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bp und thyssenkrupp Steel wollen Stahlproduktion dekarbonisieren

Die beiden Unternehmen gehen eine strategische Kooperation ein, um die Dekarbonisierung der Stahlherstellung zu unterstützen. Die geplante Zusammenarbeit schließt die Lieferung von kohlenstoffarmem (CO2-armem) Wasserstoff und Strom aus erneuerbaren Energien ein.

Die Hochöfen der Stahlkonzerne stoßen enorme Mengen an Kohlendioxid aus.| Foto: thyssenkrupp Steel
Die Hochöfen der Stahlkonzerne stoßen enorme Mengen an Kohlendioxid aus.| Foto: thyssenkrupp Steel
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Thomas Kanzler

Das Mineralöl-Unternehmen bp und Deutschlands größter Stahlhersteller thyssenkrupp Steel wollen sich gemeinsam für politische Maßnahmen zur Förderung der Entwicklung von kohlenstoffarmem Wasserstoff und grünem Stahl in Europa einzusetzen. Die beiden Unternehmen haben eine Absichtserklärung (MoU-Memorandum of Understanding) zur Entwicklung der langfristigen Versorgung mit kohlenstoffarmem Wasserstoff und Strom aus erneuerbaren Energien in der Stahlproduktion unterzeichnet, um die Umstellung der Stahlherstellung auf erneuerbare Energien und kohlenstoffarmen Wasserstoff voranzutreiben.

Enorme CO2-Emissionen in Deutschland aus thyssenkrupp-Hochöfen

thyssenkrupp Steel verursacht 2,5 Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland, hauptsächlich am Standort Duisburg, an dem die betriebenen Hochöfen die Hauptemittenten sind. Durch die Umstellung der kohlebetriebenen Hochöfen auf Direktreduktionsanlagen in denen Eisenerz mit kohlenstoffarmem Wasserstoff reduziert wird, beabsichtigt thyssenkrupp Steel die Stahlherstellung perspektivisch klimaneutral aufzustellen. Im Rahmen ihrer Absichtserklärung werden die Unternehmen die Möglichkeiten einer Versorgung mit blauem und grünem Wasserstoff sowie mit Strom aus Wind- und Sonnenenergie in Form von Stromabnahmeverträgen prüfen.

„Die Stahl- und die Energieindustrie sind natürlich seit langem eng miteinander verbunden. Wir liefern Treib- und Einsatzstoffe für die Stahlindustrie, und unsere Bohrinseln, Pipelines und Turbinentürme sind aus Stahl gefertigt“, erläutert William Lin, Executive Vice President Regions, Cities and Solutions von bp „thyssenkrupp Steel hat sich zum Ziel gesetzt, seinen Stahl bis 2045 klimaneutral herzustellen, und kohlenstoffarmer Strom und Wasserstoff werden dabei eine entscheidende Rolle spielen. Im Rahmen unserer Strategie, Unternehmen eine Reihe von Dekarbonisierungslösungen anzubieten, investiert bp bereits in ein Portfolio von Wasserstoffprojekten im industriellen Maßstab in Deutschland, den Niederlanden, Spanien, im Vereinigten Königreich und Australien und arbeitet an deren Entwicklung. Mit unseren ähnlich gelagerten Zielen und einander ergänzenden Investitionen können thyssenkrupp Steel und bp gemeinsam dazu beitragen, dass die Dekarbonisierung in dieser Branche, in der Emissionen schwer vermeidbar sind, schneller umgesetzt wird.“

Wasserstoff-Pipelines für die Energieversorgung

„Für die Dekarbonisierung der Stahlindustrie werden enorme Mengen an kohlenstoffarmen und perspektivisch grünem Wasserstoff benötigt. Dazu wird in steigendem Maße Strom aus erneuerbaren Energien eingesetzt werden müssen. Dies kann nur durch eine gut ausgebaute Wasserstoffinfrastruktur mit einem überregionalen Pipelinenetz gewährleistet werden. Das MoU ist ein wichtiger Meilenstein für uns, um mit bp die Weichen für eine zuverlässige Energieversorgung in der Zukunft zu stellen“, fügt Dr. Arnd Köfler, Chief Technology Officer von thyssenkrupp Steel, hinzu.

Stahl auch im Automobilbereich unverzichtbar

Stahl verursacht acht bis elf Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Er ist für die Automobil- und Bauindustrie sowie für die Herstellung von Industriemaschinen unverzichtbar. Er bildet auch die Grundlage für eine Reihe von Dekarbonisierungstechnologien, darunter Windturbinen, Generatoren und intelligente Stromnetze. Die Unternehmen beabsichtigen außerdem, sich für politische Maßnahmen einzusetzen, die die Entwicklung von kohlenstoffarmem Wasserstoff und die Förderung von grünem Stahl in Europa unterstützen. thyssenkrupp Steel produziert gegenwärtig 11 Mio. Tonnen Rohstahl pro Jahr und plant, bis 2025 400.000 Tonnen CO2-reduzierten Stahl zu produzieren. bp will die Produktion von grünem Wasserstoff in seinen Raffinerien in Lingen/Deutschland, Rotterdam/Niederlande, und Castellón/Spanien, vorantreiben. Das Unternehmen entwickelt weltweit Projekte zur Herstellung von blauem und grünem Wasserstoff, unter anderem im Vereinigten Königreich und in Australien.

Blauer Wasserstoff umweltschädlich?

Die Herstellung von Wasserstoff erfordert Energie. Die „Farbe“ des Wasserstoffs kennzeichnet die verwendete Energiequelle. Bei schwarzem Wasserstoff wird Kohle als Energieträger genutzt, grauer Wasserstoff stammt aus Erdgas, Braun aus Braunkohle. Grün bedeutet, dass das Gas mit Hilfe von regenerativer, natürlicher Energie hergestellt wird. Das ist derzeit meist noch nicht wirtschaftlich. Blauer Wasserstoff soll eine umweltfreundliche Alternative sein, er wird mit Umwegen aus Methan hergestellt. Das entstehende Kohlendioxid wird abgeschieden und gelagert. So kann man fossile Energieträger "verbrennen", ohne dass CO2 in die Atmosphäre gelangt.

Die Forscher der Universitäten Cornell und Stanford warnen nun allerdings davor, dass blauer Wasserstoff mit versteckten "flüchtigen Emissionen" verbunden ist, sodass er für die Atmosphäre schädlicher ist als herkömmliche fossile Energieträger. Diese „flüchtigen Emissionen“ entstehen beim Fördern von Methan. Die Forscher gehen von etwa 3,5 Prozent Verlust aus. Diese Gase bleiben etwa 20 Jahre in der Atmosphäre und haben eine 86 mal stärkere Erwärmungswirkung auf die Erdatmosphäre als Kohlendioxid.

„Überraschend ist der Treibhausgas-Fußabdruck von blauem Wasserstoff um mehr als 20 Prozent größer als bei der Verbrennung von Erdgas oder Kohle zur Wärmeerzeugung und um etwa 60 Prozent größer als bei der Verbrennung von Dieselöl zur Wärmeerzeugung", erklärt ein Forscher der Universität, „dabei geht unsere Analyse davon aus, dass das abgeschiedene Kohlendioxid unbegrenzt gespeichert werden kann - eine optimistische und unbewiesene Annahme. Selbst wenn diese Annahme zuträfe, wäre die Verwendung von blauem Wasserstoff aus Klimagründen schwer zu rechtfertigen."

Was bedeutet das?

Grüner und Blauer Wasserstoff signalisieren Umweltfreundlichkeit. Die Umstellung der Hochöfen von Kohle auf Wasserstoff macht nur Sinn, wenn wirklich nur grüner Wasserstoff benutzt wird. Heutzutage nutzen über 90 Prozent der Wasserstoffproduktion „schmutzige“ Energiequellen.

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