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Meinungsbeitrag

Allianz Renault-Nissan-Mitsubishi: Das große Vertschüssen!

Die neue Verkaufsstruktur der Allianz mit Schwerpunktregionen schwächt alle drei Marken, statt sie zu stärken.

Als Vehicle-to-grid-Elektropickup hätte der L200 großes Potenzial gehabt. Stattdessen gibt es ein Pritschen-Dachzelt. | Foto: Mitsubishi Motors
Als Vehicle-to-grid-Elektropickup hätte der L200 großes Potenzial gehabt. Stattdessen gibt es ein Pritschen-Dachzelt. | Foto: Mitsubishi Motors
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Gregor Soller

Carlos Goshn mag als Führer der Allianz Renault-Nissan-Mitsubishi zum Schluss umstritten gewesen sein, aber immerhin hielt er sie zusammen und brachte sie voran. Jetzt steht sie vor einem Scherbenhaufen mit einem tollen Plan: Jeder fokussiert sich auf die Region, wo er am stärksten ist und am meisten Geld verdienen kann. Soweit, so gut. Doch in Summe wird es nur Verlierer geben, denn: Viele Marken sind in vielen Regionen stark und treten als veritable Konkurrenten auf, auch wenn sich die Produkte teils kaum unterscheiden und ein Dacia Duster je nach Markt schon auch mal als Renault oder Nissan verkauft wird – was nicht unbedingt zur Markenbildung beiträgt.

Womit wir schon beim Stichpunkt wären: Für was stehen Renault, Nissan und Mitsubishi? Nach den letzten Kahlschlägen vor allem der Japaner in Europa für äääääh? Ja was eigentlich? Billigere, aber nicht billige Alternativen zum VW-Konzern (ohne Edelmarken)? Französisches Flair und E-Mobilität bei Renault oder Allradkompetenz bei Mitsubishi? Naja, irgendwie, aber irgendwie auch nicht, weshalb man jetzt beschloss, dass Mitsubishi sich doch gleich mal nach Süostasien und Ozeanien konzentrieren soll, wo es auch keine großen Margen gibt und alle nur auf die Marke mit den Diamanten gewartet haben, weil sie nie Nissan und Renault wollten! Weshalb alle Nissan- und Renault-Kunden dort sicher sofort Mitsubishi kaufen…was für eine krude Annahme! Weshalb Mitsubishi in Europa vorerst keine neuen Modelle mehr bringen wird. Was einem Tod auf Raten gleichkommt!

Die Mitsubishi-Kunden werden nicht automatisch zu Nissan- oder Renault-Kunden

Denn die Mitsubishi-Kunden werden nicht in Scharen die Nissan- und Renault-Händler stürmen, weil ganz viele von ihnen das überdurchschnittlich gut organisierte Händlernetz schätzen, dass selbst dieses ausgedünnte Diamantenprogramm noch besser verkauft als so manche Organisation anderer japanischer Marken! So konnten die engagierten Mitsubishi-Händler in der Corona-Krise zeitweise gar mehr Space Star an Privatkunden bring als VW das beim Topseller Golf gelang!

Und diese engagierten Händler dürfen jetzt für die völlig verpatzte Markenpolitik von Mitsubishi bluten, die tatsächlich nur einzelne Blüten, aber keine blühenden Landschaften mehr hervorbringt, dabei war das Potenzial da: Mit dem Pajero hätte man einen kernigen Geländewagen gehabt, der in der aktuellsten Version elektrifiziert genau zwischen den kultigen Suzuki Jimny und den viel zu teuren Land Rover Defender und den noch teureren Mercedes-Benz G gepasst hätte. Machen jetzt stattdessen Jeep mit dem Wrangler und Ford mit dem neuen Retro-Broncho. Den L200 hätte man als Stromer Vehicle.to.Grid-fähig machen können und hätte DEN Pickup für Stromunternehmen und das Outback gehabt – macht stattdessen die Amazon-Tochter Rivian. Und weil wir gerade so kernig unterwegs sind, hätte man mit Colt und/oder Lancer weiter Rallyes fahren können und hätte das sportlich-schrotige Image weiter gepflegt. Das Ganze dann ergänzt um den saubilligen und guten Thailänder Space Star plus Outlander plus Eclipse Cross und schon hätte man irgendwie ein Image und eine solide Modellplattform gehabt. Stattdessen lässt man die engagierte Händlerschaft im Regen stehen.

P.S. Genau die schaffte es auch in meinem privaten Bekannten- und Verwandtenkreis, überdurchschnittlich viele Mitsubishi-Kunden zu gewinnen - die allerdings suchten in der Regel "irgendein billiges und zuverlässiges Auto." und werden ihrem Händler dereinst, wenn er eine andere (zuverlässige) Marke anbietet, eben diese abkaufen.

Denn das derzeitige Modellprogramm wird man schon in wenigen Jahren allenfalls noch über den Preis verkaufen können. Und dann haben die Themen Vehicle-to-grid, Plug-in-Hybrid und Offroadkompetenz längst andere besetzt. Ersteres hat auch Nissan auf dem Schirm, aber auch hier mahlen die Mühlen aktuell (zu) langsam, den Rest? Findet man nicht bei Renault oder Nissan. Dass die Kapazitäten runter müssen und die Modellflut auch bei BMW oder Daimler zusammengestrichen wird, steht außer Frage – doch nie käme man auf den Gedanken, sich regional zu fokussieren und ganze Regionen komplett aufzugeben – never change a running System! Bei der Allianz Renault-Nissan-Mitsubishi geschieht gerade genau das!

Was bedeutet das?

Die Allianz Renault-Nissan-Mitsubishi versucht, sich gesundzuschrumpfen. Mit fatalen Folgen, in Europa vor allem für Mitsubishi: Man gibt ganze Regionen auf und will so profitabler werden. Doch verlorene Märkte bleiben verloren und eine Rückkehr ist heute fast unbezahlbar – zumal trotz Corona zahlreiche Start-ups vor der Tür stehen, die verlassenen Händler und Marktsegmente zu übernehmen.

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