BMW ändert Strategie: Künftig doch eigene E-Auto-Plattform
Bei der Vorlage der Quartalszahlen hat BMW-CEO Oliver Zipse durch die Blume eine eigene E-Auto-Plattform angekündigt, womit BMW seinen bisherigen „Baukasten“, der offiziell nie so hieß, verlassen würde. Laut „Automobilwoche“ hätte sich hier Betriebsratschef Manfred Schoch durchgesetzt, der dies bereits im Sommer gefordert hatte. Ein weiterer Grund dürfte auch der verstärkte Gegenwind für Verbrenner in vielen Märkten sein, die diese Modelle ab 2035 sukzessive aus Innenstädten verbannen wollen. Dazu kommt, dass BMW selbst für die Verbrenner künftig viel niedrigere Stückzahlen erwartet, die eine so komplexe konstruktive Verschachtelung wie aktuell uninteressanter macht. Doch bis 2025 bleibt man laut Zipse bei der flexiblen Produktionsstrategie:
„Für die aktuelle Phase unserer Transformation bis 2025 ist die BMW Group genau richtig und robust positioniert: Unser Anteil an E-Mobilität wächst bei maximaler Flexibilität in der Produktion“,
Trotzdem soll mittlerweile eine neue Abteilung gegründet worden sein, die die rein elektrische Plattform vorantreibt. Die Plattform „electrive.net“ will erfahren haben, dass Zipse im Zuge einer Telefonkonferenz zu den Q3-Ergebnissen die neuen Pläne bekräftigt haben soll, wobei die neuen Stromer in Ungarn starten sollen. Die Entscheidung für ein neues Werk in einem politisch schwierigen, aber lohntechnisch günstigen Land lässt darauf schließen, dass BMW hier in erster Linie mit neuen kompakten Modellen starten dürfte, analog zu Daimler, wo etliche Fronttriebler mittlerweile aus Ungarn kommen.
„Unsere neue Cluster-Architektur ist auf elektrische Antriebe ausgerichtet. Dieser Bereich berichtet direkt an mich. Er ist mit allen Ressorts organisatorisch vernetzt – Märkte, Finanzen, Beschaffung, Entwicklung, Produktion und Vertrieb. Das gibt uns mehr Durchgriff und macht uns viel schneller – auch in der Zusammenarbeit mit Partnern. Ziel ist es, mit der neuen Architektur ein Gesamtoptimum zu schaffen. Unser neues Werk in Ungarn spielt hier eine Schlüsselrolle. Dort läuft ab Mitte dieses Jahrzehnts die neue BEV-zentrierte Architektur an.“
Intzeressant: Nach dem i4, der 2021 in München startet und dem inext, der ebenfalls ab 2021 in Dingolfing vom Band laufen wird, soll ab 2022 auch in Regensburg die Fertigung eines rein elektrischen Modells beginnen. Regensburg werden aktuell die Plug-in-Hybride der Kompakt-SUV X1 und X2 parallel zu den Verbrenner-Derivaten produziert. Außerdem sollen dort ab 2021 Batteriezellen für Hochvoltbatterien lackiert werden, bevor man in der Oberpfalz ab 2022 komplette Hochvoltbatterien produzieren will. Damit wird BMW künftig in allen vier deutschen Automobilwerken rein elektrische Fahrzeuge produzieren. Der BMW i3 wird seit 2013 in Leipzig gefertigt und dort noch bis 2023 weitergebaut. Mit dieser Standort-Strategie wolle BMW langfristig die Auslastung und das hohe Beschäftigungsniveau in den deutschen Werken sichern. Wie Wieland Brúch, Pressesprecher E-Mobilität im Zuge der iX3-Vorstellung erklärte, sei es das Ziel, dass mittelfristig alle Werke auf der Welt alle Antriebsformen fertigen können.
Dingolfing baut Batteriemodule, Parsdorf sogar Zellen
In Dingolfing sollen Batteriemodule, Hochvoltbatterien und E-Motoren gebaut werden: Ab 2022 könnten dort E-Maschinen für bis zu 500.000 elektrifizierte Fahrzeuge pro Jahr gefertigt werden – auch für den iX3, der nur in China gebaut wird. In Landshut werden ebenfalls E-Motoren gebaut. Außerdem soll in Parsdorf, östlich von München, eine Pilot-Batteriezellenfertigung an den Start gehen. Auch hier könnten künftig höhere Kapazitäten anstehen, wenngleich man die Technik hier weiter den Profis von CATL. Samsung SDI und künftig auch Northvolt überlassen dürfte.
Was bedeutet das?
BMW plant bereits über 2025 hinaus und dürfte dem Elektroantrieb dann Priorität geben: Denn in den nächsten zehn Jahren sollen mehr als sieben Millionen elektrifizierte Fahrzeuge aller Marken auf die Straßen rollen – davon etwa zwei Drittel mit vollelektrischem Antrieb. Bis Ende 2021 umfasst die Palette dann fünf Modelle: Den i3, den Mini Cooper SE, den iX3, den iNEXT und den i4. All diese Modelle sind aber noch „Übergangsversionen“, genauso wie der nächste 7er und 5er rein elektrisch noch mit dem aktuellen „multimotorischen“ Ansatz kommen werden.
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