BMWi und VDA wollen Systemführerschaft bei autonomem Fahren
Bei einer gemeinsamen Online-Veranstaltung des Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) und des Verband der Automobilindustrie (VDA) appellierte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmeier (CDU) an die Industrie, die Branche müsse sich den Herausforderungen stellen und die Chancen nutzen. Die Transformation sei im vollen Gange. Im Eröffnungspanel diskutieren Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, VDA-Präsidentin Hildegard Müller, Oliver Zipse, Vorstandsvorsitzender der BMW AG, und Ola Källenius, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG und der Mercedes-Benz AG, über die Transformation und die digitale Zukunft des Automobilstandorts Deutschland.
"Wir werden die Automobilindustrie und vor allem auch die vielen Zulieferer bei diesem Wandel mit Milliarden unterstützen. Unser Ziel ist, dass auch künftig die besten und klimafreundlichsten Autos aus Deutschland kommen", postulierte Altmeier.
Er verwies auf das Programm für Zukunftsinvestitionen der Fahrzeugindustrie, das ein breites Spektrum an Fördermöglichkeiten biete, gerade kleine und mittlere Zulieferunternehmen. Erste Projekte seien bereits gestartet. Allein 2021 stelle man insgesamt rund 600 Millionen Euro bereit, um Investitionen und Innovationen zu unterstützen. So überreichte Thomas Jarzombek, Koordinator des BMWi für digitale Wirtschaft und Start-ups, unter anderem an zwei KMU Förderbescheide in Millionenhöhe. Zwei zentrale Handlungsfelder, auf denen die deutsche Automobilbranche durch die kooperative Nutzung von Daten und KI ihre führende Position am Weltmarkt untermauern will, stehen bei der Veranstaltung im Fokus: die Systemführerschaft beim autonomen Fahren und die Digitalisierung der Wertschöpfung über alle Zulieferer hinweg. Mit Blick auf die Themen KI und Autonomes Fahren treibe die Branche mit Unterstützung der VDA-Leitinitiative sowie des BMWi seit einigen Jahren eine Reihe von international beachteten Leuchtturmprojekten voran, wie man angab.
„Die Digitalisierung ist eine große Chance für Deutschland und die deutsche Automobilindustrie. Durch das vernetzte und automatisierte Fahren eröffnen sich für die Kunden ganz neue Möglichkeiten, der Verkehr wird sicherer, komfortabler und flüssiger. Wir wollen sicherstellen, dass die deutsche Automobilindustrie bei diesem wichtigen Zukunftsthema von Beginn an weltweit führend ist", erklärte VDA-Präsidentin Hildegard Müller.
Daher bündele und beschleunige man mit der ‚VDA Leitinitiative Autonomes und Vernetztes Fahren‘ Innovationen, indem man Großprojekte verknüpfe. Das setze Maßstäbe in der vorwettbewerblichen Forschung, befindet Müller. Oliver Zipse und Ola Källenius stellten darüber hinaus die Initiative “Catena-X Automotive Network“ vor, der sich inzwischen zahlreiche renommierte Unternehmen angeschlossen haben. Dabei soll ein kollaboratives und offenes Datennetzwerk aufgebaut werden, das die automobile Produktion in Deutschland und Europa neu aufstellt. Erst damit würden neue digitale und wettbewerbsfähige Lösungen für mehr Nachhaltigkeit, Flexibilität und Resilienz möglich, glauben die Akteure.
„Wir unterstützen die Ziele des Catena-X- Netzwork. Es zeigt auch, wie wichtig es ist, dass Europa seine digitale Souveränität wieder in die eigene Hand nimmt. Ich freue mich, dass das Netzwerk vor allem auch die Möglichkeiten von GAIA-X nutzen wird. Es entsteht ein hoch skalierter Industrie-4.0-Anwendungsfall, der auf andere Branchen ausstrahlen wird und die europäischen Werte von GAIA-X konsequent umsetzt", erklärte Wirtschaftsminister Altmeier.
Neues Netzwerk soll die Kräfte in Deutschland und Europa bündeln
Als umsetzungsorientiertes Netzwerk und zur Sicherstellung von Offenheit und Neutralität plane Catena-X, sich als eingetragener Verein zu organisieren, wie BMW präzisierte. Man verstehe Catena-X als erweiterbares Ökosystem, an dem sich Automobilhersteller und -zulieferer, Händlerverbände sowie Ausrüster, zu denen Anwendungs-, Plattform- und Infrastrukturanbieter gehören, gleichermaßen beteiligen könnten. Ziel sei es, einen einheitlichen Standard für Daten- und Informationsflüsse in der gesamten automobilen Wertschöpfungskette zu schaffen. Durch eine standardisierte Informations- und Datenverfügbarkeit wollen die beteiligten Unternehmen die Wettbewerbsfähigkeit der Fahrzeugindustrie erhöhen, die Effizienz in der industriespezifischen Zusammenarbeit verbessern sowie Unternehmensprozesse flächendeckend beschleunigen, so die Absicht. Ein Fokus soll insbesondere auch auf KMUs liegen, deren aktive Beteiligung für den Erfolg des Netzwerkes von zentraler Bedeutung ist. Catena-X werde daher von Beginn als offenes Netzwerk mit „KMU-ready“-Lösungen gedacht, an dem diese schnell und mit geringen IT-Infrastrukturinvestitionen teilhaben sollen.
Mehr Transparenz bei CO2-Reduzierung
Zudem sollen bereits bestehende Strukturen der europäischen Fahrzeugindustrie in das Netzwerk eingebunden und weiter optimiert werden – so zum Beispiel Prozesse im Bereich Teilelogistik. Neben Effizienzvorteilen in der Lieferkette versprechen sich die Teilnehmer des Netzwerkes beispielsweise leistungsfähigere Qualitäts- & Logistikprozesse, höhere Transparenz hinsichtlich nachhaltiger CO2-Reduzierung sowie ein vereinfachtes Stammdatenmanagement. Auf diese Weise durchgehend verbundene Datenketten ermöglichten es, digitale Zwillinge von Automobilen zu erschaffen, auf deren Basis sich innovative Geschäftsprozesse und Serviceangebote entwickeln lassen. Mit dem International Data Spaces (IDS) Standard für Datensouveränität, der auch Bestandteil der europäischen Cloud-Dateninfrastruktur GAIA-X sein wird, hätten die beteiligten Unternehmen sich bereits auf wesentliche Infrastruktur-Grundlagen zur Projektumsetzung verständigt.
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