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Apple und Hyundai prüfen Kooperation für Robo-Car: Ritterschlag für Seoul?

Kalifornier und Koreaner sondieren, inwieweit eine Kooperation für autonome Fahrzeuge Sinn ergibt. Aktienkurs des Autobauers schnellt hoch. Es wäre der Ritterschlag für Seoul, wo man nach Premium strebt.

Fährt wie von selbst: Hyundai startet derzeit die Kampagne für die neue E-Submarke Ioniq und will jetzt auch noch mit Apple über das autonome Fahren verhandeln. | Foto: Hyundai
Fährt wie von selbst: Hyundai startet derzeit die Kampagne für die neue E-Submarke Ioniq und will jetzt auch noch mit Apple über das autonome Fahren verhandeln. | Foto: Hyundai
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Johannes Reichel

Der koreanische Automobil- und Industriekonzern Hyundai und der kalifornische Technologiekonzern Apple haben offenbar Sondierungen über eine Kooperation für autonom fahrende Autos begonnen. Wie der Autobauer gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg mitteilte, befänden sich die Gespräche aber in einem frühen Stadium. Weitere Details wurden ebensowenig genannt. Dennoch beflügelte die Bestätigung den Aktienkurs der Koreaner, der zeitweilig um 24 Prozent zulegte und bis Handelsschluss einen Mehrwert von sechs Milliarden Euro realisierte.

Vor der Bestätigung hatte die koreanische Wirtschaftszeitung Korea Economic Daily im TV berichtet, dass Hyundai mit Apple für die Entwicklung eines selbstfahrenden Autos zusammenarbeiten wollen. Die Meldung ergänzt diverse Spekulationen um eine Wiederbelebung des sogenannten Apple Cars, die in den letzten Wochen aufgekommen waren.

Hochfliegend: Premiummarke Ioniq passt zu Premiummarke Apple

Der Autohersteller befindet sich derzeit in der Launchphase für seine neue, elektrische Submarke Ioniq. Die soll mehr ins Premium-Segment positioniert sein, die Modelle basieren auf einer dedizierten E-Autoplattform E-GMP mit 800-Volt-Schnellladearchitektur und wollen damit eher Tesla sowie den VW-Konzernmarken Porsche und Audi mit ihrer PPE-Plattform Konkurrenz machen. Die Leistungsspanne der bis zu fünf Meter langen Modelle soll hier bis 600 PS betragen, die Ladeleistung bis 250 kW, was das Laden von 80 Prozent Kapazität binnen 18 Minuten ermöglichen soll. Zudem soll bidirektionales Laden selbstverständlich sein. Bis 2025 sollen nach einer jüngsten Ankündigung elf von 23 neuen E-Fahrzeugen auf der E-GMP basieren, unter anderem übrigens wohl auch ein großformatigeres Crossover-Modell unter dem Kia-Label.

High-Tech aus Korea: E-GMP als Angriff auf Porsche und Audi

Weiteres Schlüsselelement sollen die superflachen, in enger Abstimmung mit den einheimischen Speicherspezialisten hergestellten Akkuzellen sein, die das komplette Batteriepaket unter dem Fahrzeugboden auf knapp 19 Zentimeter Höhe komprimieren. Zu einem späteren Zeitpunkt seien auch Feststoffakkus denkbar, gab Hyundai-Entwicklungschef Albert Biermann jüngst bei einer Präsentation der Plattform zu Protokoll. Die E-Motoren drehen hoch bis zu 20.000/min, was ein Getriebe erspart. Daneben bleiben die volkstümlicheren, aber auch preiswerteren E-Fahrzeuge der Marken Hyundai und Kia auf den aktuellen Multiantriebsplattformen. Hier wie dort will der Hersteller mit einer langen Garantie von fünf Jahren aufs Gesamtfahrzeug punkten, die man als USP der Marke sieht.

Zudem hatte Hyundai jüngst auch eine weitgehende Kooperation mit dem Grafikprozessorspezialisten NVDIA zum Thema vernetztes Fahren und Konnektivität bekanntgegeben. Diese umfasst auch eine Einbindung diverser Sensoren für das autonome Fahren. Ebenso ins Bild fügt sich schließlich auch die Übernahme des Roboterherstellers Boston Dynamics, der wichtiges Know-How einbringt.

Was bedeutet das?

Auf den ersten Blick hätte für Apple natürlich eine kalifornisch-kalifornische Kooperation nahe gelegen: Apple und Tesla, da meint man, wüchse zusammen, was in dem jeweiligen Bereich zusammengehört. Aber auf den zweiten Blick passt das gar nicht mal so gut. Denn während Apple anerkanntermaßen als hochqualitatives Premium-Produkt unter den Handys wahrgenommen wird, gilt das für Tesla, deren Modelle noch immer mit der Verarbeitung und Anmutung kämpfen und nicht gerade als Qualitätsführer reüssieren, nur bedingt. Von einer Fünfjahres-Garantie aufs Gesamtfahrzeug können Tesla-Fahrer jedenfalls nur träumen. Antriebs- und Konnektivitätstechnologie und auch Handling und Performance sind hier natürlich schon top, der Rest (noch) nicht wirklich. Fest steht, dass Hyundai hochwertigere Autos baut. Und mit der E-GMP-Plattform auch technologisch zu Tesla aufschließen will.

Das ist Grund genug für den Tech-Konzern aus dem Silicon Valley, über den kalifornischen Tellerrand hinauszuschauen und eine Zusammenarbeit mit Korea zumindest zu prüfen. Für die Koreaner wäre es definitiv der Ritterschlag, käme sie zustande. Und für die deutschen Hersteller ist die Ansage von Hyundai ein deutliches Warnsignal, sich nicht zu sehr auf Tesla als Konkurrenten zu fokussieren. Die "Gefahr" oder vielmehr die noch größere Herausforderung im Gesamtpackage aus Elektrifizierung und Digitalisierung im Fahrzeug dräut im fernen Osten. Bald wird man sehen, was hier Sache ist.

 

 

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