Abgasnormen: Autoindustrie will Grenzwerte für 2030 abmildern

Europäischer Herstellerverband ACEA spricht sich für eine Senkung der von der EU getroffenen CO2-Vorgaben für 2030 aus. Man müsse "realistisch" bleiben, mahnt der Generalsekretär.

Bitte um Milde: ACEA-Generalsekretär Erik Jonnaert hält die CO2-Ziele der EU-Kommission für unrealistisch. | Foto: ACEA
Bitte um Milde: ACEA-Generalsekretär Erik Jonnaert hält die CO2-Ziele der EU-Kommission für unrealistisch. | Foto: ACEA
Johannes Reichel

Der europäische Automobilindustrieverband ACEA hat sich für eine Absenkung der für 2030 angestrebten Abgasgrenzwerte für Fahrzeuge ausgesprochen. Der Generalsekretär des Verbandes Erik Jonnaert sagte gegenüber der DPA in Brüssel, in der Branche herrsche "große Sorge, ob wir das Ziel für 2021 erreichen können, das wird auch schon kniffelig". Er warnte in dem Kontext vor massiven Arbeitsplatzverlusten durch einen raschen Übergang in die Elektromobilität in Folge der CO2-Grenzwertverschärfung. Die für 2030 geplanten Grenzwerte für den Verbrauch müssen noch Anfang Oktober im EU-Parlament abgesegnet werden. Jonnaert konstatierte einen Anstieg der CO2-Emissionen und sieht die rückläufigen Diesel-Zulassungen als Ursache dafür. Die Hersteller versuchten dennoch alles, die Vorgaben noch zu erreichen, betonte Jonnaert und verwies auf dann drohende hohe Strafzahlungen.

Was bedeutet das?

Es klingt ein bisschen, als habe da jemand den Schuss nicht gehört. Nach oder besser noch mitten im schwelenden Debakel um den Diesel und manipulierte Messwerte wagt es der oberste Vertreter, und nicht nur er, um Milde bei der Politik zu ersuchen. Er vertauscht dabei Ursache und Wirkung, bewusst oder unbewusst. Denn für den Rückgang der Diesel-Zulassungen und den absehbaren Anstieg der CO2-Emissionen sind schließlich die Hersteller verantwortlich. Jetzt sollten sie Manns genug sein, den Karren auch aus dem Dreck zu ziehen, den sie dort hineingesteuert haben, statt wieder in das alte Raster der Hintertreibung von klimatechnisch nun mal dringend gebotenen Emissionsminderungsvorhaben zu verfallen. Und vor allem: Die meisten Hersteller liegen gar nicht mal so schlecht im Rennen bei der Erfüllung der 2021er-Ziele. Insofern macht Jonnaert die Branche schlechter als sie in Teilen ist. Dass der Diesel auf einmal ein CO2-Heilsbringer sein soll, ist auch eine Mär: Der Selbstzünder hat lediglich für verstärkte Zulassungszahlen bei SUV und dicken Vans gesorgt, die nur mit Diesel halbwegs wirtschaftlich zu betreiben sind. In Summe sorgte der Selbstzünder keineswegs für niedrigere Emissionen.