Audi, quo vadis? RS-Modelle, Dakar & Formel 1 - die Herren der Ringe eiern rum
Der Aufreger der Woche kommt aus Ingolstadt: Stolz verkünden die Granden der Marke und Herren der vier Ringe eine weitere Leistungssteigerung ihrer Verbrenner-Performance-Modelle der RS-Reihe:
"30 PS und 50 Newtonmetern mehr sorgen für schnelleren Sprint von 0 auf 100 km/h in 3,4 Sekunden! Die neuen Audi Modelle RS 6 Avant performance und RS 7 Sportback performance sind gespickt mit Zutaten, die sowohl den optischen Auftritt schärfen als auch für ein noch emotionaleres Fahrerlebnis sorgen. Der potente 4,0-Liter-V8-Biturbo-TFSI-Motor leistet nun 463 kW (630 PS) und hat ein maximales Drehmoment von 850 Newtonmetern!", so der O-Ton vom Werk.
Als Schreiberling eines Magazins für nachhaltige Mobilität fragt man sich unweigerlich: "Haben die noch alle Ringe am Grill, an der schönen blauen Donau?" Die Zeichen der Zeit hat man damit eher nicht erkannt, Zeiten, in denen sich klimawissenschaftlich durchaus klarsichtige Aktivisten vor Verzweiflung vor die grimmigen Kühlergrills der vielen Hochleistungskarossen auf deutschen Straßen kleben. Ob das die richtige Form ist, auf die zweifellos ernüchternde und überaus beklemmende Faktenlage hinzuweisen, mag man dahingestellt lassen.
Motto: Jetzt noch mal krachen lassen!
Aber im Jahr 2022 noch dermaßen verbrennermäßig auf den Putz zu hauen, wie es Audi tut, nach dem Motto, so etwas kann man in Zukunft eh nicht mehr fahren, also lassen wir's noch mal krachen, im wortwörtlichen Sinn, das alles ist ebenso daneben und völlig aus der Zeit gefallen, wie die absurden Hochleistungsmobile der BMW M Power-Kollegen aus München oder der Mercedes AMG-Kollegen aus Stuttgart.
Es steht in seltsamem Kontrast zu den vernunftbetonten Äußerungen des eigentlich erfrischend unkonventionellen und visionären Audi-Chefs Markus Duesmann, der sich nicht nur ein Tempolimit von 130, mehr Radverkehr, ja sogar autofreie Sonntage und Innenstädte vorstellen könnte und zumindest in Sonntagsreden die Elektrifizierung der vier Ringe gar nicht schnell genug vollziehen kann.
Schon 2026 sollen keinen neuen Fahrzeuge mehr mit Verbrenner kommen, nur noch Stromer. Und bis dahin? Noch mal einen kräftigen Schluck aus der Pulle?! Und noch einen Einstieg in die Formel 1, die nächste niederschmetternde Meldung vom Donaustrand, die anmutet, als würfe man sich hinter einen abgefahrenen Zug. Das "Kompetenz-Center Motorsport für sein Formel-1-Projekt" in Neuburg an der Donau wird erweitert.
"Für das neue Formel-1-Projekt entsteht in Neuburg die gesamte Antriebseinheit („Power Unit“), bestehend aus Energierückgewinnungssystem, elektrischem Motor, Batterie, hocheffizientem Verbrennungsmotor und Getriebe. Etwa 50% der Antriebsleistung wird elektrisch sein. Audi wird 2026 mit dem strategischen Partner Sauber als Werksteam in der Formel 1 antreten", heißt es im O-Ton.
Und wir dachten, Audi will dann abtreten, und zwar von der Verbrennerbühne. Und hätte Freude gefunden an der "Formel 1 für eine bessere Welt", der "Formel E!". Was für ein - in Bayern würde man sagen - "schepses", ein schräges Signal und was für eine doppelzüngige und doppelbödige Strategie. Klar, die Hochleistungsmodelle sind auch bei der Marge "Hochleistung". Aber das Argument, dass man jetzt mit den Verbrennern noch die elektrische Wende verdienen und finanzieren muss, war schon immer falsch. Investitionen für die Zukunft sollte man in der Vergangenheit verdient haben, zu einem Zeitpunkt, als ein strategisch weitblickendes Management normalerweise die Weichen Richtung E-Mobilität längst gestellt gehabt hätte. Hätte, Lieferkette ...
Ok, man fragt sich natürlich auch sofort: Wer sind eigentlich die Leute, die so viel Geld (also offenbar irgendwo auch Hirn oder Grips) für ihren mobilen Hedonismus übrig haben und die im Jahr 2022 unter völliger Ausblendung der atmosphärischen Krise um sie herum statt eines emissionsfreien und nicht minder rasanten Audi e-tron noch einen RS mit Spritschluckautomatik anschaffen. Da war es wieder, das Phänomen von der "kognitiven Dissonanz". Aber das nur am Rande.
Auch die dritte Meldung von der VW-Tochter, die nun beide Felder verknüpft, war uns nicht wirklich eingängig: Der Audi e-tron bei der Rallye Dakar tritt nicht etwa als reiner Stromer, sondern wieder als Hybrid an. Der aber jetzt E-Fuels verwertet, eine von Experten allseits als ineffizienten Irrweg im Pkw bezeichnete Technologie, die vielleicht noch bei Alt-Porsche-Fahrer und Finanzminister Christian Lindner unter der Rubrik "Zukunft" abgespeichert ist. Warum fährt der eigentlich keinen Taycan, ist wieder so eine Nebenfrage, die einem im Hinterstübchen keimt. Aber egal, wir wollen ja jedem seine Freiheit lassen, die leider anderen die Freiheit nimmt. Wir schweifen ab.
Dann wenigstens noch eine wirklich positive Nachricht aus Ingolstadt: Der niederbayerische Kabarettist Django Asül kommt ins Audi Forum! Und blickt in den "Satirischen Rückspiegel". Hoffentlich kein Blick zurück im Zorn. Sondern irgendwo doch nach vorn!
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