10. SIGNal Flottentag: VM-Sitzprobe MG4 - wie ein ID.3 in wertig
Man muss es den Machern der neuen Marke MG aus dem chinesischen Staatskonzern SAIC lassen: Aber sie beschreiben eine extrem steile Lernkurve. Unser erster Eindruck auf dem Flottentag bei SIGNal in Schwäbisch-Hall: So lässt der MG4 im Vergleich zum Erstling MG ZS EV den letzten Hauch von Billigcharme hinter sich und markiert einen Anspruch, der pfeilgerade auf den Klassendominator von VW gerichtet ist. Mit 4,28 Meter Länge, 1,86 Meter Breite und 1,50 Meter Höhe siedelt der 4er direkt in der Kompaktklasse an und will einiges besser machen, als der Wolfsburger Stromer.
Das betrifft vor allem den Innenraum: tolle Materialien mit sportiver Optik und angenehmer Haptik, klare und souveräne Ergonomie und Bedienung, exzellente und gut konturierte Sitze, zwei knackige Farbdisplays am Lenkrad und mittig das Infotainment in Serie. Dazu viel Platz sowohl vorne, aber auch auf den Rücksitzen. Dort bekommt man die Füße dank der laut Hersteller "flachsten Batterie der Klasse" auch bestens unter den vorderen Fauteuils platziert und sorgt damit für mehr Beinfreiheit und bequemere Sitzposition, wie auch über dem Scheitel bleibt genug Platz. Die Türen fallen satt ins Schloss, die Griffe wirken solide wie die ganze Machart der Karosserie. Auch der 363 Liter große Kofferraum (max. 1.177 l) mit doppeltem Ladeboden kann sich sehen - und gut beladen lassen. Ein Manko teilt der MG4 aber mit dem ID.3: Er bekommt auch keinen flachen Ladeboden ohne Kante bei umgeklappten Rücksitzen hin, die Ladehöhe ist dadurch eher mau, Durchschieben von Fracht schwer möglich.
Komplette Fahrerassistenz schon in der Basis
Dafür spendiert man anders als beim in der Basis eher spartanischen Wolfsburger Elektro-Rivalen standardmäßig Fahrerassistenz auf Level 2 mit Abstands-, Stau- und Spurassistent, Ausparkwarner und aktiver Notbremse. Dazu kommen die Intelligente Fernlichtsteuerung (IHC) und der Geschwindigkeitsassistent (SAS) mit Verkehrszeichenerkennung. Beim "Luxury"-Paket (6.000 Euro) umfasst der MG Pilot außerdem die Toter-Winkel-Überwachung (BSD) und den Spurwechselassistenten (LCA) und warnt vor kreuzendem Verkehr hinter dem Fahrzeug (RCTA) sowie vor ankommendem Verkehr beim Öffnen der Türen (DOW). Der Müdigkeitswarner (UDW) wird zusätzlich durch eine Innenraumkamera unterstützt. Eine 360-Grad-Kamera zeigt der Fahrerin oder dem Fahrer im Display die komplette Umgebung. Wer das alles nicht braucht, wird mit der Basis namens "Standard" schon gut bedient.
Schnell am Laden, Perspektive mit Akku-Tausch
Apropos Laden: Mit 117 kW in der Basis und 135 kW bei den beiden höheren Ausstattungen mit dem größeren 64 kWh-Akku geht es in DC auch ordentlich zur Sache, wenn nach 350 oder 450 Kilometern der Lithium-Ionen-Akku leer sein sollte. Die oberen Versionen laden dann auch mit zeitgemäßen 11 kW, die Basis nur mit 7,7 kW in AC. Zudem sei das Fahrzeug auf Batterie-Swap-Technologie vorbereitet, wenn diese auch bei MG Einzug halten soll, wirbt ein Vertreter des Herstellers am Stand. Eine noch sportivere Version statt der 125 kW-Basis und dem 150-kW-Comfort-Version soll den mit 1,65 Tonnen relativ leichten Kompaktstromer statt in 7,7 dann in unter vier Sekunden auf 100 km/h katapultieren, wo auch immer sich das ausfahren lässt.
Aber der im Alltag eher akademische Wert unterstreicht doch den höheren Anspruch der Marke, die jetzt richtig ernst macht - und in jedem Fall ernst zu nehmen ist: Der MG4 startet im Gewerbeleasing ab 179 Euro oder käuflich für 32.000 Euro respektive 28.420 Euro nach Herstellerbonus oder gar 22.420 nach staatlicher Umweltprämie. Kurzum: Auf so einen preiswerten, reichweitenstarken und auch optisch flotten Volks-Stromer, der eigentlich alles kann und jeden SUV erübrigt, warten viele, auch in Deutschland. Die Hersteller aus der Volks-Republik holen aus zum nächsten Streich.
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