Jahren damit einen Rückgang von gut einem Fünftel, womit die Autoproduktion in UK wieder auf das Kriesen-niveau von 2009/2010 abschmiert.

Die größten Hersteller waren 2018 Jaguar Land Rover, Nissan, BMW mit Mini, Toyota, Honda und der PSA-Konzern mit der Opel-Schwestermarke Vauxhall. Und alle reduzieren ihr Engagement in UK: Jaguar Land Rover hat ein neues Montagewerk in der Slowakei gebaut, Honda beendet seine Aktivitäten in UK komplett und auch BMW, Nissan und PSA denken laut über Werksschließungen in Großbritannien nach. Auch bei Ford ist das Europa-Geschäft massiv unter Druck und man würde Stand heute im Zweifel eher UK als die Festlandwerke schließen.

Problem für die Briten: Rund 80 Prozent ihrer Fertigung gehen in den Export, der Großteil davon in die EU. Die Branche fordert seit langem klare Regeln für den Brexit, doch die kommen nicht. Stattdessen schürt „Brexit-Boris“ die Unsicherheit weiter an, nachdem er droht, die EU notfalls auch ohne Abkommen zu verlassen – Hauptsache Großbritannien ist raus. Der SMMT sieht das anders, wie der Verbandschef Mike Hawes erklärt:  

„Die Zahlen von heute sind das Resultat einer weltweiten Instabilität verstärkt durch die anhaltende Furcht vor einem Brexit ohne Abkommen."

Die Unternehmen in Großbritannien hätten bereits 330 Millionen britische Pfund (rund 340 Millionen Euro – und das werden täglich weniger) ausgegeben, um sich für einen solchen Fall zu wappnen. Aber auch die Unternehmen auf dem Festland müssen extra investieren, um sich für einen Brexit ohne Vertrag zu wappnen. Verantwortlich für den Rückgang seien eine sinkende Nachfrage in den Schlüsselmärkten – das betrifft derzeit fast alle, aber natürlich auch den Heimatmarkt. Und nachdem man den Ausstieg eigentlich für März erwartet hatte, zogen viele Hersteller die Werksferien vor und fahren die Produktion jetzt entsprechend nur noch „auf Sicht“.  

Was bedeutet das?

Das Gepoltere von „Brexit-Boris“ macht die Stimmung nicht besser, zumal ihm politisches profil wichtiger zu sein scheint, als ein geregelter Austritt aus der EU. Die britische Autobranche kämpft wegen hoher Lohnkosten ohnehin schon um jeden Auftrag und der harte Brexit könnte tatsächlich dazu führen, dass die Insel die komplette Massenproduktion an Automobilen verliert. Bezahlbare Standardfahrzeuge müssten dann, mit hohen Zöllen beaufschlagt, importiert werden – und um diese Zölle abzufedern, müssten die Hersteller wiederum auf einen Teil der ohnehin schon schwachen Margen verzichten.

 

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