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ADAC-Ecotest: VW-Stromer fahren vor - Volvo enttäuscht

Ausgerechnet der Hauptschuldige im Dieselskandal, Volkswagen, setzt sich mit seinen Elektrofahrzeugen an die Spitze des renommierten Emissionsrankings. Bei Premiummarken schwächelt vor allem Volvo und beweist: Euro 6dTemp allein genügt nicht.

Mit gutem Beispiel voran: Der viel gescholtene VW-Konzern setzt sich bereits vor Start der eigentlichen Elektro-Baureihe an die Spitze des ADAC-Rankings - mit "Normal-Stromern" wie e-Golf und e-Up. | Foto: ADAC
Mit gutem Beispiel voran: Der viel gescholtene VW-Konzern setzt sich bereits vor Start der eigentlichen Elektro-Baureihe an die Spitze des ADAC-Rankings - mit "Normal-Stromern" wie e-Golf und e-Up. | Foto: ADAC
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Johannes Reichel

Der Automobilclub ADAC hat jetzt sein jüngstes Ranking zum Ecotest veröffentlicht, das im Jahr 2018 109 Fahrzeuge umfasste. Dabei wurden die Modelle auf Abgasausstoß und Verbrauch im Realverkehr in einem aufwändigen Test-Prozedere überprüft. Als sauberste Modelle rangierten fünf Elektroautos an der Spitze der Liste. Das ist auch insofern nicht ganz selbstverständlich, als der ADAC bei der CO2-Wertung den deutschen Strommix ansetzte, der noch immer ordentlich kohlelastig ist (579 g/kWh). Bei den Verbrennern wurde im Gegenzug die Energie für die Spritherstellung berücksichtigt. Generell nicht erfasst wird allerdings die Herstellung der Fahrzeuge, was wiederum ein Vorteil für die Stromer sein könnte wegen des hohen Energieeinsatzes bei der Akkuherstellung.

Ganz nach vorn fuhr in diesem plausiblem Setting jedenfalls der e-Golf von VW, dicht gefolgt vom VW e-up!. Auf den dritten Platz kam der BMW i3s, den vierten der Smart fortwo coupé EQ und an fünfter Stelle landete der Hyundai Kona Elektro, der Nissan Leaf fährt auf Platz 7 auch weit vor. Sie alle erhielten fünf von fünf möglichen Bewertungssternen. Sauberstes Auto mit Verbrennungsmotor (Erdgas) war bei den ADAC-Messungen der Fiat Panda 0.9 8V Twinair Natural Power mit ebenfalls fünf Sternen.

Zwei Erdgasautos in den Top 10, gefolgt von Tesla X

Mit Platz zehn schafft es in Gestalt des Opel Astra CNG ein weiteres Erdgasauto in die Top Ten. Bei den Schadstoffen top, aber nicht ganz beim Verbrauch (CO2) sind Toyota Yaris Hybrid (Platz 8) sowie Hyundai Nexo (Platz 9). Der wuchtige Elektro-SUV Tesla X lässt beim Verbrauch Federn und fährt auf Platz 11 nur einen Wimpernschlag besser als ein schnöder VW Caddy Maxi TGI mit Erdgasmotor, dem ausgerechnet ein Spaßmobil wie der VW up! GTI im Nacken sitzt. Kuriosum: Der kleine Sportler ist überhaupt das beste konventionelle Verbrennerfahrzeug im Ranking, vor dem Kia Ceed 1,6 CRDI (Platz 16) und Skoda Fabia 1,0 TSI (Platz 17). Tröstlich für E-Pionier Tesla dürfte sein, dass man zumindest im ADAC-Test besser lag als die neu erwachte Konkurrenz von Jaguar mit ihrem I-Pace, der auf Platz 15 fuhr, knapp hinter dem Hybriden Lexus CT 200h. Bester Flotten-Klassiker war der Mercedes C-Klasse 220d 9GTronic auf Rang 19. Der Erzrivale BMW fuhr bei den konventionellen Modellen mit dem 218d Active Tourer auf Platz 24 über die Test-Linie. Ansonsten fällt auf, dass sich VW schwer tut sich nur noch mit zwei Benzinern im oberen Drittel einsortieren kann, dem T-Roc 1,5 TSI ACT (Platz 33) sowie dem Golf Sportsvan 1,5 TSI ACT (Platz 37). Erster VW-Diesel in der Liste ist der T-Roc 2,0 TDI 4Motion auf einem späten Platz 72.

Die ambitionierte Marke Volvo enttäuscht

Tendenziell enttäuschend sind die Ergebnisse für die ambitionierten Avantgardisten von Volvo, deren erfolgreiche SUV-Modelle sich im hinteren Drittel versammeln, ein XC60 etwa auf Platz 84, ein XC 40 D4 sowie T5 erst auf Rang 95 und 96. Bester Volvo ist ein vernünftiger V60 D3 auf Rang 27, ihr bester SUV der XC40 T3 auf Platz 71 - kein Ruhmesblatt für einen selbsternannten Anbieter "nachhaltiger Premium-Mobilität". Die Modelle schwächeln dabei sowohl bei den Luftschadstoffen, speziell die durstigen Benziner auch beim Verbrauch. Der ADAC kritisiert zudem etwa am Beispiel des Volvo V90 D4 AWD (Platz 90), dass trotz formal bester Euro 6dTemp-Einstufung der Schadstoffausstoß zu hoch ist, weil das System schlecht abgestimmt sei.

Am unteren Ende der Skala lagen mit jeweils einem von fünf Sternen im vergangenen Jahr der Chevrolet Camaro Coupé 6.2 V8 Automatik, der Jeep Compass 1.4 Multiair 140, der Fiat 500X 1.4 MultiAir Start&Stopp 4x2 DCT, der Kia Sorento 2.2 CRDi AWD Automatik und der SsangYong Rexton 2.2 Diesel 4WD Automatik.

Auch im realen Betrieb müssen die Autos sauber sein

2018 hat der Club erstmals Fahrzeuge getestet, die die ab September 2019 verpflichtende Abgasnorm Euro 6d-TEMP schon heute erfüllen. Diese müssen nicht mehr nur den Labor-Grenzwert erfüllen, sondern ihren Schadstoffausstoß auch im realen Betrieb auf der Straße nachweisen. Die Auswertung für 2018 zeige, dass Euro 6d-TEMP ein Schritt in die richtige Richtung sei, resümiert der Club.

"Obwohl es hier auch Ausnahmen gibt, weisen die meisten neuen Diesel vorbildliche Schadstoffwerte auf. Aber auch Hybrid- und Erdgasfahrzeuge mit der Abgasnorm Euro 6b konnten in der Umweltwertung glänzen, weil sie wenig Schadstoffe und wenig klimaschädliches CO2 ausstoßen."

Es gebe aber auch Ausnahmen bei den neuesten Diesel-Modellen. Beim Hyundai Santa Fe 2.2 CRDI etwa steige der NOx-Ausstoß trotz 6d-TEMP und einer ganzen Reihe von Abgasreinigungsmaßnahmen ausgerechnet im niedrigen Lastbereich stark an. Hier fehle es an der Feinabstimmung, urteilen die Tester. Und fügen zudem hinzu:

Wenn eine gute Schadstoffbilanz mit einem hohen CO2-Ausstoß erkauft wird, ist vielleicht den Anwohnern am Stuttgarter Neckartor geholfen, nicht aber dem Klima.

Diese Problematik betreffe meist große SUV wie den VW Touareg 3.0 TDI oder den BMW X4 xDrive 30i. Hier sollte sich der Autokäufer fragen, ob es vielleicht auch eine Nummer kleiner tue, empfiehlt der Club.

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