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BDEW: Studie des Verkehrsministeriums überschätzt Ladebedarf massiv - 15-Mio-Ziel kassiert

Eine neue Studie des Bundesverkehrsministeriums zum öffentlichen Ladebedarf provoziert prompt Widerspruch der Branche: Weil die Zahlen als Richtline für den Ausbau dienen, warnt man vor Fehlinvestitionen auf Kosten der Steuerzahler. Zudem kritisiert man, dass das 15-Mio-E-Auto-Ziel kassiert wird.

Mehr Lader, weniger E-Autos: Die neue Studie zum Ladebedarf stößt auf heftigen Widerspruch in der Energiebranche, vor allem auch, weil das Ministerium nur noch von 13,4 Mio E-Autos ausgeht. Das reduziert die potenzielle Ladekundschaft. | Foto: EnBW
Mehr Lader, weniger E-Autos: Die neue Studie zum Ladebedarf stößt auf heftigen Widerspruch in der Energiebranche, vor allem auch, weil das Ministerium nur noch von 13,4 Mio E-Autos ausgeht. Das reduziert die potenzielle Ladekundschaft. | Foto: EnBW
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Johannes Reichel

An der jüngst vorgestellten Neuauflage der Studie „Ladeinfrastruktur nach 2025/2030: Szenarien für den Markthochlauf“ der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur des Bundesverkehrsministeriums hat der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft massive Kritik geübt. Alle Zahlen zeigten, dass der Ausbau des öffentlichen Ladeangebots auf Hochtouren läuft, so der Verband.

"Die Ladebranche blickt daher mit großer Skepsis auf die Studienergebnisse. Es ist zwar positiv, dass das technisch veraltete Ziel von einer Million Ladepunkten bis 2030 endlich ad acta gelegt wird und die installierte Ladeleistung als Messgröße verwendet werden soll", erklärte Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.

Beunruhigend sei, dass die Studie das im Koalitionsvertrag vereinbarte Ziel von 15 Millionen vollelektrischen PKW in 2030 zurücknimmt. So arbeitet die Studie nur noch mit 13,4 Millionen vollelektrischen PKW, wobei selbst dieses Ziel von anderen Experten bereits noch niedriger eingestuft wurde. Beispielsweise geht der Expertenbeirat Klimaschutz im Mobilitätssektor (EKM) des Bundesverkehrsministeriums von nur 10,5 Millionen e-Fahrzeugen aus.

"Statt Maßnahmen zu ergreifen, um das richtige und wichtige 15-Millionen E-Pkw-Ziel zu erreichen, wird nun die Zielmarke in Frage gestellt", kritisiert Andreae weiter.

Das bedeute für den Lademarkt weniger Kundinnen und Kunden und für die Klimaziele eine weitere Vergrößerung der Lücke bei den CO2-Einsparungen im Verkehrssektor. Zudem postuliere die Studie einen deutlich höheren Bedarf an installierter Ladeleistung als dies die EU in ihrer gerade verabschiedeten AFIR-Richtlinie vorgibt. In Deutschland soll demnach über 40 Prozent mehr Ladeleistung errichtet werden als die lange verhandelten und ausgiebig geprüften EU-Vorgaben fordern. Das entspricht einem Plus von 8 Gigawatt, die vierfache Maximallast der Stadt Berlin, skizziert der Verband. Das sei überdimensioniert und werde in diesem Maße nur mit staatlichen Subventionen oder unwirtschaftlichen Versorgungsauflagen gelingen, da es einfach nicht wirtschaftlich sei, Ladesäulen aufzustellen, die am Ende kaum genutzt werden.

Nutzungsdauer der Säulen halbiert

Unterstrichen wird dies auch von der Annahme in der Studie, dass die Nutzungsdauer der Ladesäulen im Vergleich zur EU in etwa halbiert wird. Ein großes Problem sieht man auch darin, dass die Netzbetreiber verpflichtet sind, ihren Netzausbau auf die Prognosen des Verkehrsministeriums aufzusetzen. In der Konsequenz führe die Überschätzung des Bedarfs an Ladeleistung zu unnötigen Kosten, die am Ende von den Verbraucherinnen und Verbrauchern gezahlt werden müssen, warnt der BDEW. Kundenbefragungen zeigten immer wieder, dass die größte Hürde beim Umstieg auf Elektromobilität vor allem der relativ hohe Anschaffungspreis für Elektrofahrzeuge ist, insbesondere im Kleinwagensegment.

"Wir brauchen dringend mehr bezahlbare E-Pkw-Modelle, um das 15 Millionen-E-Pkw-Ziel zu erreichen. Daher wird es Zeit, dass die Bundesregierung eine Strategie zur Erreichung ihres Ziels entwickelt. Der Expertenbeirat Klimaschutz in der Mobilität (EKM), in dem alle beteiligten Branchen vertreten sind, hat dafür letztes Jahr Vorschläge erarbeitet. Nun muss es darum gehen, diese Vorschläge in die Praxis zu überführen", appelliert Andreae.

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