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Biomethan-Branche sieht große Potenziale für Klimaschutz und Autarkie

Zwar ist der CNG-Antrieb im Pkw kein Erfolg, aber an Tankstellen beziehen Fahrer bald zu 100 Prozent Biomethan aus lokalen Reststoffen, fahren so fast klimaneutral und mehr als die Hälfte günstiger als Verbrenner. Der Verband verweist auf die Potenziale, die die zweieinhalbfache Menge böten.

Stiefkindlich behandelt: Die Potenziale von Biomethan für Pkw und Lkw wären groß, die Chancen Energieautarkie und Klimaschutz zu stärken auch, plädieren Lenkungskreis und Verband der Branche. | Foto: CNG Club
Stiefkindlich behandelt: Die Potenziale von Biomethan für Pkw und Lkw wären groß, die Chancen Energieautarkie und Klimaschutz zu stärken auch, plädieren Lenkungskreis und Verband der Branche. | Foto: CNG Club
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Johannes Reichel

Der Industriekreis CNG-Mobilität und der gemeinnützige CNG-Club e.V. haben einen weiter stark steigenden Anteil von regenerativem Biomethan beim CNG sowie eine zunehmende Zahl an Stationen mit 100 Prozent regenerativem Methan vermeldet. Nach stetigem Wachstum des Biomethananteils beim Kraftstoff CNG (Compressed Natural Gas) werde an 640 CNG-Stationen bereits 100 Prozent BioCNG angeboten. Die über 100.000 CNG-Fahrzeuge in Deutschland würden damit fast klimaneutral betrieben mit Biomethan aus Rest- und Abfallstoffen. Die Organisationen rechnen damit, dass die 100-Prozent-Marke mit Biomethan an allen rund 790 Tankstellen noch in diesem Jahr erreicht würden, meint Dietrich Gerstein, Senior Advisor beim Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) und Leiter des Industriekreises.

„Auch das erneut verfehlte Klimaziel im Verkehrssektor könnten wir damit eher erreichen", appellierte Gerstein weiter.

Biomethan bleibe zudem weiter kostengünstig: Für 100 Kilometer würden fünf Euro statt 13 Euro fällig. Zudem könne das Biomethan für die Gastankstellen in Deutschland kann unabhängig von den internationalen Gasmärkten produziert und verkauft werden, es sei ein „Kraftstoff made in Germany“. Zudem sieht man die Maßnahmen der Regierung greifen, die den Tankstellenbetreibern wachsende Treibhausgasminderungen und damit immer höhere Anteile nachhaltiger Kraftstoffe auferlegen. Das ermögliche den Produzenten von Biokraftstoffen Erlöse in Abhängigkeit der zertifizierten Treibhausgasminderung. Das sei bei Reststoff-Biomethan ein attraktiver Faktor.

Die Restoffe gäben die zweieinhalbfache Menge her

Die Verbände verweisen auch auf das große Potenzial bei den Mengen. Aktuelle Untersuchungen zeigten laut Horst Seide vom Fachverband Biogas, dass allein in Deutschland das wirtschaftlich nutzbare Potenzial an Biomethan bei rund 230 TWh/a liegt. Das sei das 2,3-fache der heutigen Menge. Damit könnten nicht nur die entsprechenden Fahrzeugflotten um ein Vielfaches ausgebaut werden, sondern auch noch weitere energieverbrauchende Sektoren beliefert werden. Die Kosten für die Herstellung von Biomethan seien außerdem weitgehend unabhängig von den Preisen an den europäischen oder internationalen Märkten für fossiles Gas und Öl.

"Biomethan folgt – auch wegen der genannten erzielbaren Erlöse für Treibhausgasminderungs-Zertifikate – nicht den extremen Preisausschlägen, die man derzeit an den Tankstellen bei den fossilen Kraftstoffen erlebt", wirbt der Industriekreis.

So bieten laut einer Marktanalyse der Internet-Plattform gibgas.de beispielsweise E.ON und orangegas Biomethan zu 0,99 bis 1,45 Euro pro Kilogramm an (Stand 16.03.2022). Da ein Kilogramm Biomethan fast den Energieinhalt von 1,5 Litern Benzin hat, entsprechen diese Preise 0,67 bis 0,98 Euro pro Liter Eurosuper. Damit fahren CNG- Fahrzeuge derzeit um den Faktor 2 bis 2,5 kostengünstiger als Diesel oder Benziner. Bei einem Pkw in der Größe des VW Golf ergeben sich beispielsweise rund 5 Euro Kraftstoffkosten pro 100 km bei der CNG-Variante und ca. 13 Euro pro 100 km beim vergleichbaren Benziner.

Biomethan muss in CO2-Flottengrenzwerte einfließen

Um diese für den Verbraucher so kostengünstige Option Biomethan für klimaneutrale Mobilität weiter umzusetzen zu können, sei eine Anerkenntnis seitens der Politik notwendig, dass dieser Kraftstoff bei Lkw und Pkw weiter gewünscht ist. Entscheidend sei dabei, so der Kreis, dass Biomethan als Kraftstoff bei der Berechnung der CO2 -Flottenwerte auch als klimaneutral in die Rechnungen eingeht. Dies ist aktuell nicht der Fall.

"Die laufende Diskussion in Brüssel um die Anpassung der Flottengrenzwerte, die von Fahrzeugherstellern zukünftig eingehalten werden müssen, eröffnet die Möglichkeit, innovative Kraftstoffe wie Biomethan und E-Fuels als Erfüllungsoption anzuerkennen", plädiert der Verband.

Eine andere, aber sehr ähnliche Möglichkeit habe die neue Bundesregierung in die Debatte eingebracht. Demnach könnten Fahrzeuge, die nachweislich mit diesen Kraftstoffen versorgt werden, aus der Flottenregulierung ausgenommen und somit ebenfalls dauerhaft verkauft werden.

"Nur bei solchen technologieoffenen Lösungen kommen auch die dafür notwendigen Fahrzeuge auf die Straße, und es gibt die notwendigen Anreize, die Tankstelleninfrastruktur auszubauen, damit der kostengünstige, klimaneutrale, vielseitige und versorgungssichere Energieträger Biomethan verstärkt produziert und angeboten werden kann", argumentieren die Verantwortlichen weiter.

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