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BMW und E.ON gründen „Connected Home Charging“

Die beiden Unternehmen starten eine EU-Kooperation für smartes Laden zuhause - perspektivisch will man diese um viele Services bis hin zu V2G-Anwendungen erweitern. 

"Connected Home Charging" zielt perspektivisch auch auf V2G-Anwendungen. | Foto: BMW
"Connected Home Charging" zielt perspektivisch auch auf V2G-Anwendungen. | Foto: BMW
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Gregor Soller

Das Ziel der strategischen Kooperation ist es, mit „Connected Home Charging“ ein „ganzheitliches Lade-Ökosystem“ zu schaffen, das es Kunden ermöglichen soll, ihren elektrifizierten BMW oder Mini als Teil eines klimaneutralen, nachhaltigen Haushalts mit dem Energiesystem zu vernetzen. Im Mittelpunkt der Kooperation steht das Laden zuhause. Durch die längeren Standzeiten können Ladevorgänge zuhause besonders gut intelligent gesteuert werden. Das Ökosystem, das E.ON und die BMW Group gemeinsam aufbauen wollen, soll das Laden zuhause „auf eine neue Ebene bringen“.

Kernelement ist eine gemeinsame Schnittstelle für Auto, Smart Home und Energiesektor

Das Kernelement des Ökosystems ist die Schaffung einer gemeinsamen Schnittstelle, die drei komplexe und bislang getrennte Systeme verbindet: Elektrofahrzeuge der BMW Group, das Smart Home der Kunden und den Energiesektor. Darüber hinaus wollen die Partner gemeinsam die gesamte Breite des Ökosystems entlang ihrer jeweiligen Kompetenzen abdecken: Die BMW Group wird im Rahmen der Kooperation für die Fahrzeuge sowie die Lade-Hardware verantwortlich sein und die Schnittstelle zum Kunden mit Fokus auf das Mobilitätsbedürfnis steuern. E.ON verantwortet neben den Services rund um Installation, Elektrik und Vernetzung beim Kunden zuhause auch nachhaltige Energietarife sowie den Zugang zum Energiemarkt, dem eine Schlüsselrolle für die intelligente Steuerung der Ladevorgänge zukommt.

Die Bündelung der breiten Expertise beider Partner stellt sicher, dass sich das Fahrzeug zum einen nahtlos in die Infrastruktur im Haushalt des Nutzers einfügen wird. Zum anderen wird der Ladeprozess reibungslos ablaufen, während gleichzeitig die Vorteile einer hauseigenen Energieerzeugung etwa durch eine Solaranlage sowie die Dynamik des Energiemarkts zum Vorteil des Kunden genutzt werden können.

Das Kundenangebot soll ausgebaut und weiterentwickelt werden

Das erste Kundenangebot im Rahmen von „Connected Home Charging“ soll ab Mitte der zweiten Jahreshälfte 2023 in mehreren Ländern Europas verfügbar sein und als ganzheitliche Paketlösung die Grundlagen bei Hardware und Vernetzung legen.

Die intelligente Steuerung der Ladevorgänge wird zunächst zwei Varianten ermöglichen: das solar-optimierte Laden, das die Nutzung von einer möglichst großen Menge an Strom aus der heimeigenen Photovoltaik-Anlage ermöglicht, und das last-optimierte Laden, das die zuhause verfügbare Strommenge optimal balanciert. So ergeben sich für den Kunden durch Aufbau und Nutzung des Ökosystems neben mehr Komfort auch Potenziale zur Kostenersparnis, zu einem höheren Autarkiegrad des Haushalts sowie für die Optimierung des CO2-Fußabdrucks.

Laden, wenn es am günstigsten ist

Das Ökosystem wird in den kommenden Jahren konsequent ausgebaut: Dies wird im zweiten Schritt das kostenoptimierte Laden umfassen, in dessen Rahmen die Vernetzung von vollelektrischem Fahrzeug und Smart Home auf das Energiesystem ausgedehnt wird. Dann können Kunden mittels eines speziellen Stromvertrags an der Preisentwicklung an der Strombörse partizipieren, um zu laden, wenn dies zu günstigen Preisen möglich ist. So wird die maximale Kosteneffizienz beim Laden des Fahrzeugs ermöglicht. Gleichzeitig steht das Mobilitätsbedürfnis des Kunden immer an erster Stelle – die Ermittlung der optimalen Zeitfenster erfolgt auch auf Basis der vom Kunden geplanten Abfahrtszeit und der benötigten Reichweite. Dieses Angebot wird für Kunden im Laufe des kommenden Jahres zur Verfügung stehen.

Perspektivisch will man auch bidirektional laden

Darüber hinaus werden im Rahmen der Kooperation die Voraussetzungen dafür geschaffen, perspektivisch auch bidirektionales Laden zu ermöglichen. Diese Technologie erlaubt es, die Hochvoltbatterie des vollelektrischen Fahrzeugs als Energiespeicher zu nutzen und den gespeicherten Strom zu einem späteren Zeitpunkt entweder in den eigenen Haushalt oder in das Stromsystem zurückzuspeisen. 

Die Ergebnisse aus BDL-Pilotprojekt fließen in Angebotsentwicklung ein

Bei der Entwicklung des zukünftigen Kundenangebots fließen die Ergebnisse des Verbund-Forschungsprojekts „Bidirektionales Lademanagement – BDL“ ein, das Ende 2022 erfolgreich abgeschlossen wurde. Der Fokus lag darauf, erstmalig mit einem ganzheitlichen Ansatz Fahrzeuge, Ladeinfrastruktur und Stromnetze so miteinander zu verknüpfen, dass regenerativ erzeugte Energie gefördert und gleichzeitig die Versorgungssicherheit gesteigert werden kann. Hierfür wurden bereits 50 rückspeisefähige BMW i3 in Kundenhand übergeben.

Die Ergebnisse des Forschungsprojekts, das von der BMW Group und den E.ON-Tochterunternehmen Bayernwerk und E.ON Energie Deutschland gemeinsam mit verschiedenen anderen Akteuren aus den Bereichen Automobilindustrie, Ladeinfrastruktur, Energiewirtschaft und Wissenschaft durchgeführt wurde, sind auf allen Ebenen durchweg positiv. Aus Kundensicht ließ sich das Gesamtsystem gut in den Alltag integrieren und wurde als nützlich und sinnvoll empfunden. Dies äußert sich auch an der hohen Weiternutzungsbereitschaft der BDL-Technologie.

Vehicle to Grid kann das Sromnetz entlasten und wird an Bedeutung gewinnen

In Bezug auf den Anwendungsfall „Vehicle to Grid“, d.h. die Einspeisung von Energie in das Stromnetz, zeigte sich die Wirksamkeit des bidirektionalen Lademanagements: Durch die intelligent gesteuerte Integration von Elektrofahrzeugen in das Stromnetz kann zum einen der Anteil regenerativ erzeugter Energie am Gesamtverbrauch in Deutschland weiter erhöht werden. Zum anderen können die Speicher der Elektrofahrzeuge Erzeugungsspitzen von Windkraft- und Solaranlagen gezielt aufnehmen und in Zeiten geringer Erzeugung unter Wahrung des Fahrbedarfs der Kundinnen und Kunden wieder abgeben. Damit kann das Hochfahren von fossilen Kraftwerken und deren Emissionen in solchen Zeitfenstern reduziert werden. Außerdem kann die bidirektionale Ladetechnologie so einen Beitrag zur Versorgungssicherheit und Netzstabilität leisten.

Schon heute können beim standardmäßigen unidirektionalen Laden durch die Nutzung von kostenoptimierten Zeitfenstern und der Verwendung von Solarstrom aus der haushaltseigenen Photovoltaikanlage Kostenvorteile erzielt und bevorzugt erneuerbare Energien genutzt werden. Hierauf zielen die ab Mitte der zweiten Jahreshälfte in mehreren europäischen Ländern verfügbaren Angebote zum solar-optimierten und zum last-optimierten Laden ab.

Mit der Technologie des bidirektionalen Ladens werden weitere Funktionen und Optimierungsansätze im Ökosystem möglich, beispielsweise die Bereitstellung von netzdienlichen und -stabilisierenden Leistungen durch das Elektrofahrzeug im Rahmen des bidirektionalen Ladens oder die darauf basierende umfassendere, optimierte Nutzung von Grünstrom durch das Gesamtstromnetz.

Hinter Connected Home Charging steht ein größerer Ansatz

Vor diesem Hintergrund werden sich beide Kooperationspartner für die weitere Ausgestaltung von „Connected Home Charging“ intensiv mit den Chancen des bidirektionalen Ladens und seinen beiden zentralen Anwendungsfällen „Vehicle to Home“ (die Einspeisung von Strom aus der Hochvoltbatterie in den Haushalt) und „Vehicle to Grid“ (die Einspeisung von Strom aus der Hochvoltbatterie in das Stromnetz) befassen – mit dem klaren Ziel, hierfür mittelfristig entsprechende Kundenangebote zu präsentieren.

Was bedeutet das?

Bei „Connected Home Charging“ tun sich zwei große Hersteller für ein großes Projekt zusammen, das perspektivisch bis hin zur Netzstabilisierung und V2G-Anwendungen reicht. Ein starker und kluger Ansatz.

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