BMW Vision Neue Klasse – Wird das der neue Dreier?
Die „Vision Neue Klasse“ ist leider nur eine Studie – was BMW auf Nachfragen gebetsmühlenhaft wiederholt. Daten gibt es kaum, aber klar ist: Optisch und softwaretechnisch bricht die Studie massiv mit dem Bisherigen.
Ebenfalls neu: Die Softwarearchitektur
Vier „Supercomputer“ verknüpfen alle Fahrdaten und Infotainment und sollen für zuverlässigen Datenfluss und –tausch sorgen. Bei der Bedienung geht BMW ebenfalls ganz neue Wege: Man operiert künftig mit einer Fläche unter der Frontscheibe für die Grundinfos, einem Zentralscreen und Spracheingabe sowie einigen Lenkradtasten. Unsere Frage an Jörn Freyer, Head of Developement User Interaction, , ob denn die Lenkstockhebel erhalten blieben oder das Infotainment noch einen Lauter-Leiser-Drehdrückstellerchen behälte beantwortet der kryptisch: Der Lauter-Leiser-Drehregler gefiele ihm persönlich sehr und auch die Lenkstockhebel würde man behalten, ebenso wie klassische Einstellmöglichkeiten für Spiegel und Sitze. Alles müsse „ergonomisch Sinn machen“. Danke dafür! Damit gehört Freyer zu der mittlerweile ganz seltenen Spezies von Entwicklern, die das Wort „Ergonomie“ noch kennen!
Viel kann man künftig mit Sprache regeln
Und klar könne man sich Kameraspiegel vorstellen, die helfen der Aerodynamik, ebenso wie eine viel bessere Sprachsteuerung. Und klar, die Klimatisierung kann man auch noch auf die erste Ebene des neuen Zentralscreen legen, der übrigens in der Studie Vision Neue Klasse nicht mehr zum Fahrer geneigt ist. Trotzdem ist er dank einer großen Handauflage davor sehr gut ergonomisch erreichbar – was wir halbwegs bestätigen können. Und man kann sich das Hauptmenü auf ihm künftig so zurechtkacheln, wie man es braucht.
Kachle Dir Deine individuelle Bedienoberfläche!
Hier zweifeln wir ganz dezent, denn auch wenn Freyer ein paar Kacheln schnell hin- und herwischt: Man muss schon genau wissen, was man da toucht und wischt und manchmal erwischt auch er die eine oder andere Kachel nicht aufs erste Mal….sodass uns leise Zweifel kommen, ob man künftig noch grundsätzlich in ein Auto steigen und einfach sofort losfahren kann, wie das 1961 bei der damals neuen Klasse möglich war…
Sehr reduzierte Optik, denn: Es ist eine Studie!
Ansonsten huldigt die Studie der Reduktion und fährt damit auf dem schmalen Grad zwischen Coolness und Playmobil: Der geschlossene Karosseriekörper wird vorn und hinten durch gesprenkelte Recyclatbumper geschützt, der seidenmatte Lack könnte auch Kunststoff sein, dafür punkten die auf den ersten Blick simplen Leuchten vorn und hinten durch Tiefe und Präzision. Die Abmessungen entsprechen in etwa der üblichen Mittelklasse, könnten gar etwas kompakter ausfallen als beim aktuellen Dreier, zumal die Studie trotz großer 21-Zöller sehr niedrig wirkt – eher 1,4 als 1,5 Meter flach bauend.
Und ja, man könne auch Wasserstofftanks in die flache Akkuarchitektur am Boden integrieren, so man das wolle – neuerdings plädiert BMW ja wieder für Technologieoffenheit…auch wenn man dem Brennstoffzellen-X5 der letzten IAA KEIN neues Modell folgen ließ. Angesichts der Tatsache, dass davon nur eine zweistellige Stückzahl gebaut wurde, bleibt das Theorie.
Überrascht haben uns die steilen Scheiben vorn und hinten sowie die weit nach unten gezogene Fensterlinie – all das sorgt mit dem Glasdach (hier ohne störenden und stabilisierenden Querbügel) für ein sehr luftiges Raumgefühl – und BMW setzt damit einen krassen Gegenakzent zu all den Fließheckcoupé-Limousinen wie Tesla Model 3, BMW i4 oder Nio ET5 und Co. Doch auch hier hält man sich auf Nachfragen der Umsetzung sehr bedeckt: Es sei eine Studie und wenn in der (für BMW dünnen) Pressemitteilung nicht kommuniziert würde, sorry…
Immerhin: Die „Neue Klasse“ ist eine reine Elektroarchitektur, die bei Zelldichte des Akkus und Effizienz nochmal massiv draufpacke, weshalb wir jetzt mal ganz freche Eckwerte aufstellen, die für ein Auto dieses Zuschnittes wirklich „visionär“ wären: Also sehen wir hier einen 80-kWh-Akku im Boden, der das Auto nach WLTP im günstigsten Fall über 700 km weit bringt. Und trotzdem bleibt die Neue Klasse unter zwei Tonnen Leergewicht. Bestätigt wird all das auch nicht, doch die Richtung dürfte stimmen.
Zumal bis 2027 nicht weniger als sechs Derivate folgen sollen, auch hier „fantasieren“ wir schon mal los (und denken an die Kosten): Neben der viertürigen Limousine dürfte es eine fünftürige Fließhecklimo mit großer Kofferraumklappe geben, einen Touring, ein Coupé, eventuell gar ein Cabrio und zwei SUV: Eins raumoptimiert, eines eher coupéhaft und siehe da: Nicht nur die angestammte BMW-Klientel dürfte mehr als happy sein! Aber wier gesagt, es ist ja „nur“ eine Studie und sehr vieles ist reine Spekulation.
Was bedeutet das?
Auch wenn sich BMW noch mit Details ziert: Die „Neue Klasse“ dürfte das neue Kernprodukt im „Massenmarkt“ und BMWs Stückzahlenbringer werden. Vielleicht ist BMW gerade deshalb so sparsam mit Infos.
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