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Audi plant CO2-neutrale Produktion

Nachdem vor allem BMW und Daimler zuletzt immer wieder mit ihren Plänen zur CO2-neutralen Fertigung trommelten, hat jetzt auch Audi konkrete Pläne zur CO2-Reduktion in der Produktion veröffentlicht. Wir waren bei der Präsentation der Maßnahmen mit im Livestream und erstaunt, an wie vielen Rädchen man drehen kann.

Audi unternimmt aktuell große Anstrengungen, um den CO2-Ausstoß in der Fertigung zu reduzieren. | Foto: Audi
Audi unternimmt aktuell große Anstrengungen, um den CO2-Ausstoß in der Fertigung zu reduzieren. | Foto: Audi
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Gregor Soller

Audi startet aktuell mit einer Umweltinitiative in den Werken. Dabei soll die Produktion zunehmend CO2-frei werden. An zwei Standorten ist dies bereits weitgehend gelungen: Bei der e-tron-Montage im belgischen Brüssel seit 2018, im ungarischen Györ plant man das bis Ende 2020 CO2-Neutralität in der Fertigung. Györ ist nach Angaben von Audi das größte Motorenwerk der Welt: Jährlich werden hier mehr als zwei Millionen Verbrennungsmotoren gefertigt. Betrieben werden die Produktionsanlagen mit Grünstrom, elektrischer Energie, die aus Solar-, Wasser- oder Windkraft gewonnen wird.

Auf den Dächern der Fabrik in Ungarn umfassen die Solarpaneele eine Fläche von 160.000 Quadratmetern, das entspricht der Größe von 22 Fußballfeldern. Die insgesamt 36.400 Solarzellen liefern, wenn die Sonne scheint, 9,5 Gigawattstunden Energie. Wärme wird durch Geothermie erzeugt. Den verbleibenden Bedarf von etwa 30 Prozent deckt dann Erdgas ab, dessen CO2-Neutralität wiederum Biogas-Zertifikate abdecken. Györ soll Ende 2020 die Klimaneutralität schaffen, bis 2025 sollen dann laut Rüdiger Recknagel, dem Umweltschutzbeauftragten des Konzerns, alle Standorte von Audi dieses Ziel erreichen. Je Fahrzeug emittiert die Produktion dank dieser Maßnahmen 1,2 Tonnen weniger CO2.

Die Akkufertigung erzeugt immer viel CO2

Mit dem Wandel hin zur Elektromobilität muss man auch die Fertigung der Batterie berücksichtigen, die in der Regel einen sehr großen CO2-Fußabdruck mitbringt. Sie sorgt für einen Anstieg der Emissionen, die es zu kompensieren gilt. Audi kontrolliert daher auch die Zulieferer ob ihrer Nachhaltigkeit und legt Standards für deren Umweltverträglichkeit fest. Werden diese nicht eingehalten, gibt es zunächst eine Rüge. Bei wiederholten Verstößen wird der Lieferant gewechselt, erklärt Marco Philippi, Leiter der Beschaffung bei Audi, das weitere Vorgehen.

Neben Energie ist auch Wasser ein Thema, vor allem, wenn in Regionen produziert wird, wo es wenig davon gibt. Das mexikanische Audi-Werk wurde deshalb zur ersten abwasserfreien Autofabrik: Hier bereitet ein Biomembran-Reaktor das Wasser durch biologische Klärung auf. Nach der Filtrierung kann es wieder in der Produktion verwendet werden. Dazu kommt das Thema Regionalität: In der Regel versucht Audi, seine Werke und Zulieferer nahe an den hauptmärkten zu platzieren – so auch in Mexico, wie uns auf Nachfrage erklärt wurde. Einziger Haken daran: Der Q5 ist sicher nicht das Hauptprodukt im mexikanischen Automarkt und geht von dort aus auch in die USA und nach Europa. Hier dürften wie in Györ die Lohnkosten wichtiger sein.

Lack wird nicht mehr gesprüht, sondern elektrosttisch aufgetragen

Doch bleiben wir bei flüssigen Stoffen: Lack sparen kann man, indem man den nicht mehr pneumatisch auf die Karosserie spritzt, sondern elektrostatisch aufträgt. Das verhindert den sonst üblichen „Overspray“, der eben nicht auf dem Blech landet, sondern auf der Lackierstraße verloren geht und aufwändig aus der Luft gefiltert werden muss. Auch das schont Ressourcen.

Für mehr Nachhaltigkeit sollen außerdem geschlossene Materialkreisläufe sorgen. Dabei werden Verschnittteile, wie sie beim Pressen von Aluminium entstehen, gesammelt und zurück zum Lieferanten befördert. Der braucht wiederum nur noch fünf Prozent des bei der Aluminiumerzeugung üblichen Energieaufwandes, um daraus wieder pressbare Bleche herzustellen. 350.000 Tonnen an CO2 können so vermieden werden.

Doch auch Kunststoff kann recycelt werden: Bisher werden Kunststoffe meist verbrannt. In Zusammenarbeit mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) soll jetzt ein Verfahren entwickelt werden, in dem aus dem Plastik auf chemischem Weg ein Pyrolyse-Öl gewonnen werden kann, das dann wieder zur Herstellung neuer Kunststoffe verwendbar ist.

Nach der Fertigung stehen Logistik und Transport an: Auch hier lässt sich CO2 reduzieren: Schon seit jeher setzt Audi für den Transport der fertigen Modelle auf den Schienenverkehr. Sogenannte „Grüne Züge“, bei denen die Bahn nachhaltig erzeugte Energie einsetzt, stellen den Lieferverkehr zwischen den Werken sicher. Den Transport von Teilen aus Neckarsulm übernehmen zudem zwei Lastwagen mit LNG-Gasantrieb (Liquefied Natural Gas), die bis zu 20 Prozent weniger CO2 und 85 Prozent weniger Stickoxid als herkömmlich motorisierte Nutzfahrzeuge ausstoßen. In Zukunft soll das flüssige Erdgas aus rein biologischer Basis gewonnen werden - damit stiege die CO2-Einsparung sogar auf 90 Prozent.

Ein weiteres Thema ist die Bodenversiegelung: So entsteht das neue Audi-Center für autonomes Fahren in Ingolstadt auf dem 45 Hektar großen Gelände einer ehemaligen Raffinerie. Statt das Alles einfach überzubetonieren, hat Audi die belasteten Böden durch Wäsche von Schadstoffen befreit. 15 Hektar werden renaturiert und bepflanzt. Das tut dringend Not, denn laut Audi werden allein Bayern jeden Tag Flächen versiegelt, die der Größe von 14 Fußballfeldern entsprechen.

Was bedeutet das?

Um eine Automobilproduktion CO2-neutral zu bekommen, bedarf es riesiger Anstrengungen. Doch genau das ist das Gebot der Stunde und für die Autoindustrie absolut unumgänglich. Indem Audi all die kleinen Punkte auflistet, die bisher exemplarisch in den einzelnen Werken stattfanden, bekommt man eine Idee davon, wo überall wie angesetzt werden muss.

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