Werbung
Werbung

Agora-Analyse: E-Autos schon heute günstiger als Verbrenner

Auf Basis der ADAC-Datenbank hat der Think-Tank 8.000 Modelle kostenmäßig unter die Lupe genommen und Elektro- mit Verbrenner-Modellen verglichen. Eindeutiges Fazit: Man fährt schon heute günstiger, dank Prämie. Und: In der Oberklasse rechnet es sich auch ohne Prämie. Gewerbliche Flotten besonders wichtig.

Lohnen sich längst: Speziell Modelle der Oberklasse stellen auch ohne Prämie Verbrenner kostenseitig in den Schatten. | Foto: Apcoa
Lohnen sich längst: Speziell Modelle der Oberklasse stellen auch ohne Prämie Verbrenner kostenseitig in den Schatten. | Foto: Apcoa
Werbung
Werbung
Johannes Reichel

Der Berliner Think Tank Agora Verkehrswende hat die Gesamtkosten für Verbraucher*innen bei Elektroautos im Vergleich zu Verbrennerfahrzeugen detailliert analysiert und dafür die online verfügbaren Daten aus dem Autokostenrechner des ADAC ausgewertet. Die Datenbank erfasst alle über 8.000 derzeit in Deutschland erhältlichen Modelle. Damit gebe die Analyse einen sehr robusten Zwischenstand zur Wirtschaftlichkeit der Elektromobilität auf dem deutschen Automarkt, wirbt die Denkfabrik. Es werde auch im Ansatz deutlcih, wie die von der Politik ergriffenen Maßnahmen wirkten und wie diese weiterentwickelt werden könnten, um die gewollte Marktentwicklung zu unterstützen, formulieren die Studienautoren weiter. Wichtig sei vor allem die grundsätzliche Erkenntnis, dass Elektroautos in vielen Fällen bereits heute auch finanziell eine attraktive Alternative bieten. Dies gelte im Falle höherwertiger Fahrzeuge sogar ohne Elektroprämie. In den unteren Klassen fahren Stromer auch dank der Umweltprämie bereits heute günstiger als Verbrenner.

"Dank der derzeitigen Kaufprämien sind Elektroautos bereits jetzt eine wirtschaftliche Alternative zu Verbrennern, sowohl was Anschaffung als auch Gesamtkosten angeht", bilanzieren die Agora-Analysten.

Besonders vorteilhaft seien derzeit Elektroautos der oberen Marktsegmente, während Plug-in-Hybride tendenziell teurer sind. Dabei machten die Batteriekosten, die als Teil des Anschaffungspreises in der Rubrik Wertverlust enthalten sind, einen signifikanten Anteil an den Gesamtkosten aus. Sie seien jedoch geringer als die derzeitigen Fördersummen und auch geringer als die Kostenunterschiede zu Verbrennern. Deutlich geringere Batteriekosten allein würden deshalb Förderprämien nicht überflüssig machen. Die Empfehlung daher: Die Kaufprämie, die im Laufe des vergangenen Jahres in Deutschland zu großen Absatzsteigerungen bei Elektroautos geführt hat, sollte bis auf Weiteres beibehalten werden – selbst bei sinkenden Batteriekosten.

"Um ohne Förderung flottenweit konkurrenzfähig zu werden, müssen die Preise von Elektroautos in den kommenden Jahren insgesamt weiter fallen, nicht nur die Preise der Batterien. Die Chancen dafür stehen gut, weil der Markt wächst und die Stückzahlen steigen und weil einige der verbauten Technologien im Zuge ihrer weiteren Entwicklung deutlich günstiger werden können", urteilen die Analysten.

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:

  1. Reine Elektroautos sind bei den Gesamtkosten mit den staatlich gewährten Vergünstigungen bereits eine wirtschaftliche Alternative zum Verbrenner. Zu den Gesamtkosten gehören vor allem der Wertverlust, die Energie, Steuern und Versicherungen sowie die Wartung. Ein mittleres Benziner-Modell der Golfklasse verursacht zum Beispiel in den fünf Jahren nach der Anschaffung als Neuwagen Kosten von gut 42.000 Euro, während ein vergleichbares Elektromodell inklusive Kaufprämie im Mittel nur mit gut 40.000 Euro zu Buche schlägt. Elektroautos sind mittlerweile in allen Fahrzeugklassen verfügbar. → Um die Gesamtkosten als Kriterium bei der Kaufentscheidung hervorzuheben, sollten im Rahmen der Reform der Energieeffizienzkennzeichnungsverordnung die Gesamtkosten kumuliert über die Haltedauer prominent dargestellt werden.
  2. Die Anschaffungspreise für batterieelektrische Fahrzeuge sind dank der Kaufprämien inzwischen insgesamt vergleichbar mit denen für Verbrenner. Die meisten Benziner kosten in der Anschaffung zwischen 29.000 und 53.000 Euro; Elektroautos liegen mit Umweltbonus und Innovationsprämie zwischen 30.000 und 58.000 Euro. → Da der Preis für Kaufinteressierte der konkreteste und hervorstechendste Kostenfaktor ist, sollten Kaufprämien für emissionsfreie Fahrzeuge vorerst beibehalten und erst mit fortschreitender posi- tiver Kostenentwicklung der Elektroautos im Vergleich zu Verbrennern abgeschmolzen werden.
  3. In großen Fahrzeugklassen sind reine Elektroautos bereits ohne Kaufprämien günstiger als Verbrenner – sowohl im Kaufpreis als auch bei den Gesamtkosten. In der E-Klasse bringt ein Benziner über die ersten fünf Jahre im Mittel um die 77.000 Euro Gesamtkosten mit sich, während ein Elek- troauto derselben Klasse im Mittel schon für 71.000 Euro zu haben ist. Kaufprämien spielen dabei meist keine Rolle, weil nur Fahrzeuge mit einem Kaufpreis unter 65.000 Euro förderberechtigt sind. In der Golfklasse und kleineren Fahrzeugklassen sind Elektroautos dagegen ohne Förderung deutlich teurer als vergleichbare Verbrenner. → Um Elektroautos auch für Kaufinteressierte mit kleinem Budget verfügbar zu machen, sollten Fördermaßnahmen zielgerichtet mittlere und kleine Modelle unterstützen. In den oberen Preis- segmenten könnten die Kaufprämien dagegen bereits heute reduziert werden.
  4. Plug-in-Hybride sind im Mittel der Gesamtkosten die teuerste Option. Die Gesamtkosten für fünf Jahre Erstbesitz betragen bei Plug-in-Hybriden im Mittel ungefördert über 61.000 Euro, verglichen mit rund 57.000 Euro für Diesel oder ungeförderte Elektroautos. Inklusive Kaufprämien betragen die mittleren Gesamtkosten knapp 58.000 Euro für Plug-in-Hybride oder 51.000 Euro für Elektroautos. Hinzu kommt, dass ihre Emissionsbilanz stark vom Nutzungsverhalten abhängt. → Um die Klimaschutzwirkung von Fördermitteln zu gewährleisten, sollte der Gesetzgeber deren Vergabe bei Plug-in-Hybriden an den elektrischen Fahranteil binden: Förderungswürdig sind nur Fahrzeuge, die überwiegend elektrisch genutzt werden. Staatliche Fördermaßnahmen für Elektromobilität sollten in Zukunft auch auf den Gebraucht- wagenmarkt abzielen. Die vorliegende Analyse bezieht sich nur auf Neuwagen, weil mit ihnen die Elektrifizierung der Fahrzeugflotte beginnt.
  5. Gewerbliche Flotten sind dabei aufgrund des hohen Anteils am Neuwagenmarkt (etwa 64 Prozent) besonders wichtig, um Elektrofahrzeuge in den Umlauf zu bringen. Weitere Anreize sind notwendig, um auch auf dem Gebrauchtwagenmarkt die Elektromobilität zu unterstützen. → Neben Kaufprämien für batterieelektrische Gebrauchtwagen könnte der Staat bei den Nutzungs- kosten ansetzen, zum Beispiel durch eine am CO2-Ausstoß orientierte Bepreisung und Besteue- rung von Energieträgern. Je günstiger Strom im Vergleich zu Benzin und Diesel wird, desto mehr wird die Nachfrage nach Elektroautos auch auf dem Gebrauchtwagenmarkt steigen.

 

Werbung
Werbung