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Alfa Romeo Tonale: Der Digitale

Alfas erstes Kompakt-SUV sieht wieder gut aus und geht vor allem bei der Digitalisierung große Schritte voran. Und wird als Plug-in-Hybrid der erste Alfa mit Stecker - endlich

Mit dem Tonale steigt Alfa ins Segment der Kompakt-SUV ein. | Foto: Alfa Romeo
Mit dem Tonale steigt Alfa ins Segment der Kompakt-SUV ein. | Foto: Alfa Romeo
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Gregor Soller

Die Nacharbeit hat sich gelohnt: Eigentlich hätte der Tonale schon 2021 auf den Markt kommen sollen, doch Alfa-Boss Jean-Phillipe Imparato blies die Premiere kurzerhand ab, um massiv nachzubessern, denn: Der Tonale basiert auf der mittlerweile seit 2005 eingeführten, gut abgehangen Ex-FCA-Plattform "Small Wide" (oder SCCS- für Small Common Components and Systems) auf der auch der Fiat 500 X und der Jeep Compass/Renegade stehen. Alles Autos, die okay sind, aber technisch keine Maßstäbe mehr setzen. Der Tonale wurde jetzt länger, breiter und flacher, erhielt kräftigere Antriebe und einen großen Nachschlag bei der Digitalisierung.

Wie einst der 159: Drei Leuchten und das Werk, in dem der Tonale gebaut wird

Mit 4,53 Meter Länge und 1,60 Meter Höhe baut der Tonale dezent länger und flacher als der VW Tiguan. Trotzdem bleibt auch im Fond genug Platz, zumal er mit 2,63 Metern Radstand punktet. Der Kofferraum geht mit glatt 500 Litern in Ordnung – eine verschiebbare Rückbank oder 40:20:40 geteilte Sitze überlässt man anderen. Optisch blieb man den tubenartigen Instrumentenhöhlen bei Giulia, 156, 159 und Co. – vom Zagato und 159 stammt auch das Thema mit den drei Scheinwerfereinheiten, die Alfa schlauerweise als neues (altes) Stilmerkmal zurückgebracht hat. Alfisti werden sich also im Tonale sofort zu Hause fühlen – zumal man optisch nahe an der 2019er-Studie bleiben konnte. Gebaut wird der Tonale wie einst der 159 in Pomigliano d'Arco in der Nähe von Neapel.

Die Motoren: Ein Diesel, zwei Mildhybride und ein Plug-in-Topmodell

Motorisch sind bis auf den 1,6-Liter-JTD mit 130 PS alle Versionen zumindest mild hybridisiert. Zum Marktstart stehen zwei 48-Volt-Mildhybride mit 130 und 160 PS bereit. Beide kombinieren den 1,5-Liter-Benziner mit einer 15-kW-E-Maschine und 48-Volt-System. Ganz langsame Anfahr- und Parkmanöver können die Basisbenziner dann kurz auch mal rein elektrisch - geladen wird per Rekuperation. Topmodell wird der etwas später folgende Plug-in-Hybrid mit 275 PS, dazu den 1,3-Liter-Benziner mit einer 90 kW starken E-Maschine an der Hinterachse zusammenspannt. Im Stadtverkehr sollen dank 15,5-kWh-Akku bis zu 80 rein elektrische Kilometer drin sein, kombiniert immerhin noch 60 Kilometer. Hier hat Alfa nochmal nachgelegt, weshalb sich der Tonale „verspätete“. Zum Vergleich: Die Jeeps bieten 240 PS Systemleistung und einen 12-kWh-Akku – und fühlen sich in der Praxis gar nicht so kräftig an wie auf dem Papier. Für eine komplette Aufladung per 7,4-kW-Ladegerät sollen zweieinhalb Stunden genügen. Manuelle Getriebe gibt es gar keine mehr: Der Diesel portioniert seine Power über einen Sechsgang-Doppelkuppler, die mild elektrifizierten Modelle arbeiten mit einem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe und der Plug-in-Hybrid kommt mit einer sechsstufigen Wandlerautomatik. Nur er hat Allrad, sonst sind alle Tonale Fronttriebler.

Große Schritte bei der Digitalisierung

Eine neue Welt will Alfa Romeo in der Digitalisierung beschreiten – wofür die Marke bisher eher nicht bekannt war: Das soll mit einem individualisierbaren virtuellen 12,3-Zoll-Cockpit, dass grundsätzlich die klassische Giulia-und Berlina-Grafik der späten 1960er und frühen 1970er-Jahre zitiert und den Sprachassistenten Amazon Alexa samt umfangreicher Connectivity-Funktionen gelingen. Dank der Anbindung ans 4G-Netz soll das Infotainment auf Android-Basis die Verkehrsdaten in Echtzeit empfangen und sich natürlich "over the air" updaten lassen. Auch die Sprachauffassung dürfte einen großen Schritt weitergegangen sein. Dazu kommt ein 10,25-Zoll-Zentralscreen, in den auch Alfa (leider) viele Funktionen verlegt hat. Praktisch ist auf jeden Fall das optionale 360-Grad-Kamerasystem, Parken kann der Tonale auch automatisch.

Weltneuheit: Das digitale Service-Scheckheft 

Außerdem gönnte sich Alfa sogar eine kleine digitale Weltneuheit: Willigen Besitzer oder Eigentümer ein, wird die komplette Fahrzeughistorie als NFT (Non-Fungible Token) via Blockchain digital und angeblich fälschungssicher hinterlegt. Die Dokumentation kann dann als digitales Zertifikat abgerufen werden, wovon sich Alfa Romeo auch bessere Wiederverkaufswerte verspricht, vor allem, wenn das Auto dann einmal in Dritt- oder Viertbesitz geht. Außerdem kann man ihn als Postbox nutzen: Über den "Secure Delivery Service" kann man Kurierdiensten elektronisch die Erlaubnis zum Öffnen und Ablegen einer Lieferung erteilen und das nicht nur im Kofferraum, sondern überall im Fahrzeug. Bestellbar soll er noch im ersten Quartal sein, geliefert wird ab Juni 2022. Die Preise dürften bei rund 30.000 Euro starten, während der Plug-in eher Richtung 50.000 Euro tendieren dürfte.

Was bedeutet das?

Das Warten hat sich gelohnt! Alfa hat aus der Basis das Maximum herausgeholt, wenngleich ein rein elektrisches Modell noch netter gewesen wäre. Doch hier hat die Zeit Alfa etwas überholt, zumal Giulia und Stelvio bei weitem nicht die Stückzahlen erreicht haben, die Alfa Romeo so dringend gebraucht hätte. Entsprechend dürfte der Tonale den Alfa-Absatz 2022 verdoppeln – zumal er Vernunft und Alfa-Eigenheiten elegant verbindet. So bleibt es Alfa zu wünschen, dass die Absatzzahlen des Tonale genügen, um der Marke wieder den nötigen Rückenwind zu geben.

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