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Berliner Club & BEM fordern mehr Freiraum für V2X und Sektorkopplung

Bei der Veranstaltung beklagt die Branche bestehende und veraltete Regulierungen, die eine günstigere und effizientere Koppelung der Sektoren Mobilität und Energie verhindern. Technologisch seien die Lösungen vorhanden und man könne einen "V2X-Turbo" zünden, so die Vertreter der Branche.

Einige Runde: Die Branche sieht großes Potenzial in der Koppelung der Sektoren, das bisher aber von veralteten Regulierungen gebremst wird. | Foto: BEM
Einige Runde: Die Branche sieht großes Potenzial in der Koppelung der Sektoren, das bisher aber von veralteten Regulierungen gebremst wird. | Foto: BEM
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Johannes Reichel

Mobilitäts- und Industrievertreter haben sich für die regulatorische Freigabe technisch machbarer Interaktionen zwischen elektrisch betriebenen Fahrzeugen, Speichern und dem Energienetz (V2X) ausgesprochen, um damit die Energiewende in Deutschland voranzutreiben. Im Gespräch des Berliner e.Clubs, einen Debattenplattform für Neue Mobilität, das gemeinsam mit den Partnerunternehmen Rittal und Eplan organisiert wurde, bestätigten verschiedene Unternehmen die vorliegenden Möglichkeiten, gespeicherte Energie aus elektrisch betriebenen Fahrzeugen dem schwankungsanfälligen Stromnetz zur Verfügung zu stellen und neue Formen des Energiemanagements für grüne Wirtschaft zu ermöglichen. Derzeit sei der Einsatz der Technik durch die bestehende, veraltete Regulierung im bisherigen Einbahnprinzip nicht möglich. Zu oft sind Anwender entweder mit Doppelbelastungen oder mit unklaren rechtlichen und steuerlichen Fragen konfrontiert.

GP Joule zeigt mit Quartiersmanagement, wie es geht

„Gebt die Technik frei“, appellierte BEM-Präsident Kurt Sigl zu Beginn der Veranstaltung und verwies auf die bislang bestehenden Blockaden, den Umstieg der Energie- und Mobilitätswirtschaft auf Erneuerbare Energien konsequent umzusetzen. Am Beispiel des Quartiersmanagement schilderte GPJoule-Geschäftsführer Manuel Reich, wie es bislang nicht möglich ist, selbstproduzierte Sonnenenergie zwischen den Quartiersmitgliedern und dem Netzbetreiber sauber zu integrieren und abzurechnen. Oder wie Schwarmspeicher bislang nicht dem Netz zur Verfügung stehen können, um Über- und Unterdeckung zu kompensieren. Diese und weitere Maßnahmen würden zu erheblichen Kostensenkungen bei der Nutzung grüner Energie und zur Stabilisierung im Gesamtsystem beitragen. Raphael Görner, Leiter der Business Unit Energy & Power Solutions bei Rittal, unterstrich das Interesse der Wirtschaft für mehr Klarheit im Markt, um mit entsprechenden Produkten und Lösungen die Energiewende voranzutreiben.

„Wir als Industrie stehen mit Ideen und Technologien bereit, um die Ladeinfrastruktur noch besser in die Energiewende zu integrieren. Rittal und Eplan kombinieren Software und Hardware, um mit vorgedachten Lösungen das Engineering der Kunden zu vereinfachen. Wir sorgen so für die dringend benötigte Standardisierung der Energieinfrastruktur. Weniger Hürden und mehr Sektorenkopplung würden hier einen Turbo zünden", erklärte Görner.

Freedom to Operate: Freie Hand für die Akteure

Branchenintern wird aktuell ein zeitlich begrenzter Freiraum für die Erprobung der neuen Funktionsweisen von V2X diskutiert. Der sogenannte „Freedom to Operate“ würde dabei weder Netzentgelte noch Einspeisesteuern beinhalten, sondern den Akteuren freie Hand im neuen Umfeld lassen. Eine marktseitige Anpassung der Regulierung würde dann im Nachgang vorgenommen, wobei der BEM damit einen Bestandsschutz für Testunternehmen verbindet. Experten sehen in diesem Pilotprojekt eine große Chance für die Neuformierung der Regelenergie am Strommarkt und die Einbindung von Stadtwerken, Kommunen und großen Unternehmen.

Nach den Plänen des European Green Deal und des Ausbaus der E-Fahrzeug-Flotten kann Europa bis zum Jahr 2030 mit 6000 Gigawatt Speicherstunden rechnen, die als Ressource durch den Verkehr in Umlauf gebracht werden. Zum Vergleich: Die deutschen Pumpspeicherwerke haben eine Leistung von ca. 9 Gigawatt und eine Speicherkapazität von ca. 40 Gigawattstunden, wobei Deutschland etwa gleichauf mit Österreich liegt. Bislang zeigte sich die Bundesregierung hinsichtlich einer Regulierungsanpassung bei der Sektorenkopplung verhalten, obwohl größter Handlungsbedarf in Sachen nachhaltiger Standortpolitik besteht. Bislang fehlt es an simpelsten Voraussetzungen geeigneter Operationalisierung wie etwa der Erfassung der Batterieleistung von in Deutschland zugelassenen BEV durch das Kraftfahrtbundesamt.

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