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BMW: Stammwerk München wird "elektrisch" - die anderen auch

Hersteller will sein Hauptwerk bis 2026 auf E-Antriebe umstellen. Die Verbrenner werden nur noch in Steyr und im englischen Hams Hall gefertigt. Jedes Werk in Deutschland soll bis 2022 ein E-Modell bauen.

Herzkammer unter Strom: Die Motorenfertigung im Stammwerk in München soll bis 2026 komplett auf E-Antriebe umgestellt werden. | Foto: BMW
Herzkammer unter Strom: Die Motorenfertigung im Stammwerk in München soll bis 2026 komplett auf E-Antriebe umgestellt werden. | Foto: BMW
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Johannes Reichel

Nach der überraschenden Ankündigung des BMW-Konzernvorstands Oliver Zipse, nun doch einen primär auf Elektro zugeschnittenen Antriebsstrang entwickeln zu wollen, hat das Unternehmen jetzt erste Standortdetails bekanntgegeben. Das Stammwerk in München soll demnach die Produktion von Verbrennungsmotoren aufgeben und die Fertigung der E-Antriebslinie übernehmen. Produktionsvorstand Milan Nedeljkovic kündigte an, bis 2026 eine 400 Millionen Euro teure Montagelinie errichten zu wollen, die primär auf E-Antriebe ausgelegt ist, auf Basis der künftigen E-Fahrzeugarchitektur.

Bis 2021 will der Produktionschef die Fixkosten dauerhaft um eine halbe Milliarde Euro im Jahr gesenkt haben. Dann sollen der vollelektrische i4 sowie der SUV iX in Dingolfing in die Produktion starten, ebenso stünden die elektrischen Versionen des 7er- und 5er-BMW in Niederbayern in den Startlöchern. 2022 geht dann in Regensburg der X1 an den Start, der neben dem Verbrenner auch als vollelektrisches Modell angeboten werden soll. Schließlich folgt in Leipzig 2023 der Mini Countryman, als Verbrenner und Elektro. In Fernost will man bis 2022 ein reines E-Mini-Werk mit dem Partner Great Wall umgesetzt haben. Die Werke sollen die verschiedenen Antriebe flexibel variieren können.

Ans Eingemachte: Auch Batterieproduktion soll zügig entstehen

Gleichzeitig baut die BMW Group ihre Kapazitäten für die Produktion elektrischer Antriebe aus. So investiere das Unternehmen im Kompetenzzentrum E-Antriebsproduktion in Dingolfing in Produktionsanlagen für den hochintegrierten E-Antrieb und Hochvoltbatterien der fünften Generation. Auch an den Standorten Leipzig und Regensburg würden derzeit Produktionsanlagen für Batteriemodule und Hochvoltbatterien zur Produktion ab 2021 aufgebaut. Parallel dazu erhöht das Unternehmen im Werk Steyr die Produktionskapazität für E-Antriebsgehäuse.

Die neue Plattform soll dem Vernehmen nach zwar auch noch für Verbrenner geeignet, aber auf die Anforderungen des Elektroantriebs zugeschnitten sein. Die Fertigung von Verbrennern wird demnach im oberösterreichischen Steyr sowie im englischen Hams Hall konzentriert, die derzeit dem Vernehmen nach an der Auslastungsgrenze arbeiten.

"Wir investieren in den Verbrenner weiterhin. Es wird noch Jahre dauern, bis wir keine Verbrenner mehr haben", bekräftigte Nedeljkovic im Einklang mit Aussagen von Oliver Zipse beim Wirtschaftsgipfel der Süddeutschen Zeitung.

Allerdings gehe es nicht mehr darum, den Verbrenner zu verteidigen, das sei vorbei, erklärte Zipse. Man pflege aber einen "technologieoffenen Ansatz", auch nach länderspezifischen Vorlieben der Kunden, vom Verbrenner, über Plug-in-Hybride bis zu Batterieelektro oder zur Brennstoffzelle. Mit der Idee von VW-Chef Herbert Diess, Deutschland zum Leitmarkt für E-Mobilität machen, konnte sich Zipse dennoch anfreunden.

So werde bis Ende 2022 jedes der deutschen Werke mindestens ein vollelektrisches Fahrzeug fertigen, so der Produktionsvorstand weiter. Die betroffenen 1.000 Mitarbeiter in München sollen nun sukzessive umgeschult und in München oder anderen Werken eingesetzt werden. Die neue Plattform soll erstmals im künftigen ungarischen Werk Debrecen zum Einsatz kommen.

Betriebsrat: "Vorbild für eine gelungen gestaltete Transformation"

Aus Sicht von Betriebsratschef Manfred Schoch handelt es sich bei der Maßnahme um ein "Vorbild für eine gelungen gestaltete Transformation in der deutschen Industrie". Man könne auch Industriearbeitsplätze inmitten einer Großstadt sichern, wenn man den Wandel strategisch und mutig angehe, äußerte Schoch gegenüber den Nachrichtenagenturen.

Zudem legt der Hersteller Wert auf die verbesserte Nachhaltigkeit seiner Fertigung. Seit 2006 sei der Ressourcenverbrauch und die CO2-Emissionen in der Fahrzeugproduktion um 50 Prozent gesenkt worden, womit man sich im Vergleich mit den europäischen Herstellern deutlich besser aufgestellt sieht. Bis 2025 soll der CO2-Anteil pro Fahrzeug gegenüber 2019 um weitere 40 Prozent und bis 2030 um 80 Prozent gesenkt werden.

„Nachhaltigkeit ist ein fundamentaler Bestandteil einer modernen Produktion. Noch in diesem Jahr werden wir in unseren Werken weltweit ausschließlich Strom aus regenerativen Energiequellen beziehen, also zu 100 Prozent",  betont Milan Nedeljković.

Dabei würden jeweils die besten Optionen an den Standorten genutzt – von Solarenergie in Oxford, Mexiko und China über Biogas in Südafrika bis zur Windkraft in Leipzig.

 

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