Klimaschutz im Güterverkehr braucht alle Optionen
Neben der Stromwende brauchen wir auch eine Molekülwende, um die Klimaziele zu erreichen und Deutschland als starken Wirtschaftsstandort zu erhalten.
Rund drei Viertel des innereuropäischen Warentransports erfolgen heute auf der Straße, Tendenz steigend. Selbst bei massiven Investitionen in Schienen und Binnenwasserstraßen wird der Straßentransport auch künftig von überragender Bedeutung bleiben. Damit die Treibhausgasminderungsziele im Verkehrssektor 2030 und darüber hinaus erreicht werden, besteht dringender Handlungsbedarf, neue Antriebs und Kraftstoffoptionen zu entwickeln und einzuführen.
Nutzfahrzeughersteller und -zulieferer setzen derzeit auf drei Optionen: den batterieelektrischen Antrieb, den Einsatz von CO₂-neutralem Wasserstoff in Verbindung mit einer Brennstoffzelle oder einem Wasserstoffmotor sowie die Verwendung erneuerbarer flüssiger Kraftstoffe. Entsprechend der Vielfalt an Anwendungsfällen dürfte künftig ein Technologiemix auch notwendig sein. Denn für Schwerlast-Lkw auf der Langstrecke bestehen z. B. andere Anforderungen als für Transporter im Stadtverkehr oder Spezialfahrzeuge im Rettungsdienst.
Derzeit ist nicht klar, wie sich die Marktanteile der verschiedenen Antriebstechnologien entwickeln werden. Doch schon heute müssen jegliche bereits skalierbaren Defossilisierungsoptionen, wie beispielsweise flüssige und gasförmige Biokraftstoffe, genutzt werden, um möglichst große Treibhausgasemissionsreduzierungen im Lkw-Bestand mit bestehender Infrastruktur schnell zu erreichen – auch, weil der Ausbau der Ladeinfrastrukturen noch Zeit in Anspruch nehmen wird.
Eine wesentliche Voraussetzung für einen Antriebswechsel ist vor allem die Schaffung leistungsfähiger Lade und Tankinfrastrukturen für Strom und Wasserstoff. CO₂-neutrale oder treibhausgasarme Kraftstoffe wie HVO100, Bio-LNG und Bio-CNG sowie E-Fuels ermöglichen eine deutliche CO₂-Reduktion auf Basis der bestehenden Motortechnologie und unter Nutzung der bestehenden Tankinfrastruktur.
In Anbetracht der vielfältigen Anwendungsbereiche für Nutzfahrzeuge und der Herausforderungen im Schwerlastverkehr erscheint es aus Sicht von en2x sinnvoll, jede der genannten Optionen in vergleichbarer Weise zu unterstützen. Technologieentscheidungen für einzelne Antriebsarten sollten der Entwicklung am Markt überlassen bleiben.
In diesem Sinne setzen wir uns dafür ein, dass neue Infrastrukturen für den Schwerlastverkehr der Zukunft aufgebaut und betrieben werden können. Dafür wichtig sind ein vorausschauender Ausbau des Strom bzw. Wasserstoffnetzes, einheitliche und faire Zugänge zu Netzanschlüssen, die Erschließung neuer Flächen und schnelle Genehmigungsverfahren. Bei der Planung sind bedarfsgerechte und leicht umsetzbare Lösungen besser als starre Auflagen. So sollten z. B. auch Autohöfe mitgedacht werden.
Notwendig ist auch, alternative Kraftstoffe als gleichberechtigte Klimaschutzoption anzuerkennen und in den entsprechenden Regelwerken zu berücksichtigen. Hier besteht insbesondere auf EU-Ebene Handlungsbedarf. Sowohl in der EU-Flottenregulierung wie auch bei der Lkw-Maut und vor allem bei der Energiebesteuerung werden nachhaltige Kraftstoffe bislang wie fossile Kraftstoffe behandelt. Das muss sich ändern.
Energie ist mehr als bloß Strom. Neben der Stromwende brauchen wir darum jetzt auch eine Molekülwende. CO₂-neutraler Wasserstoff und Folgeprodukte wie EFuels oder fortschrittliche Biokraftstoffe stehen dabei nicht in Konkurrenz zu einer sinnvollen Elektrifizierung. Sie ersetzen vielmehr fossile Energieträger sowie Rohstoffe und sind zwingend erforderlich für das Erreichen der Klimaziele und eine sichere Energieversorgung.