BEM: Die Debatte um Technologie-Offenheit bremst Deutschland
Der Bundesverband eMobilität (BEM) hat bei der Veranstaltung Automotive Masterminds in Berlin scharfe Kritik an der Bundesregierung geübt und die anhaltende Debatte um angebliche Technologieoffenheit als schädlich für den Standort Deutschland bezeichnet. VW verliere die Marktführerschaft in China an BYD, Tesla dominiert den US-amerikanischen eAutomarkt mit 62,4 Prozent im ersten Quartal 2023 und während Honda, Kia und Hyundai schon heute Fahrzeuge mit Vehicle2X-Adapter für das bi-direktionale Laden verkauften, habe kein einziger OEM in Deutschland diese Technologie verbaut, kritisierte der Verband. Er sieht sich in der Auffassung bestärkt, dass die Diskussion um die Technologie-Offenheit in der Fahrzeugproduktion dem deutschen Standort schwer geschadet hat.
„Die Elektromobilität wird sich am Markt als führende Technologie im Pkw-Bereich durchsetzen und das Kapitel von Benzin- & Dieselfahrzeugen beenden. Die deutsche Automobilindustrie hat diese Entwicklung gemeinsam mit der Politik lange bestritten und versucht, den Wandel hinauszuzögern. Dadurch konnten insbesondere asiatische Unternehmen den Markt betreten und einen Vorsprung erarbeiten, der schwer einzuholen sein wird“, erklärte BEM-Vorstand Markus Emmert.
In der Vorwoche habe die Automesse in Shanghai deutlich gemacht, dass die deutsche Autoindustrie ihre Vorreiter-Rolle in China eingebüßt hat und damit international an Gewicht verliert, so das Urteil des Fachmanns für E-Mobilität. Unter den zehn meistverkauften eAutos des Landes sei kein einziges deutsches Modell vertreten. Beim Ausbau der Erneuerbaren Energie sehe es ähnlich aus, so Emmert. Er machte deutlich, dass es zügig mehr politische und industrielle Klarheit für den batterie-elektrischen Kurs benötigt, um das Wettrennen in der Mobilitäts- und Umwelttechnologie mit deutscher Beteiligung zu gestalten und volkswirtschaftlichen Schaden abzuwenden. Ein Bundesverkehrsminister, der die Umweltgesetze einhält, sei dafür genauso wichtig wie ein breiteres Angebot kleiner und bezahlbarer eFahrzeuge, der Eintritt in energie-effizientes Denken in der Mobilität sowie der Ausbau der Ladeinfrastruktur und der digitalen Services, mahnte der Verband an.
„Mit einem Marktanteil von aktuell 2% eAutos auf deutschen Straßen ist der Kuchen noch nicht verteilt, denn er wird gerade erst gebacken. Die Frage ist vielmehr, wer sich die 98% holt und ob die deutschen Anbieter mit der internationalen Konkurrenz mithalten können“, warnte Emmert.
In dem Kontext verdeutlichten Auswertungen der WirtschaftsWoche von Daten des chinesischen Autohändlerverbandes (CPCA) verdeutlichten schon Anfang März, wie dramatisch die Lage der deutschen Hersteller in China ist. Im Februar kam der jahrzehntelange Marktführer Volkswagen beim Neuwagenabsatz nur noch auf Platz 2 hinter den chinesischen E-Auto-Hersteller BYD. BMW und Mercedes waren in der Top Ten der größten Anbieter nicht mehr vertreten.
"Kaum ist in Europa die Debatte über das Verbrenner-Aus vorüber, kaum hat die FDP in Brüssel die E-Fuels als mögliche Alternative zu Batterieautos durchgesetzt, zeigt China den Verbrenner-verliebten Deutschen, was eine Antriebswende ist: Im Reich der Mitte explodieren die Verkaufszahlen für E-Autos gerade derart, dass der gesamte chinesische Markt durcheinandergewirbelt wird", konstatierte die WiWo in einem jüngsten Beitrag.
Die Batterieautos hätten ein so niedriges Preisniveau erreicht, dass sie wirtschaftlich oft attraktiver seien als Verbrenner. Die deutschen Hersteller VW, BMW und Mercedes – in China traditionell stark bei Verbrennern und schwach bei E-Autos – würden nun in einem Tempo abgehängt, das sie selbst nicht kommen sahen, mit ihnen aber auch viele Berater nicht.
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