Appell an Verkehrsminister-Konferenz: Mehr Geld für ÖPNV unerlässlich
Das Bündnis „ÖPNV braucht Zukunft“ hat vor dem Hintergrund der aktuell laufenden Verkehrsministerkonferenz klare Entscheidungen gefordert, um die überfällige Mobilitätswende einzuleiten.
„Wenn wir dem Klimawandel entgegenwirken wollen, müssen wir auf nachhaltige Mobilität umstellen – und das geht nur, wenn der Bus- und Bahnverkehr endlich modernisiert, ausgebaut und attraktiver gemacht wird“, erklärte das Bündnis, dem Gewerkschaften, Umweltverbände und zivilgesellschaftliche Gruppen angehören.
Dazu gehöre auch, dass sich Bund und Länder auf eine Nachfolge für das 9-Euro-Ticket einigen. Das Bündnis fordert ein ÖPNV-Angebot, das soziale und ökologische Mobilität für alle ermöglicht. Bezahlbare und einfache Tickets sieht es als wichtigen Baustein, der allein jedoch nicht ausreiche. Nur mit hohen und dauerhaften Investitionen in Erhalt und Ausbau der Infrastruktur, Barrierefreiheit, Personal und Fahrzeuge könne das Angebot so ausgeweitet werden, dass es die Mobilitätswende voranbringen kann. Dafür müssten Bund und Länder jetzt das Geld bereitstellen. Das Bündnis geht von einem zusätzlichen Bedarf von 15 Milliarden Euro pro Jahr aus, um die Zahl der Fahrgäste bis 2030 zu verdoppeln.
Hohe Energiepreise bringen ÖPNV in Schieflage
Wegen der hohen Energie- und Rohstoffpreise sei die Lage des ÖPNVs aktuell angespannt. Zudem führe eine marode Infrastruktur zu Verspätungen und Ausfällen. Zentral ist aber der Mangel an Personal: Den Verkehrsunternehmen fällt es immer schwerer, freie Stellen neu zu besetzen, gleichzeitig steigen die Krankenstände. Schon heute fehlten bundesweit tausende Fahrerinnen und Fahrer. Zu wenige wollen die weiter steigenden Arbeitsbelastungen für einen vergleichsweise geringen Lohn übernehmen, konstatiert das Bündnis. Die Folge dieser Missstände sei, dass vielerorts bereits Fahrpläne ausgedünnt und ganze Linien eingestellt wurden.
Deshalb fordert das Bündnis von Bund und Ländern, noch in diesem Jahr zusätzliche Mittel für die Finanzierung des ÖPNV und für bessere Arbeitsbedingungen bereitzustellen. Für die Mobilitätswende müsse der ÖPNV attraktiver werden, so das Bündnis. Das zeige auch die positive Bewertung der Fahrgäste, die den öffentlichen Personennahverkehr mit dem 9-Euro-Ticket verstärkt genutzt hätten: Je günstiger, einfacher und einheitlicher ein Nahverkehrsticket, desto mehr Schwung komme in die Mobilitätswende. Ohne einen Ausbau von Bus und Bahn und ohne Investitionen ins Personal sei das jedoch nicht machbar.
Zum Bündnis „ÖPNV braucht Zukunft“ gehören: attac, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) e. V., Changing Cities e.V., Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), NaturFreunde Deutschlands, VCD Verkehrsclub Deutschland e. V. und ver.di – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft.
Greenpeace legt Kalkulation vor, wie sich 29-Euro-Ticket rechnet
Unterdessen hat die Umwelt-NGO Greenpeace eine eigene Berechnung vorgelegt, wie sich ein 29-Euro-Ticket rechnen könnte. Die Auswertung des 9-Euro-Experiments habe drei Dinge gezeigt:
- Um mehr Menschen für den ÖPNV zu begeistern, ist der Preis ein entscheidender Faktor.
- Wird der dichte Wald regionaler Tarifzonen und kommunaler Ticketvarianten gelichtet, steigen mehr Menschen in Bus und Bahn.
- Damit mehr Menschen in den Genuss eines einfachen und günstigen Klimatickets kommen, muss das Angebot weiter ausgebaut werden.
Derzeit drehe sich die Debatte hauptsächlich um den Preis. Dabei wird oft unterstellt, ein günstiges Ticket sei unbezahlbar. Doch das stimmt nach dem Dafürhalten von Greenpeace nicht. Welche überraschenden Ergebnisse sich zeigen, wenn auch der andere zentrale Faktor -die Absatzzahl -berücksichtigt wird, zeigt eine neue Berechnung. Ein Ticket für maximal 29 Euro pro Monat, wie es Greenpeace und andere fordern, ist demnach für den Staat maximal so teuer wie das diskutierte 49-Euro-Ticket, vermutlich kostet das günstigere Ticket den Staat sogar weniger. Das liegt daran, dass ein bezahlbares 29-Euro-Ticket laut Umfragen von doppelt so vielen Menschen gekauft werden würde, wie ein 49-Euro-Ticket. Die möglichen Einnahmen eines 29-Euro-Tickets addieren sich somit auf 8,6 Milliarden Euro –1,4 Milliarden Euro mehr als bei einem 49-Euro-Ticket. Den Einwand, viele neue Besitzer:innen eines solchen ÖPNV-Abos kaufen schließlich keine Einzel-oder Tagestickets mehr, habe die Greenpeace-Kalkulation berücksichtigt.
"Selbst wenn die Einzelticketverkäufe bei einem 29-Euro-Ticket um zwei Drittel einbrechen sollten, was pessimistisch gerechnet ist, lässt sich das Ticket mit dem diskutierten Bund-Länder-Beitrag von jeweils 1,5 Milliarden Euro finanzieren", prognostiziert Greenpeace.
Weniger offensichtlich, aber gleichfalls entscheidend für die Zukunft des Klimatickets ist aus Sicht von Greenpeace, in welcher Form ein ÖPNV-Ticket Haushalte entlasten könne, die derzeit unter hohen Teuerungsraten ächzten. Während eine Familie mit zwei Kindern im Vergleich zur Autonutzung durch ein Klimaticket um bis zu 220 Euro monatlich entlastet wird, sind es beim 49-Euro-und 69-Euro-Tickets nur maximal 150 bzw. 70 Euro Entlastungswirkung. Selbst wenn jede zweite längere Strecke mit dem Fernverkehr und einer Bahncard 50 zurückgelegt wird, sparten die untersuchten Haushalte mit einem Klimaticket jeden Monat Geld, verglichen damit, alle Wege mit dem eigenen Auto zurückzulegen.
Die Bilanz des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) zum 9-Euro-Ticket habe nicht nur das große Kundenpotenzial eines günstigen ÖPNV-Tickets offenbart, sondern auch einen substanziellen Beitrag zum Klimaschutz errechnet - bis zu 7,2 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr.
„Ein dauerhaftes Klimaticket bietet Antworten auf gleich zwei drängende Probleme: Es entlastet die von der Energiekrise getroffenen Haushalte spürbar und es bringt den Klimaschutz im Verkehr endlich voran“, meint Greenpeace-Verkehrsexpertin Marissa Reiserer.
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